Das nächste große Ding. Kerrang´s „Hottest Band“. Da kommt etwas Großes auf uns zu. Solche und ähnliche Vorschusslorbeeren sind eigentlich Gift für junge Bands. Cold Years beweisen auf “Paradise” jedoch eindrucksvoll, dass diese auch einfach nur eines sein können: Berechtigt!
Die schottische Band aus Aberdeen um Sänger Ross Gordon hat es leichtfüßig und elegant geschafft, eine der besten Rockscheiben des Jahres einzuspielen. Der Legende nach haben sich Cold Years in einer feuchtfröhlichen Runde erst 2014 dafür entscheiden, eine Band zu gründen. Als sich 2017 dann Louis (Bass) zum Trio Ross, Finlay (Gitarre/Gesang) und Fraser (Drums) gesellt, geht es ganz schnell. Mit der dritten EP „Northern Blue“, die fast ausschließlich gute Kritiken erhielt, erlangte die Band die Aufmerksamkeit des musikalisch interessierten Internets und der Musikjournalie, vor allem in UK. Mit sicherlich entsprechend großen Erwartungen auch von der Plattenfirma wurde der erfahrene Produzent Neil Kennedy engagiert, um das Debütalbum einzuspielen. Und nun liegt es endlich vor. Ursprünglich bereits am 8.Mai geplant, erscheint “Paradise” nun am 4.September via Entertainement One (eOne).
Der Opener “31” (Ross Gordons aktuelles Alter) beginnt akustisch, um dann aber schnell zur Sache zu kommen. Fans von The Gaslight Anthem werden ihre helle Freude haben, sowohl die raue Stimme, als auch die ausdrucksvollen Melodien erinnern des Öfteren an Brian Fallon und seine Kollegen. Radiorock in Vollendung, und das meine ich im besten Sinne. Genau hier liegt das Potential von Cold Years und ihrem Erstling: Auf der einen Seite haben die drei Vorabsingles selbst in Deutschland Airplay auf den einschlägigen Radiosendern bekommen, auf der anderen Seite werden Fans von etwas dreckigeren Sounds auch bedient, beispielsweise mit den Songs „Breathe“ und „Electricity“. Mein Favorit und aktueller Ohrwurm ist „62“ (My generation´s falling apart). Da wird es auch mal kurz politisch, denn 62% der Schotten haben sich im Rahmen des Referendums gegen einen Austritt Schottlands aus der EU entschieden. Dieser Song mit seinem großartigen Refrain spiegelt echte Besorgnis wieder, eine perfekte Symbiose aus großer Geste und echtem Anliegen. Insgesamt klingt Paradise mehr nach Amerika als nach Schottland, Rise Against lassen grüßen. Die Grundlagen für eine tolle Karriere sind gelegt. Bleibt zu hoffen, dass der Virus diese nicht im Keim erstickt, denn Cold Years müssen live spielen. Am 15.September tun sie das in Hamburg auf ihrem einzigen Deutschland Konzert. Wer in der Nähe ist, sollte sich das nicht entgehen lassen. Das Vinyl kommt mit Downloadcode und Texten im Stil einer Zeitung. Als wollten Cold Years gleich mit ihrem Debüt Geschichte schreiben.
Hier geht es auch gleich zur LP: JPC
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