Ich plädiere ja immer dafür, sich auch mal außerhalb der Komfortzone zu bewegen, neugierig zu bleiben und sich ins unbekannte zu begeben, sprich Musik zu besprechen, die es wohl ohne den Vinyl-Keks nicht ins heimische Plattenregal geschafft hätte. Mein Plädoyer führt in der praktischen Umsetzung dazu, dass ich diese Zeilen über das von Bernhard Gander komponierte “Oozing Earth” schreiben darf.
Wie soll ich das beschreiben, was da zu hören ist? Meine erste Assoziation war: Klingt als ob ein Haufen Todesser auf irgendein einem psychodelisch wirkenden Zaubertrank ne Abrissparty schmeißt. Die Instrumente schmeißen sich ins Chaos, schmeißen mit Chaos um sich, gerne laut. Zwischendurch wird es kurz ruhiger. Vermutlich hat ein*e Todesser*in kurz gefragt, ob sie denn wirklich diesen nervigen Harry endlich ausgeschaltet hätten. Diese Frage wird vermutlich mit einem “ach scheiß drauf” beantwortet und wieder ab, wieder rein ins Getümmel. Wieder ordentlich Chaos veranstalten. Und ja, ordentlich ist dieses Chaos schon. Das Schlagzeug gibt sehr eindeutig die Richtung vor und das Schlagzeug gefällt mir ausgesprochen gut. Alle weiteren Instrumente gesellen sich dazu und machen voller Freude mit. Ein Essemble aus E-Gitarren, E-Streicher*innen und Bläser*innen hang den Weltuntergang musikalisch zu untermalen.
Sechs der 16 Songs sind rein instrumental, hier klingt es bisweilen, als ob die Todesser*innen eine heimliche Freude am Jazz hätten und noch größere Freude diese hier heimlich ein wenig ausleben zu können. Das sind die Momente in denen die Welt ein wenig weniger untergeht. Plan B/ Umschulung, falls Apokalypse ausbleibt.
Auch wenn ich weniger Team Todesserin bin, kann ich den Instrumentals durchaus was abgewinnen. Nicht immer und nicht zu jeder Zeit. Manchmal ist es mir schlichtweg zu laut, egal wie leise die Boxen gestellt sind. Wenn dann noch die Musik für einen kurzen Monet zartere, weniger dystopische Töne anschlägt und ich somit genauer hinhöre, werde ich kurz drauf wieder von der Instrumentalen Wucht vom Hocker gehauen.
Mit den gesanglichen Parts hab ich so meine Schwierigkeiten. Ich versteh kein Wort und habe den Impuls dem Sänger einen Hals-und Rachentee zu verabreichen. Aber die Texte lassen sich zum Glück auf der Innenseite des Gatefold nachlesen. Das Gatefold, viele finden es überflüssig, hier nicht, denn die 16 Songs sind auf zwei schwarze Vinyls verteilt die auf 200 Kopien limitiert sind. Das Cover ist noch marzialischer als die Musik, schaut dafür doch einfach unten in die Fotos.
Wen meinen Beschreibung jetzt neugierig gemacht hat und sie mit der Wirklichkeit und den eigenen Assoziationen abgleichen will, der kann Bernhard Ganders “Oozing Earth” zum Beispiel über das Label Supreme Chaos Records erwerben.