aarglt. Fettestes Sorry aller Zeiten. Das hat echt lang gedauert.
Ich könnte mich jetzt rausreden und sagen: eine so gute Platte braucht seine Zeit. Die hat sie nun bekommen.
Jetzt ist es endlich Zeit für den Review, den ich schon ewig vor mir herschiebe. Warum? – keine Ahnung!
Die Band Das Rattenkabinett habe ich durch Lena Stoehrfaktor entdeckt, die hier auch die Vocals übernommen hat.
Die Produktionszeit des Vinyls hatte etwas auf sich warten lassen, ich denke, inzwischen hat sich der Markt stark entspannt, jedenfalls kam “die zukunft war gut” erst digital und einige Wochen später dann das Vinyl.
Es geht futuristisch mit “die zukunft…” los, der Synthie plärrt, Lena bombt ein paar Lines darüber, die Gitarre rockig, die Backsection spielt präzise nach vorn.
Der quasi Titeltrack ist ein Intro und mit “golden horse” geht es dann richtig los.
Lena hat schon echt melancholisch harte Lyrics.
Was sie im ersten Track anspricht, ist, was DIY-Rap & HipHop echt besonders macht und mit der Band Das Rattenkabinett noch nischiger wird. Kennt ihr da mehr Bands – lasst es mich wissen, schickt mal rüber!
RTKB spielt richtig gut zusammen. Sie mischen Rock, (Fusion?) Elemente und Rap. Lena Stoehrfaktor versucht sich ja immer neu zu erfinden, in dem was sie macht. Sehr gut hörbar auf ihrer letzten EP “essenz”, welche, verdammt noch mal, als eines der besten Tapes im letzten Jahr den Weg in mein Deck gefunden hat!
Kleiner Funfact: ich kann Keyboards eigentlich nicht wirklich leiden. Egal. Die Musik zieht mit, der Beat schiebt das gut nach vorne, ist halt nicht so ganz spotify-ig, sondern etwas hakiger und bissiger.
Erste Singleauskopplung war “kerstin”, eine Liebeserklärung an die Wirtin ihrer Stammkneipe. Superschön!
und auf der strasse jagen sie menschen
erst worte dann taten dann häuser die brennen
auf dem meer wollen sie boote versenken
doch faschisten sollen wir sie nicht nennen
niemals Rebellen
Songs wie “gather (feat. Daisy Chain)” oder auch “99 Flaschen” machen Das Rattenkabinett richtig gut mit sehr speziellem, auf den Rap aber auch die Gitarrenmusik angepasstem Songwriting. Was aber wiederum für den/die Gewohnheitshörer*In eventuell ein wenig sperrig wirken könnte. Mal gibt es einen Songaufbau durch / mit der Gitarre, mal mit dem Keyboard, bis die Lyrics (wieder) einsetzen dauert es manchmal ein wenig, damit eben der Songaufbau seinen Raum bekommt. In meinen Ohren funktioniert das super! Sie nennen es DeepCoreRap.
Ich würde mir das wahnsinnig gerne mal live reinziehen, da zeigt die Musik der Band ganz sicher wieder ein neue Facette.
Eine weitere Videoauskopplung und ein monstergeiles Video ist “immer wenn es knallt”
Der Track “Seeräuber” hat übrigens schon eine Version auf der Platte “Gott im Himmel, Leichen im Keller” von Sängerin Lena Stoehrfaktor gehabt – gönnt euch!
Und weswegen ich das erwähne: die Band Das Rattenkabinett gabe es schon mal in (teilweise) anderer Besetzung und sie haben schon eine LP rausgebracht, die auch sehr gut ist.
Nun gönnt man sich ein wenig verändertes Image und kürzt auf RTKB ab.
Für den Anfang ein wenig schwer im Netz zu finden, also holt euch die Platte, ladet die Band ein, das ist richtig guter Rap!
Die Platte schließt mit dem Titel “…war gut”, denn der erste Track ist ja “Die Zukunft…”, ab. Das ist, für mich der rundeste Song der Scheibe und echt ein guter Schlußpunkt, da die Band eben zeigt – zusammengefasst in drei Minuten – was sie kann!
Dieser Review erscheint auch, in ein klein wenig kürzer, bei der ProvinzPostille.
Anspieltipps, wer noch was Altes ausgraben möchte: être? waren 2014 mal bei mir aufm Tape drauf und hatten einen Tourbericht durch die Ukraine im Heft. Oder Such a Surge (wieso gibts eigentlich keine Vinyl-Reissues?)