Also gut. Wir müssen hier jetzt gar nicht lang um den heißen Brei herum reden. Dass die Labels Epitaph und Fat Wreck Chords mit ihren sämtlichen Releases, v.a. aus den 90ern, maßgeblich zur musikalischen Sozialisation der Finnen Deep End beigetragen haben, ist auch ohne den Hinweis auf dem Promozettel instant klar wie Kloßbrühe. Nicht nur, dass das Bandlogo von Deep End schon arg an das der Fat Wreck-Zugpferde Lagwagon erinnert, nein, auch die musikalischen Trademarks sind unverkennbar und omnipräsent. Da wird nicht gegeizt mit Aahs und Uuhs, catchy Gitarrenmelodien, mehrstimmigen Gesängen und Tempiwechseln. Sogar der Sound an sich klingt, als hätte Ryan Greene persönlich hinter den Reglern gesessen. Und allerspätestens, als in den letzten Takten von “Worthwhile”, dem vierten der vier Songs auf “Isolated Actions”, NOFX‘ “Linoleum” verwurstelt wird, ist klar, wo hier der Bär in den Weizen scheißt.
Wenn ich das bisher geschriebene eben nochmal kurz quer lese, bekomme ich glatt selbst den Eindruck, dass ich das dann irgendwie doof finde. Aber nein, so ist es ganz und gar nicht gemeint. Deep End sind richtig, richtig gut und erinnern mich herrlich erfrischend an einen gewichtigen Teil meiner eigenen musikalischen Sozialisation, die ich mit den fünf umtriebigen Musikern (bekannt aus Bands wie Armageddon Clock, Atom Notes, Manifesto Jukebox und anderen) mehr als teile. Hach, das waren noch Zeiten, in denen wir für Guttermouth unter der Woche und trotz Schule bis nach Lindau gegurkt sind und die Bandshirts in XL gekauft wurden, obwohl es (damals) auch M getan hätte. Da war einfach alles so… so positiv.
https://youtu.be/xdp5O-v91eM
Wie die Texte von Deep End eben. Durchweg geprägt vom Glauben an sich selbst, an die Freundschaft und so generell vom Guten im Leben, hätte auf das Cover von “Isolated Actions” vielmehr die frisch und freudig strahlende Blüte eines Löwenzahns gehört, anstatt dem traurig verwelkten Rest, der davon übrig bleibt und hierzulande auch unter dem Euphemismus “Pusteblume” bekannt ist. Dann wiederum hätte allerdings die schöne Metapher in “Dandelion” nicht funktioniert. Wäre schade drum. Und ja, wenn man als Löwenzahn geboren wird, hat man das Beste ja noch vor sich, wenn das Meiste eigentlich schon rum ist. Man lässt sich vom Wind treiben und schaut, wo es einen hin verschlägt.
In Sachen Melodycore hatte man auch lange das Gefühl, dass das Meiste ja schon rum ist. Doch Bands wie Deep End, oder auch die sehr artverwandten, ebenso sehr geilen Bike Age aus Stuttgart machen Hoffnung, dass das Beste nun doch noch vor uns liegt. Gleichwohl war Melodycore schon immer, sagen wir mal, stark polarisierend. Von den einen Punkern stets verschrien, von den anderen Punkern als einzig wahrer Punk akzeptiert, gab und gibt es nur ein “man liebt es, oder man hasst es”. Meine persönliche Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, aber dank großartigen Bands wie Deep End tendiere ich gerne mehr zum Teil mit der Liebe.
Als internationale Kooperation der Labels Intersphere Records, Keep It A Secret Records, Fast Decade Records, Thug Free Records und Evil Corporation erscheint die EP im Pappschuber und mit Download-Code. Texte und Linernotes auf der Rückseite und die Puste von der Blume schwirrt auch noch rum. Vier Gute Laune-Tracks für den Sommer, später auch für den Winter und überhaupt für jederzeit. Liebe Deep End: Gerne mehr davon! Bitte! Vorerst aber “Isolated Actions” besorgen. Hier.