Oh mein Gott, der Albtraum eines jeden Schreiberlings steht direkt bei mir und schaut mir bestialisch grinsend über die Schulter. “Schreibblockade, hahahaha!” grunzt er mir übel aus dem Maul stinkend ins Ohr. Nichts geht mehr, ich bin am Arsch! Aber warum? Nun, Die fünfte LP des Berliners Doc Schoko “Skulpturen für die Flaschenpost” bietet mir so viele Eindrücke, dass es mir schwer fällt, diese zu ordnen, in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen und daraus einen Text für euch zu schustern, der sich fluffig und informativ zugleich lesen lässt. Dazu die Sorgen: hab ich ADS, bin ich hier noch an der richtigen Stelle? Ich reiß mich zusammen. Angriff ist die beste Verteidigung.
Aber da ist schon das erste Problem. Wie lässt sich die Musik von Doc Schoko überhaupt kategorisieren? Ich versuch’s mal so: der Begriff “Indie” als Kurzform für “Independent Music” bekommt hier eine völlig neue Bedeutung. Eine, die nahe an der Bedeutung des Wortes an sich ist. Denn, auf “Skulpturen für die Flaschenpost” werden so viele musikalische Stilmittel und Stile vereint, zerpflückt, aneinander gesetzt, neu sortiert, dass dies wahrhaftig “independent” von all dem konventionell Bekannten sind. Dabei hätte es ursprünglich nicht unbedingt dazu kommen müssen. Doc Schoko hatte eigentlich vor, die 14 Songs (+ drei Bonustracks auf dem beiliegenden Download – Code) mit Band aufzunehmen. Also mal so richtig konventionell. Aber dann kam, tadaaa: Corona! Nix da mit alle ab ins Studio. Alle bleiben brav zuhaus und Doc Schoko alias Christian Schulte nimmt seinen Stuff alleine auf. Unterstützt lediglich von seiner Lebensgefährtin Kristina Keller, die eine herrlich liebreizende Zweitstimme in so manchen Song einfließen lässt, und einem gewissen Uwe Jahnke.
Wer weiß also schon, wie “Skulpturen für die Flaschenpost” geklungen hätte, hätte uns nicht die Seuche heimgesucht? Weniger die Schreibblockade fördernd, oder gar noch mehr? Ist jetzt auch egal. Wir leben mit dem Ist – Zustand und versuchen, uns in diesem zurecht zu finden. Und dieser sieht nun mal so aus, dass Doc Schoko uns hier bei all dem herausfordernden musikalischen Durcheinander auch ein wenig Entspannung mitliefert. Sein unaufgeregter, hauptsächlich im Bariton vorgetragener Gesang sowie dieses karibische Flair geben der Platte einen roten Faden und eine gewisse Leichtigkeit. Wäre jetzt nicht Glühwein Zeit, würde ich mir glatt nen Cuba Libre gönnen. Sonnenbrille und Hawaihemd noch dazu. Das ist leicht, das ist locker, das macht die Platte hörbar und unterhaltsam.
Unterhaltsam sind auch die Geschichten, die uns Doc Schoko zu erzählen hat. Das Besondere daran, sie überlassen einem dank ihres eigenwilligen Schreibstils die Entscheidung, ob man sie metaphorisch, oder wortgetreu wahrnehmen will. Schon allein deswegen lohnt sich das Anhören von Doc Schokos neuestem Streich. Ein paar, dem Ohr vertraute Klänge, bieten zusätzlich Halt, weil Gewohnheit, was den Unterhaltungsfaktor zusätzlich steigert. Der unnachahmliche “Twäng” der Telecaster, der ersten, in Serie gebauten E – Gitarre der Welt by the way, blitzt immer wieder mal auf. Dieser ikonische Klang hat schon so viele Platten bereichert und nicht umsonst eben Serienfertigung.
So. Nun gab’s immerhin noch eine musikhistorische Info, womit ich mir selbst schön reden kann, euch halt irgendwie mit Infos versorgt zu haben. Ob meine Ausführungen über Doc Schoko und “Skulpturen für die Flaschenpost” euch dagegen weiterhelfen mögen? Mhm, jede*r, der/die sich grob im Soundspektrum zwischen Stereo Total und Leonard Cohen bewegt, sollte dies mit einem Kauf, der übrigens schon seit Mitte Oktober via Crocodile Tears Records erhältlichen Platte, selbst überprüfen. Lohnt sich! Zu haben z.B. hier:
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
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Label: | Keine Daten vorhanden |