Bönx von dem tollen Punk Label Bakraufarfita Records hat mich die Tage darauf aufmerksam gemacht, dass Detlef ja schon bald (04.12.2020) ein neues Album mit dem Titel “Supervision” veröffentlicht. Was erwartet uns musikalisch als auch textlich?
Damm: Supervision ist eine konsequente Weiterführung des ersten Albums. Gut gelaunter Hass verpackt in wenigen aber dafür guten Akkordabfolgen. Ihr bekommt – wie bei der Kaltakquise auch schon – 19 deutschsprachige Punkrock-Knaller um die Ohren gehauen. In 36 Minuten. Gestruggelt haben wir hier übrigens nicht lange und geprägt hat uns die Arbeit am Album auch nicht. Das ist, war und wird immer alles Detlef sein. Schreiben, aufnehmen, raushauen. Ich verstehe Bandstrukturen nicht, wo jahrelang an 10 Songs rumgeeiert wird.
Löber: Es ist textlich ein ziemlicher Rundumschlag gegen die großmäulige und wichtigtuerische Mittelmäßigkeit und Selbstzufriedenheit unserer Generation und Teilen der aktuellen Punkszene. Musikalisch haben wir immer schon den Anspruch, flott zur Sache zu kommen, nicht zu jammern und nicht zu langweilen. Was man nicht in zwei Minuten und vier Akkorden sagen kann, kann man auch nicht in zwei Stunden und tausend Akkorden sagen.
Meurer: Filgrane Texte gegen alles, billige Riffs, waghalsige Gitarrensoli, schmierige Bassläufe, engelsgleiche Backroundchöre sowie ein minimalistisches und druckvolles Schlagwerk
Wo, wie und wann habt ihr euch für die kommenden Songs inspirieren lassen?
Damm: Im Reformhaus, an roten Ampeln und beim Ordnungsamt. Einfach Augen und Ohren offenhalten. Da wird man schon sauer genug. Eine wunderbare Grundlage für Songwriting. Der selbstironische Bruch darf natürlich nicht fehlen.
Löber: Ich sitze gerne mit nem Kaffee morgens an einer Straßenkreuzung bei uns in Hipsterhausen Köln-Ehrenfeld. Da bekommst du alles geliefert, wenn du aufmerksam bist. Liebe, Verrat, Heuchelei, die ganz große Palette.
Meurer: Irgendwo beim Saufen
Ist es nicht etwas riskant, zur aktuellen Zeit ein Album raus zu kloppen? Ist das nun die neue Art von Punk?
Damm: Warum riskant? Die Scheibe kann sich ja nicht mit Covid 19 anstecken.
Meurer: Einer muss es ja machen. Man darf die Welt nicht den Arschlöchern überlassen.
Löber: Alles raus, was keine Miete zahlt. Ob das Punk ist, oder sogar eine neue Art davon, ist mir persönlich scheißegal.
Was sagen eure Frauen, Kinder und vor allem Eltern zu diesem hoch riskanten Vorhaben?
Löber: Frau: Mach du mal, wenn`s dir gut tut, ich find`s ok. Kind: Cool, mein Papa ist Riesenrockstar!! Mutter: Junge, du bist jetzt aber wirklich zu alt für diesen Krach. Mach doch mal richtige Musik.
Was hat euer Album mit dem beschaulichen Karlsruhe (liegt 20km von mir weg) zu tun? Immerhin ist das ja die Beamtenstadt Deutschlands!
Löber: Karlsruhe, Home of the mighty Sir Uwe Stahl, zwinker zwinker.LL
Meurer: Karlsruhe muss sterben. Das ist eine Fächerstadt mit vielen Einbahnstrassen. Ich habe mal mit dem Auto über die Mitfahrzentrale jemanden nach Karlsruhe mitgenommen. Auf dem Parkplatz wo ich ihn raus ließ weigerte er sich, das vereinbarte Geld zu zahlen, weil ich ja dann einen riesen Gewinn machen würde. Oliver Kahn hat lange beim Karlsruher SC gespielt.
Jetzt ist euer Erstlingswerk “Kaltakquise” vor exakt zwei Jahren raus gekommen. Wird das euer Turnus und warum musste die Welt so lange auf neues Material von euch warten?
Damm: Zwei Jahre klingt gar nicht so verkehrt. Mal sehen. Das mag nach ner langen Zeit klingen, ist es aber eigentlich gar nicht. Wir haben quasi nach der Kaltakquise direkt mit den ersten Songs für die Supervision weitergemacht. Die Platte stand dann auch recht zügig. Ursprünglich wollten wir dann in Transilvanien aufnehmen. Studio, Flüge, Unterkunft stand schon. Dann ging diese Fledermaus-Virus-Kacke los. Kommt halt immer mal was dazwischen. Virus, Krieg, Fußball. Sowas halt. Layout, Press und etc. nimmt dann ja auch immer noch mal Zeit in Anspruch.
Löber: Die Band gibt es jetzt relativ genau 3 Jahre, und jetzt kommt das zweite Album, wieder mit 19 Songs. Ich finde das einen hervorragenden Output.
Supernichts sind Tod. Es lebe Detlef. Wie kam es zur Auflösung und Neugründung?
Löber: Kurz und knackig: Zwei Supernichtse wollten mehr, die zwei anderen haben das ständig ausgebremst. Da trafen die zwei Ersten glücklicherweise den gewillten und fähigen Bassisten von Incoming Leergut, der oft und gerne aushalf, wenn die anderen wieder keine Zeit hatten. Supernichts beendet – Detlef gegründet.
Besteht die Chance, Supernichts noch mal in irgendeiner Form live zu erleben? Gibt es vielleicht sogar ein Comeback, so wie das die Jungs von Knochenfabrik / Chefdenker auch gemacht haben?
Löber: Ist nicht zu 100% auszuschließen, glaube ich aber nicht. Wir haben die Band ja aufgelöst, eben weil die anderen keinen Bock mehr hatten. Einige Supernichts-Hits finden regelmäßig den Weg auf die Detlef-Live-Setlist.
Was ist ausser dem neuen Album noch so bei euch in nächster Zeit geplant?
Damm: Wir begeben uns ganz entspannt an neue Songs und hoffen natürlich, dass die Veranstaltungs-Szene möglichst bald wieder das tun kann, was sie tut. Wenn es die ganzen geilen Punkrock-Läden dann noch gibt. Sitzkonzerte können auf Dauer nicht die Lösung sein.
Löber: Meine große Befürchtung ist ebenfalls, dass, wenn Konzerte in unserer Größenordnung wieder stattfinden können, die Läden dafür nicht mehr da sind. Ansonsten weitermachen wie immer: Proben, Bier trinken, aufnehmen, Album rausbringen.
Vorletzte Frage: Eure Top3 Alben für die Ewigkeit?
Damm: Rich Kids on LSD – Rock ´n Roll Nightmare, Rancid – Indestructible, The Vandals – The Quickening
Löber: Ramones – It´s alive, Snuff – Snuff said, Leatherface – Mush
Meurer: Ramones – Rocket to Russia, Extrabreit – Welch ein Land! Was für Männer!, Racey – Smash and Grab
Zum Schluss noch was loswerden?
Löber: Heult nicht rum und macht was. Dass alles Scheiße ist, weiß ich selber.
Meurer: Lasst Euch von den Sprachnazis nicht kleinkriegen. Fickt das System. Nur der MSV!
Mehr Infos zur Band:
https://www.facebook.com/detlef.cgn