Hach ja, das neue Jahr ist da und das darf gerne ein bisschen besser werden als das letzte. Die Chancen stehen gut, denn 2025 ist noch nicht mal zehn Tage alt und schon liegt das erste Leckerlie im Briefkasten. Eines meiner hiesigen Lieblingslabels (mhm, aufmerksame Leser*innen wissen das schon), La Pochette Surprise Records aus HH, liefert mir das Zweitwerk einer Band, die ich schon vor gut drei Jahren für geil befunden habe. Future Prawn aus Potsdam sind zurück. Oder besser, ist zurück. Denn eigentlich handelt es sich bei der Band um das (von anderen Musiker*innen unterstützte) Soloprojekt eines adretten jungen Herren namens Martin Mann.
War das Erstwerk „A Day At Promenade“ noch in englischer Sprache vorgetragen, wird auf dem am 7. März auf pinkem und schwarzem Vinyl erscheinenden „Liebeskummer & Reis“ auschließlich die Muttersprache als Sprachmedium be- und genutzt. Man(n) fühle sich darin wohler und dem Anspruch, mit jeder Platte etwas Neues bieten zu wollen, komme Man(n) damit auch schon ein gutes Stück näher. Nun, wegen mir könnte auch alles beim alten bleiben, war der Vorgänger seinerzeit doch ein Volltreffer. Hören wir also mal rein, was Future Prawn uns heuer zu bieten hat.
Wie schon beim Vorgänger wird so Allerlei, was die Populärmusik so her gibt, zusammengemixt. So entsteht ein abwechslungsreiches und spannendes Musikwerk – und das macht Spaß, allein schon das Rausfiltern der Stilrichtungen. Ist so ein bisschen wie Rosinen picken, ohne dass schlechte dabei sein können. Der Opener „Alexandra“ geht flott voran und ist die neueste Version der Neuen Deutschen Welle, bevor er in ein Saxophon-Kauderwelsch mündet. Klingt ein wenig wie Bowies letzter Geniestreich und dessen Ausflug in den Jazz, wie „Blackstar“. Bowie und all seine Glamkolleg*innen schwingen so oder so ein wenig mit auf der Platte, auf eine irgendwie bodenständig anmutende Art und Weise.
Auch im Titeltrack auf Position 2. Ja, durchaus und da erst recht, bevor „Wechselbad“ in die Nachbargarage der Los Banditos einzieht, über welcher tatsächlich Die Ärzte ihre neue Praxis aufgemacht haben. „Es geht mir stets desolat. Es geht mir stets o.k.. Heute bin ich so genial. doch morgen ist’s passee.“ Na na na, der Song klingt viel zu leichtfüßig, als dass eine so vorwiegend grimmige Selbstwahrnehmung erlaubt wäre. Ich nehme Future Prawn bei der dritten Zeile und stimme dem bedingungslos zu. Ist einfach genial, der Martin Mann und sein Zweitwerk.
„Speck“ dann nochmal was neues. Ein schrabbeliger Punksong. Klingt wie The Shocks und gibt der Platte nochmal so ein bisschen mehr Aufwind, als ohnehin schon in den Segeln ist. „Alte Tassen“ bittet dann zu Tisch. Eine chillige Nummer zum Ende von Seite A. Sitzen bleiben will man da aber nicht lange. Schließlich ist man auf die Überraschungseier von Seite B gespannt. Bisher aber eh schon volle Punktzahl. Was also soll schon schief gehen?
Nichts, Leute! Nichts! Auch wenn Future Prawn mit „Wir kleben“ und „Küche“ erstmal etwas düstere Töne anschlagen und die ganze B-Seite generell eine etwas strengere Art an den Tag legt. Dennoch geht es genau so geil weiter und Future Prawn überzeugen erneut auf ganzer Linie – auch auf Deutsch! Gerne nochmal ’nen Nachschlag, meinetwegen auch auf Mandarin. Aber bitte lieber Martin Mann, bitte liebe Future Prawn, bitte nicht erst in drei Jahren!
Schaut gerne schon jetzt bei La Pochette Surprise Records vorbei. „Liebeskummer & Reis“ kann man bereits pre-ordern.