Die Schwarzen Schafe haben vor Kurzem schon eine Compilation ihrer letzten 10 Jahre rausgebracht, nun folgt das neue Studioalbum.
Die Band startet mit einem klaren Bezug zur Pandemie, einleitenden Worten, Unverständnis gegenüber all denen, die diesen Virus und die damit einhergehenden Restriktionen in Frage stellen. Feiern – als gäbe es nichts Wichtigeres. Ist für mich in der linken, bunten (Punk)Szene immer wieder überraschend, dass wir diese Einschränkungen akzeptieren. Dabei ist ne Dosenbierparty doch schon auch ein wichtiger Baustein in den fünf (!!!) Säulen des Punk. Kennt ihr nicht? 1. Drei Akkorde 2. Dosenbier 3. Pogo 4. Fanzines und 5. Spuckis.
Die Schwarzen Schafe legen vom ersten Song an los, mit fast schon zeitlos gewordenem Deutschpunk. Ja, das ist inzwischen wohl ein nicht kaputt zu kriegender Zweig der erwähnten bunten Szene. Drei Akkorde, die Abwechslung dicht beieinander zum nächsten Halbton, gepresster Gesang, Singalongs, Reime, die in die Zeile gedrückt werden und ganz klare Aussagen.
Das wirklich Tolle ist, dass die Schwarzen Schafe dabei abwechslungsreich, erkenntnisreich bleiben und sein wollen. “Wach auf”, ein klares Statement gegen Drogenkonsum, auch den meist verharmlosten Alkohol mit eingeschlossen. Als Beispiel diesen Song nehmend, trifft ihr Songwriting in der zweiten Runde auf meinem Plattenteller dann doch einen Nerv bei mir. Deutschpunk, der nach 80ern riecht, in den 90ern nicht die Metalgitarren einführte um in den 2000er nach einem Split mit der Reunion-Fahne rumzurennen. Es ist dennoch nicht so, dass die Schafe nicht eine illustre Bandgeschichte hätten. Vor zwei Jahren waren sie gemeinsam in Argentinien auf Tour! Dahingehend ist der Song “Largas Noches” (span. für Lange Nächte”) wohl leicht zu erklären. Bei “Anna Lena” singt Suse von Supabond mit. Beim Rausschmeisser-Song “Das beste A-Moll” auf Seite B singt Thees Uhlmann mit.
…die Menschheit ziemlich krank
dein Leben ist nicht wirklich gut
doch dafür gibt es Punk
es gibt Freunde, Partys, echte Liebe
und Dosenbier ist toll
einen Plattenladen, Sitzblockaden
und Thees Uhlmann – Spielt das beste A-Moll
Was er dann auch hinreichend beweisen kann, denn es ist der Schlussakkord.
Die Schwarzen Schafe gibt es seit 1985! Und nach einer ganzen Menge 7inches und einigen (Split-)Alben nun also der neueste Streich. “Systemrelevant”, wobei die Band ganz klar formuliert, wofür dieses “Systemrelevant” steht: Gegenkultur IST systemrelevant. Das kann ich zu 110% unterschreiben.
Zusammengetan haben sich wohl alle Labels, die in diesen Jahren die Band unterstützt haben bei ihren Releases: Elfenart, Hochdruck MuSick, Plastic Bomb, Campary, Sedum, Black Wednesday, Rusty Knife und Malditos Vinilos.
Das großartige Artwort kommt von Gestaltungswille.
Die Platte gibt es bei Flight13 oder direkt bei Elfenart.