That´s what Vinyl is for. Optisch, haptisch und natürlich auch akustisch setzen Svein Berge und Torbjørn alias Röyksopp mit der Box “Profound Mysteries I-III” ein echtes Statement und sorgen kurz vor Schluss des Veröffentlichungsjahres nochmal für ein echtes Highlight.
Ihr Debüt “Melody A.M.” erschien 2001 und wurde mit über 750.000 verkauften (damals noch) Tonträgern gleich ein Bestseller. Seitdem gaben sich unterschiedliche Gastsängerinnen wie Lykke Li, Robyn oder Alison Goldfrapp im Studio die Klinke in die Hand, Röyksopp hatten da immer ein feines Händchen. Auf “Profound Mysteries I-III” ist es vor allem Susanne Sundfør, die die Hörer*innen mit ihrer Stimme verzaubert.
Eigentlich hatten sich Röyksopp 2014 mit ihrer letzten Veröffentlichung “The Inevitable End” bereits vom Format Album verabschiedet, da fehlte den beiden einfach die Perspektive. Und statt immer mal wieder einzelne Tracks oder EPs waren es dann 2022 schließlich gleich drei davon. Ein Triple-Album mit 30 Songs also – und das ist noch nicht genug. Zu jedem (!) der 30 Songs gibt es visuelle Elemente: Kurze Videos, Visualiser und Artworks erweitern die Musik um die optische Perspektive. Ich persönlich brauche diese beim Genuss der Schallplatten gar nicht, es zeigt aber, welche großen Ambitionen hinter “Profound Mysteries I-III“ stecken.
Referenzen? Ach du meine Güte: Nils Frahm? Daft Punk? Pet Shop Boys? Man könnte hier weitere aufzählen, aber Röyksopp kopieren ihre Einflüsse nicht einfach. Sie nehmen hier eine Prise Depeche Mode, komponieren etwas dazu, hören nochmal „Who’s Afraid of the Art of Noise?“, um dann irgendwie bei Jean Michele Jarre zu landen („Some Resolve“). Wie gesagt, es klingt nie nach Plagiat, sondern immer nach eigner Komposition.
Die drei Doppel-LPs fusionieren alle Trademarks, die das Output von Röyksopp auch bisher ausmachten: Neben housigen Titeln wie „The Night“, „Control“ oder „This Time, This Place“ kommen spacige Ambient-Tracks wie das fast 10-minütige „Speed King“ perfekt ohne Vocals aus.
Die drei Teile gehören zwar dem gleichen Stammbaum an, verzweigen sich aber dann in unterschiedliche Richtungen:”I” repräsentiert den ruhigen Ast der Familie, der zurückgezogen auf dem Land lebt und ihre elektronische Musik am liebsten mit Kopfhörer genießt. Die Mitglieder von”II” treffen sich gerne mit Freund*innen zum Brunch und hören ihren Elektro-Pop gemeinsam. Manchmal spielen sie sie dazu sogar auf ihren eigenen Instrumenten. Clan “III” sieht man tagsüber nie, denn dann schläft er. Nachts schwärmen die Jünger*innen aus in die Clubs dieser Welt, um die fetten Beats ihres Sounds mit dem ganzen Körper aufzunehmen.
Eine der sechs LPs dieser Compilation passt also immer, um sie auf den heimischen Plattenspieler zu legen. Ob alleine, zu zweit, mit der Familie, ob zum Chillen, Unterhalten oder beim Vorglühen (macht man das eigentlich heutzutage noch?- JA, der Editor). Und ich habe wirklich lange keine Box mehr in den Händen gehalten, die dermaßen anspruchsvoll gestaltet ist.
Ihr solltet “Profound Mysteries I-III” von Röyksopp, erschienen auf Embassy of Music, also auf jeden Fall im Plattenschrank haben.