“Lieber spät als nie” hat mein Opa immer gesagt, daher hier nun die Review zu Fritzi Ernsts erstem Soloalbum nach Schnipo Schranke, „Keine Termine“. Die Frau heißt zwar Ernst, aber man muss sie nicht immer so nehmen, tut sie selbst auch nicht, wenngleich bei weitem nicht alles witzig ist, was sie auf ihrem Album so besingt. Aber manchmal kann man Kritik und ernste Themen mit etwas Witz und Kinderreimen einfach besser verkraften.
Fritzi Ernst erzählt auf der 11 Songs zählenden LP, die übrigens bei Bitte Freimachen/The Orchard erschienen ist, Geschichten aus ihrem Leben, und oft Geschichten, die fast jede*r selbst schon mal erlebt oder zumindest mitbekommen hat. Dabei schafft sie es sehr gut, in genau diese Geschichten, die mitunter auch mal ordentlich weh tun und auf den ersten Blick in ein recht melancholisches Gewand gehüllt sind, hier und da mit etwas Spaß und einem schelmischen Grinsen zu erzählen. So wie es ja doch auch oft im echten Leben ist, was einen jetzt fertigmacht, darüber lacht man dann in 10 Jahren mal. Oder wie meine Oma gerne gesagt hat „Bis du heiratest tut´s nicht mehr weh“! Jetzt bin ich verheiratet und weiß: damit hatte sie nur teilweise recht.
Die Songs werden hauptsächlich vom Klavierspiel getragen. Doch immer mal wieder setzt Fritzi Ernst Störungen ein. Sei es ein disharmonischer Syntheziser-Einspieler oder einfach Worte wie “Pups” oder “Ficken”, die ja normalerweise in der ach so schönen in rosa gehüllten Mainstream-Pop-Welt nicht gesagt werden. Manchmal sind es aber halt doch die einfachen Dinge und die klaren Worte, die die Wahrheit zu Tage fördern können. Klar, Mainstream-Pop ist das jetzt auch nicht, aber trotzdem. Und trotzdem ist eben auch etwas, womit sich Fritzi Ernst auskennt und von dem sie weiß, wie sie diesen am besten verarbeiten und kundtun kann.
Ich weiß auch nicht, ich habe mir selbst einige Reviews zu dem Album durchgelesen (z.B, Zeit Online, Musikexpress…) und könnte, wenn ich es wöllte, jetzt auch irgendwelches hochtrabendes Intellektuellen-Gesabbel von Nonkonformismus und Anti-Ästhetik hier rein schreiben, aber wie Fritzi Ernst will ich das überhaupt nicht. Ich bin pragmatisch, ich mag einfache Dinge, ich mag einfache Texte und ich mag einfache Reime. Nicht, weil ich was anderes nicht verstünde, sondern weil ich ein fauler Sack bin und es nicht mag, wenn mir Songs keinen Platz zum Selberdenken mehr lassen. Aber wenn man es dann, wie Fritzi Ernst, schafft, in diese Einfachheit so viel Geschichte und so viel verborgene Emotion zu legen, dann bin ich überwiegend begeistert.
Auch das Cover kommt schön einfach, fast kindlich daher – was wieder wunderbar zum Rest passt. Und wenn man sich dann noch das kleine Hausaufgabenheft anschaut, welches der Platte beiliegt und als Textblatt dient, ist das Konzept absolut rund.
Wie ihr wisst mag ich keine Vergleiche mit anderen Künstler*innen und mag es auch nicht einzelne Songs nacheinander durch zu sprechen. Daher meine Empfehlung: Wenn ihr gute, einfache/nicht einfache Pop-Musik mit Pathos, Spaß und Klavier mögt, dann checkt “Keine Termine” von Fritzi Ernst aus.
Interpret | Keine Daten vorhanden |
Titel | Keine Daten vorhanden |
Veröffentlichung | Keine Daten vorhanden |
Label: | Keine Daten vorhanden |