Welcome back to the 90´s, der Hochzeit des Indie-Rock! Bedroom Eyes aus Schweden zelebrieren diesen auf „Sisyphus Rock“ mit solcher Leichtigkeit, dass ich den Schulstress dieser Zeit völlig vergesse und mich vor meine Stereoanlage zurück träume zu Stunden, in denen ich Bands wie Nada Surf und Last Days of April kennen- und lieben lernte.
Jonas Jonsson tritt seit 2006 unter dem Namen Bedroom Eyes auf. Er schreibt die Songs und singt. Seine Band besteht aus Markus Eriksson (Gitarren und Tasten), Kim Fastesson (Gitarren), Emil Fritzson-Lindquist (Schlagzeug) und Mattias Andersson (Bass). Ihr Debüt „The Long Wait Champion“ erschien 2010, erst sieben Jahre später der Nachfolger „Greetings From Northern Sweden“.
Die Hitdichte auf „Sisyphus Rock“ ist beeindruckend. Spätestens, wenn der lieblich-harmonische Gesang einsetzt, durchströmen sie meinen Körper: Dopamin, Phenethylamin und wie auch immer die anderen Glückshormone auch heißen.
„You got a new boyfriend is what I´ve heard, if you need an replacement, I´ll be your Paul Westenberg!“
Die Hommage an Paul Westenberg, Sänger und Gitarrist der Replacements, hat Wortwitz, der Song klingt aber eigentlich nicht so rau wie Referenzband. Er ist eine echte Indie-Pop Hymne, die nach gut zwei Minuten das Wesentliche erzählt hat und gemeinsam mit dem entschlossenem „Sisyfuzz“ (anderthalb Minuten) zu den knackigen Songs gehört.
Aufgenommen wurde das Album live im Studio an „einem rustikalen Ort“ in den Wäldern von Rissna, Jämtland, der Heimat von Jonsson. Den längsten Song, “Store Blå” (= großes Blau), singt er sogar in Jämska, einem lokalen schwedischen Dialekt und hat damit wahrscheinlich den ersten Popsong in dieser Mundart überhaupt geschrieben.
Laut eigener Aussage hatte Jonas Jonsson 2019 einen mentalen Zusammenbruch und brauchte eine Auszeit: „Ich schrieb Fredrik bei Startracks (Label) eine SMS und zog den Stecker bei den Aufnahmen. 30 Sekunden später bekam ich eine Antwort: “Wir lieben dich, gute Besserung und mach dir keine Sorgen. Ich werde hier sein, wenn es dir besser geht!”. Was für ein großartiger Mann.“
Das Fabelhafte an diesem Album ist, und das hat es mit vielen skandinavischen Schönheiten gemein, dass es Melancholie und Happiness so wunderbar vereint. Und das sowohl in der Musik selbst als auch als Dissonanz zwischen Text und Melodie. Traurige Texte, gesungen in herrlichen Harmonien. Schluck.
Ein schönes Beispiel für diese Gegensätze ist auch die akustische Ballade „One of those things“, der mit „Kim“ gleich der rockigste Song des Albums folgt, natürlich alles passend im großen Rahmen des Power-Pop-Rock-Indies.
„Here comes Gordot“ beschließt ein grandioses, leider viel zu kurzes Album mit einem Lachen. Das passt.