Ein fieser Untoter vorne drauf, Bandname dank des schnörkeligen Schriftzugs nur zu erahnen, die Kruzifixe aber unmissverständlich gen Hölle gekehrt und dann auch noch aus Norwegen. Ganz klar, und da braucht man auch kein Abitur für: Blodhemn kann nur Black Metal sein. Und damit fällt die Ein-Mann-Band eines Langhaarigen namens Invisus eigentlich schon von vornherein und ungehört ganz klar durch des Riedingers musikalisches Beuteschema. Zu fies, zu wild, zu durcheinander – und dann auch die, sagen wir mal, nicht immer rühmliche Geschichte dieses metallischen Subgenres: 99,9% des Gekeifes haben bei mir keine Chance und somit mag ich jetzt auch nicht gerade die Idealbesetzung für das Review des vierten Blodhemn-Albums “Sverger Hemn” sein.
Ähnlich wie einst in Gallien das kleine Dorf, leisten aber auch im Black Metal jetzt wohl noch ziemlich genau 0,1% des unbeugsamen Genres Widerstand gegen des Riedingers Pauschalurteil. Und diese 0,1% sind, bzw. ist eben Blodhemn. Gründe? Ja, ja, schon. Doch lest selbst.
Blodhemn aka Invisus liefert uns auf “Sverger Hemn” nicht nur schwarze Kost, sondern gibt dieser auch ein paar Versatzstücke aus anderen Genres mit bei. Da mag sogar das Wort “cool” an so mancher Stelle angebracht sein und ganz lustige Gesell*Innen mögen sich sogar zum ein oder anderen Schmunzler hinreißen lassen. Aber bitte nur im dunklen Keller, ja! “Bomb Bergen” etwa wartet mit groovigen Thrash Metal-Elementen auf. Dass Blodhemn ausgerechnet diese wunderschöne Stadt, die durch ihre finanzielle Unterstützung die Produktion des Albums überhaupt erst möglich machte, unmissverständlich in Schutt und Asche legen will, tja dass ist wohl so ein Ding im harten musikalischen Randbezirk. Der Song aber cool eben.
Für mich weniger verständlich, weil in der Landessprache betitelt, aber eigentlich noch viel cooler: “Velg Din Gift”. Das definitive Highlight der Platte fängt wie ein Hardcore-Smasher der Marke Comeback Kid an und wechselt dann in ein hartes, fast schon Speed Metal-Riff, cooles Kerry King-Solo und dazwischen, na logo, Black Metal. Ein Bastard im positiven Sinne, ist es doch ein Song, der Freund*Innen verschiedenster Stilrichtungen harter Musik begeistern dürfte, ja sogar wird.
Ein guter Schluss ziert dann alles. “Tid” ist ein opulenter Song, der diese tragende Melodie von New Orders “60 Miles An Hour” aufgreift (absichtlich oder nicht…??) und sie mit feinster Black Metal-Dramatik kombiniert, ehe er zum ausufernden Finale ansetzt. Eine gar großartige Kombination, auch wenn diese zugegebenermaßen so ein bisschen Fantasie erfordert. Spätestens jetzt muss auch ich grinsen. Aber natürlich fies, Leute. Ganz fies!
Trotzdem: ein Fan des Genres werde ich wohl trotz der positiven Überraschung “Sverger Hemn” nicht mehr in diesem Leben. Alle, die dem Black Metal jedoch etwas abgewinnen können, könnten – nein werden – mit der Platte einen Volltreffer landen und sich bei all der Dunkelheit womöglich genauso wie ich an der ein oder anderen Stelle doch zu einem Schmunzeln hinreißen lassen. Dark Essence Records presste das Album in einer 300er-Auflage auf blautransparentes Vinyl und verpackte dieses in durchaus ansehnlichem Gatefold. Schaut z.B. mal bei JPC.
So, und ich muss jetzt noch kurz New Orders “Get Ready” rauskrusteln. Ich brauch jetzt unbedingt den direkten Vergleich, hahaha…