Beinahe zehn Jahre haben die vier Jungs von Blessings ins Land gehen lassen, um am 21. Mai dieses Jahres ihr zweites Album „Biskopskniven“ auf Pelagic Records zu veröffentlichen. Das ist eine Menge Holz. Aber nun gut, die Zeit vergeht manchmal eben schneller, als man gucken kann und natürlich ist es ja auch so, dass das Quartett sicher noch herkömmlicher Erwerbsarbeit nachgeht und andere Dinge zu tun hatte. Soweit ich lesen konnte, haben sich alle zwischendurch auch anderen Projekten gewidmet.
Und „Biskopskniven“, was aus dem Schwedischen übersetzt übrigens „Das Messer des Bischofs“ heißt, ist keine bloße zweite Version von Blessings straightem punkig/hardcorigem Debutalbum „Bittervatten“, sondern eine spannende musikalische Weiterentwicklung, die in den meisten der 9 Songs auf der Platte zutage tritt und immer wieder für Überraschungen sorgt.
So beginnt „Strings of Red“ zum Beispiel mit einem mehrstimmigen Gesang, der vermutlich eine Anlehnung an traditionelle Gesänge ist – Ich denke da an Wikinger, kann mich aber auch irren. Dann setzt ein langsamer, super deeper Beat ein, der von einem wummernden, dreckigen Bass ergänzt wird. Ungewöhnliche Elemente zwischen den Genres enthält auch der nächste Song „A Belly Full of Stone“, der das erste Stück ist, das von „Biskopskniven“ veröffentlicht wurde. Erstmal drückt der Song ordentlich geradeaus und scheint nicht viel Neues zu liefern – dann wandelt sich das Stück aber und statt Gesang nach Strophe/Refrain-Muster hört man nur noch böse dröhnende Bässe mit Feedback-Gitarren – der Song schleppt sich dahin, die Feedbackgeräusche kreischen immer lauter – und plötzlich ist Ruhe. Auch bei „Old Bones“ wird mit dem puren Hardcore-Sound gebrochen. Hier kommt in der zweiten Minute ein Saiteninstrument zum Einsatz, das mich an ein spanisches Zupfinstrument erinnert.
Insgesamt klingen die Songs auf „Biskopskniven“ sehr wütend, düster, laut, konfrontativ und noisy. Auf so eine Stimmung über die ganze Platte muss man schon Bock haben, wenn man sie auflegt. Wer Bands wie Converge, Swans, Wovenhand, At The Drive In oder Tragedy mag, ist hier richtig aufgehoben.
Meine Lieblingstracks: „The Hound“ und „Iron Heel“ (erinnert mich am Anfang an Tool). Bemerkenswert ist, dass Blessings dem Hörer nicht gefallen wollen und ihn bzw. sie wie bei „Alting Är Jättebra“ (Das heißt auf Deutsch „Alles ist ganz toll“ – So einen Songtitel können sie wohl höchstens ironisch meinen), wenn er oder sie sich gerade in der hypnotischen Melodieschleife verlieren will unsanft aus dem Song schmeißen.
Laut Blessings Synth-Spieler Erik Skytt hatten die meisten Stücke auf der Platte ein sich konsequent wiederholendes Muster und einen Drum-Groove als Grundlage, auf der die Band dann alles weitere aufbaute. Drummer Mattias Rasmusson spielt tatsächlich an vielen Stellen gnadenlos wie eine Maschine den mal treibenden, mal endlos schleppenden Beat.
Bei aller Wut und allem Schmerz habe ich am Ende des letzten Songs „Black Vestals“ den Eindruck, dass nur noch Erschöpfung und Düsternis bleiben. Da kommt dann aber doch ein wenig Hoffnung auf – in Form eines leise erklingenden Windspiels, das ja wohl eher für Geborgenheit und Neubeginn steht. Eine vorsichtige Versöhnung der Band mit der Welt zu guter Letzt? Wer weiß.
Das Vinyl gibt es in schickem Himmelblau, die Hülle wurde vom schwedischen Künstler und Musiker Johannes Brandner illustriert und zeigt rundum und vorne wie hinten ein zusammenhängendes düsteres, detailreiches Bild. Texte oder sonstige Gimmicks gibt es nicht.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |
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