Selten hat sich mir ein Vergleich schon nach wenigen Takten so aufgedrängt, wie bei Doug Paisley. Beim Verglichenen spreche ich von Mark Knopfler, egal ob als Solokünstler oder aber mit seiner Band, den Dire Straits. Sowohl stimmlich, als auch musikalisch erinnert Paisley stark an den irischen Altmeister. Dabei ist es überhaupt nicht despektierlich gemeint, dass sich Paisley für meinen Geschmack offensiv an Knopfler orientiert. Ich werfe ihm auch definitiv kein Plagiat vor. Vielmehr ist es doch mehr als logisch, sich beim eigenen Musizieren an seinen Idolen abzuarbeiten (ohne dass ich allerdings weiß, ob Paisley Knopfler als Idol bezeichnen würde?). Orientierung an anderen muss jedenfalls nicht zwangsweise ein Beweis für die eigene Unkreativität sein, sondern kann vielmehr die (eventuelle) Hommage an andere untermauern.
Dass Doug Paisley sich an einem der besten Gitarristen aller Zeiten orientieren mag, kann auch als Beleg für seinen Mut und sein Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten gewertet werden. Diesen münzt er auf seinem sechsten Longplayer “Say What You Like” in elf schöne Songs zwischen Folk und Country, zwischen Singer/Songwriter und Unterhaltungsmusik um. Und schon allein der Titel des Albums zeugt von gewissem Selbstbewusstsein des aus Toronto stammenden Musikers.
Mit Song 4, “Rewrite History”, drängt sich mir dann ein weiterer Vergleich auf. Und abermals wird sich an einem ganz großen gemessen. Der Song hätte so – oder so ähnlich – auch aus der Feder eines gewissen Bob Dylan stammen können. Und damit haben wir auch im Ansatz das dargebotene Repertoire an Songs umrissen. Mal unterhält uns Paisley roh und minimalistisch, alleine mit seiner Gitarre, oder aber er wird von einer Backingband unterstützt. Das sorgt für gute Abwechslung, lädt uns zum konzentrierten Zuhören ein, funktioniert aber auch gut als Hintergrundmusik, z.B. zum Wäsche aufhängen, wie bei mir gerade. Und dies ist ebenfalls nicht despektierlich gemeint. Schließlich braucht Mensch ja Musik in allen Lebenslagen.
Mit seinen sehr persönlich gestalteten Messages über sein Leben als Middle Ager erinnert Doug Paisley mich an einen Film der Coen-Brüder, den ich kürzlich gesehen habe. “Inside Llewyn Davis” erzählt auf tragikomische Weise die Geschichte eines erfolglosen Folkmusikers im Amerika der 1960er-Jahre. Genauso wie der Film zu empfehlen ist, ist auch Doug Paisley unbedingt eine Empfehlung wert. Bleibt zu hoffen, dass Paisley, anders als der Filmprotagonist Davis, uns noch lange als Musiker erhalten bleibt.
Mit Outside Music hat Paisley für “Say What You Like” eine neue Labelheimat gefunden. Diese täte gut daran, sich den Musiker auch für die Zukunft noch warm zu halten, auf dass er uns noch weitere tolle Platten wie diese bescheren möge. Toll ist auch die visuelle Darbietung, im Speziellen die bedruckte Innenhülle. Doug Paisley beim Schmökern, alleine, zurückgezogen, die anderen irgendwo da draußen. Das Gemälde zeigt große Wirkung. Auf der Rückseite dann die Texte. Auch diese beeindrucken und sind wiederum selbst das Schmökern wert. Die Platte auf sanftblauem Vinyl. So muss das sein und erhältlich ist das Ganze dann u.A. bei JPC. Viel Spaß mit Doug Paisley, was auch immer ihr beim Hören von “Say What You Like” tun mögt.