Wien. Der Prater, die Oper, Sissi, Pomp und Glanz und Glanz und Gloria und bei Siggi Freud kann man scheis… gehen. Na ja, wird wohl nicht mehr die Originalschüssel sein, aber egal. Doch auch in Wien scheint es sie zu geben, die dunklen Garagen in dunklen Hinterhöfen. Und Menschen, die sich dort sehr viel wohler fühlen als im grellen Licht der Stadt und ihrer Geschichte, die scheint es auch zu geben. Die vier von der Band Baits zum Beispiel.
Baits scheinen ihre Garage allerdings ab und an mal durchzufegen. Denn auch wenn ihr neues, zweites Album “All Filler No Killer” hinter dem Rolltor entstanden sein sollte, so legen sie doch Wert auf eine amtliche und eben aufgeräumte Produktion. So vollzogen im eigenen Hause/der eigenen Garage von Drummer FAZO666FAZO, der sich mit seinem Namen womöglich für den neuen Star Wars Movie bewerben will, hier aber eine ganz irdische, sprich geerdete Produktion abliefert. Diese tut den elf Songs richtig gut und bringt sie voll zur Geltung.
Nun dann zu den Songs selbst. Ich bin da zwar ganz schlecht in so was, aber anhand des richtig guten Bildmaterials, das Cover, Backcover und auch die bedruckte Innenhülle ziert, würde ich sagen, die Menschen hinter Baits dürften in etwa dann geboren sein, als Nirvana soeben ein jähes und brutales Ende gefunden hatten. Dennoch huldigen Baits dem Sound, der die Welt Anfang der ’90er Kopf stehen ließ, was sich ganz offensichtlich in Songs wie “Let Go” zeigt. Dieser hätte sowohl dank Songwriting, als auch dank Sound prima auf “In Utero” gepasst.
Auch Bands wie Garbage, die den letzten Schwung der Grungewelle noch mitgenommen haben, sind den Baits sicherlich nicht fremd. Und andere große Bands aus dieser Zeit wie die Breeders, oder die Pixies kennt eh jede*r, nur weiß sie eben nicht jede*r so gekonnt in seine eigene Musik einfließen zu lassen, wie die Baits. Und dann noch Weezer. Mit seinen breiten und schnörkellosen Gitarrenwänden ganz klar im Opener “Fucking Fake” rauszuhören. Doch auch die ’90er waren nur zehn Jahre lang und Baits haben auch danach noch ihre Hausaufgaben gemacht. Auch wenn sich Sängerinnen, die nur im Ansatz so was wie Punk machen, heutzutage gefühlt geradezu inflationär mit Brody Dalle vergleichen lassen müssen, so würde Baits‘ Sängerin Sonja Maier vermutlich auch nicht verneinen, dass sie diese ganz gut findet.
Tadaaa: Und somit haben wir den Super-Sound von Baits einigermaßen kategorisiert und umschrieben. Musik in Worte zu fassen ist allerdings ein bisschen so, wie wenn man sich für’s Fitnessstudio anmeldet und denkt, damit allein habe man dann schon genug für die Gesundheit getan. Hören müsst ihr “All Filler No Killer” dann schon noch selber. Die Betonung in diesem Satz liegt auf “müsst”! Ich kann euch aber beruhigen: das macht definitiv mehr Spaß, als auf dem Laufrad zu schwitzen. Wer allerdings nach einer Idee sucht, wie er/sie Hörvergnügen mit körperlicher Aktivität verbinden könnte, dem/der können Baits demnächst die ultimative Lösung bieten. Vom 21.03. – 31.03. (genaue Tourdaten findet ihr im www) ist die Band in Deutschland auf Tour. So möget ihr euch bitte dorthin begeben, denn ich bin mir sicher, Baits liefern auch live die Qualität, die “All Filler No Killer” für euch bereit hält.
Bereits am 15.03. wird das Album vom derzeit wohl angesagtesten österreichischen Label Noise Appeal Records (ebenfalls aus Wien) veröffentlicht werden. Dort dann zu haben. Sicherlich aber auch in gut sortierten Plattenläden. Oder bei Baits online. Oder am allerbesten direkt auf einem der Livekonzerte der Band. Check it out!