Gerade Post bekommen. Und darin sind sage und schreibe (ja, mach ich ja gerade schon) 14 Zines von Entes Anomicos Publishing. Also 14 mal was auf die Augen, im handlichen Din A5 Format, mal bunt mal schwarz weiß gehalten, mal ausschließlich bebildert, mal mit kurzen textlichen Anmerkungen. Aber gehen wir sie doch mal durch.
Als erstes ins Auge springt mir das schwarz-weiß gehaltenen Cover von “Tris-Tresse”, des Fotokünstlers Nicholas Tristesse. “Push to reset the World” diesen Knopf möchte ich gerne und sehr häufig drücken, leider steht keine Ortsangabe, wo dieser zu finden ist. Vermutlich vorläufig außer Betrieb. Auch die weiteren Fotos sind ungemein Stimmungsvoll und schlicht, die Motive alltäglich und wieder nicht. Man muss sie halt sehen und wahrnehmen und sehen und wahrnehmen wollen. Eigentlich gehören diese Bilder auf 2 mal 3 Meter Leinwand.
In “Fresh Cuts for Rotten Genital“ (ich Feier ja schon den Titel) sind Collagen mit politischen, aufrüttelndem Anspruch zu sehen. Gestaltet hat sie der Peruanische Künstler Enrique “Kike” Congrains und macht so unter anderem auf das Problem Fast Fashion aufmerksam, auf Tierversuche und das Titelbild “Knife” bezieht sich auf sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Viele der Collagen beziehen sich auch auf die Corona-Pandemie und Perus Umgang damit. In kurzen Texten gibt es Erläuterungen und der Bezug, der sich mit dem Werk schon aufdrängt wird bestätigt. Kunst, die auf unbequeme Art uns an die vielfältigen Probleme und Krisen erinnert. Eigentlich möchte man schon wieder den Reset-Knopf drücken.
“if the devil can convince you that you are small you are already defeated” Nicht gerade ein handlicher Titel, lässt aber einige Fragen offen. Zu sehen sind Impressionen von 6 DJ aus dem Boiler Room und dem Hör Berlin.
“Lucuma” beginnt mit einem ausführlichen Text, aber ich kann auf Spanisch maximal nach einem Schuhgeschäft fragen und würde die Antwort nicht verstehen, genauso wenig kann ich erahnen was über 2 1/2 Seiten mir nahegebracht werden will. Aber die folgenden Bilder und Zeichnungen sind zum Glück nicht von einer Sprachbarriere betroffen. Da sind verspielte manga-artige Bilder zu sehen, die alle samt junge Frauen zeigen in einer Vielfältigkeit und Verletzlichkeit, häufig mit floralen Mustern umgeben. Gezeichnet von Belén López-Lavalle Ríos.
Das Comiczine “Hallo Du No1” von David Galliquio zeigt ein Skelett auf der Suche nach Liebe und kommt, bis auf den Titel “Bone in Love” gänzlich ohne Worte aus. Und auch dem kurzen, neun Bilder starken “No Thanks” reichen Bilder.
“This Play” hat zwar eine schlichte Collage auf dem Cover, dahinter verbergen sich aber bunte und schauderhafte, tierische Darstellungen von Fernando Bocadillos.
Mit “Lima Kaos” liegt wieder ein peruanisches Zine vor. Das Skatezine zeigt Bilder der Hensley-Crew und Skateboarding in Lima. Das Titelbild aufgenommen von Karen Müller.
Gleich drei Artzines von “La Constante indagación” sind in meinem vorliegenden Paket enthalten. In allen drein sind digitale Collagen zu sehen. Schwarz-weiße Elemente treffen auf Farbe. Alltagsszenen wie schwimmen, tanzen, Fallschirmspringen (ganz alltäglich) verfremdet durch Farbe und Bildkomposition bestimmen noch die erste Ausgabe. In der zweiten meine ich aber auch Anspielungen auf andere Künstler*inne zu finden. Zwei Monde, schwarz weiß, die betrachtet werden von Personen. Wie ein bunter Scherenschnitt sitzen sie im Bild. Der Bezug zu “1Q83” von Haruki Murakami drängt sich auf. Parallelwelten. Und nur eine Seite weiter eine schwarz-weiß Fotografie eines verfallenen Hauses, davor Blumenwiese. Davor ein Mädchen, wieder Scherenschnitt in Blau, bringt Assoziationen zu Banksys “Ballon Girl” mit sich. Aber hier lässt das Mädchen nicht los, sondern fliegt und der Ballon sind Planeten und Monde. In der dritten Ausgabe sind ähnliche Motive zu sehen, weiterentwickelt, verfeinert.
Von “Instantes” liegen mir vier Ausgaben vor, wieder mit ein paar kurzen einleitenden Worte, wieder Spanisch. Diese ersten drei sind die schlichtesten Fotozines, nicht geheftet fallen sie mir beim ersten durchschauen prompt auseinander. Wobei schon beim dritten die Qualität des Papiers besser ist und das vierte dann geheftet fester in der Hand liegt. Schlichte Motive, wie Baumkronen, Rolltreppen, Bienen, Fenster mit Gardinen, Fahrrad mit Helm, sind stimmungsvoll eingefangen und erkennbar. Die Bildausschnitte bewusst und teilweise ein wenig unüblich gewählt.
Einen Eindruck zu den einzelnen Zins bekommt ihr in der Galerie, weiter unten. Erschienen sind die Zines bei Entes Anomicos Publishing, da findet ihr auch noch weitere. Schaut da ruhig mal vorbei, da gibt’s ja auch ‘nen Haufen Musik und so.