„Es herrscht Verzweiflung Angst und Leid, die Menschheit ist dem Tod geweiht (…) Die Rache der Natur tötet die Reichen, wie die Armen“
Pestpocken (Pestpocken)
Keine Sorge, so verwirrt bin ich glücklicherweise noch nicht, dass ich hier völlig zusammenhanglos Zitate der „falschen“ Bands in meine Reviews packe. Aber ich höre gerade die Pestpocken (von denen ihr übrigens auch hier ein spannendes Interview findet), denn die sind zur Zeit aber aus verschiedenen Gründen wieder sehr in meinen Fokus gerückt (zum Beispiel findet nächste Woche ENDLICH der Nachholtermin des „Aggropunks On Tour“ Konzerts mit den Pestpocken, Kotzreiz und den wunderbaren The Melmacs in Stuttgart statt!). Beim Hören des gleichnamigen Songs habe ich dann festgestellt, dass a) der Songtext leider gerade passender denn je ist, und b) die zweite Band auf der Split der Gießener*innen, die sie im August 2003 mit eben diesem Song veröffentlicht hatten, die Street Punker Bad Nasty waren – von denen ich jetzt das Tape auf dem Tisch liegen habe.
So schließt sich der kleine Punkrockkreis mal wieder. Auch auf einem der Pestpocken Jubiläumsfestivals („20 Years Of Hate“) standen die drei Franzosen dann auf der Bühne. Fredz (Vocals and Guitars), Reverend Seb (Guitars, Bass and Backing Vocals) und Peg (Drums) haben „Chaos Is Order“ bei Serge Morratel in Genf aufgenommen und bereits im Januar auf Bandcamp veröffentlicht.
Jetzt haben sie eben dieses Album beim Marbacher Label Running Out Of Tape Records auch auf Tape verewigt. Die Kassette ist neongelbgrünwhatever und wie immer handgesprayt/-gestempelt und mit ’nem verstörend-zum Titel passenden- Cover-Artwork ( von Alexandre Goulet). Darauf finden sich 10 Songs, die zwischendurch für Street Punk ungewöhnlich melodisch klingen, und bei denen jeder für sich auf eine absurde Art perfekt ist, ohne sich dabei nur eine Sekunde belanglos oder langweilig anzuhören.
Auf Seite A shaken wir uns lässig mit dem smoothen, catchy „Above Side“ in die Kassette. „This Dark Town“ fängt hastig und sperrig an, verwandelt sich dann aber in ein überraschend harmonisches Knallbonbon mit magnifiquem Gitarrensolo, von dem sich ein nicht minder grandioses, im darauffolgenden, eher gemächlichen „No One And Every One“ wiederfindet. „We Are“ ist mein Lieblingssong auf dieser Seite – da wird an alles gedacht: ‚Ne ordentliche Portion Wut, verpackt in Mitgröhlparts (Ohhhhhhh), Pogoteil, und Attitude, they got some fuckin‘ attitude, Alte*r…
Dann macht’s leider schon „Klick“ und Seite B geht in dem Tempo weiter wo „Another Man“ aufgehört hat: Mit sehr geilem, tightem Drumsound, der mit dem Bass zusammen ’nen soliden Teppich legt, und den ausdrucksstarken Gesang und Gitarre auf mal höheren und wilden, mal ruhigeren Wellen durch die Songs surfen lässt. „Chaos Is Order“ und „Need An Enemy“ (in Letzterem hat auch der Bass seinen besonderen Moment) poltern aufgeregt durchs Band und es ist echt erstaunlich, wie leichtfüßig diese Musik klingt, trotzdem nicht an Spannung und Wumms verliert, sehr geil. „Low Resilience“ beginnt wieder mit dieser gefälligen Gitarre und klingt geradezu hymnenhaft und macht sogar macht einen kurzen Abstecher in die Rocksteady Ecke, bevor mit „Later In The Night“ und „Those Abstract Lines“ nochmal zwei hitverdächtige Schmankerl nachgelegt werden. Trés formidable!
Da die drei derzeit mit ihren Buddies von Destructive, Unwanted Noise und Knoxious die amerikanischen Bühnen zerlegen, steht der genaue Releasetermin noch nicht fest, also einfach Augen offenhalten und am Besten Running Out Of Tape Records auf Facebook und/oder Instagram folgen, damit ihr das Tape nicht verpasst.
Live gibt es übrigens ein Liebliche Klänge Konzert mit Bad Nasty, Hateful Monday und den SickBoyz am 29.10. im Planet X in Marbach, das wird episch!