Okay, mal ehrlich. Was ging in euch vor, als ihr die Genrebezeichnung Blasmusik, Volksmusik gelesen habt? Blasmusik, dass kann ja vieles sein, von Jazz über Ska, bis hin zur nun ja…. Volksmusik. Ich persönlich landete in einer Schockstarre irgendwo zwischen der Volkstümlichen Hitparade des ZDF und Bierzelt, das ist ein Horrorlevel mit Spielmannszug. Geht gar nicht und ich wage es kaum die Platte aufzulegen.
Als ich es dann doch tue – hilft ja nix, muss ja gemacht werden – also Augen zu und durch, hoffe ich sehr, dass das Ska-lastiger wird, als zu vermuten wäre, und es sich bei der Genrebezeichnung um einen, meiner Meinung nach sehr unlustigen, Scherz handelt.
Tja, was soll ich sagen. Es handelt sich bei G.Rag & Die Landlergschwister schon um Volksmusik und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass die Menschen in so einem Bierzelt schon ordentlich Spaß beim zuhören haben. Gleichzeitig hätten vermutlich die Durchschnittszuschauenden der Volkstümlichen Hitparade sehr wenig Spaß und Freude; und würden es vermutlich als modernen Krach beschimpfen. Es ist ein bisschen so, wie mit so manchen jüngeren Kölschen Bands, die auch im Karneval unterwegs sind, die aber grundsätzlich guten Rock oder Pop machen, halt nur in Mundart, op Kölsch. (Der Vergleich drängt sich in einem Kölschen Wohnzimmer auf, zumal ich diese Zeilen am 11.11. schreibe und sobald das Vinyl verstummt Kölsch Töne und Rettungswagen die Geräuschkulisse gestalten)
Also was mache ich nun mit dieser Musik, zur der ich mal mitwippe, weil sie gewürzt ist mit einer Prise Ska, was ich sehr mag und dann folgt wieder ein traditionelles, schunkeliges Lied. Alle samt klingen sie seltsam vertraut und ein Blick auf die Tracklist zeigt auch warum. So ist der dritte Song, “My Moon My Man” Komponiert von Chilly Gonzalez, oder auf der B-Seite “Close to me” von The Cure.
Also alles was ich zu G.Rag & Die Landlergschwister sagen kann , was von “Ins Freie” halten? Ich kann meine Vorbehalte nicht gänzlich ablegen und meine hochgezogenen Schultern, die der Begriff “Volksmusik” hervorruft, nicht wieder vollkommen entspannen, das verhindern die traditionellen Lieder die rund ein Drittel der Platte ausmachen.
Und die doch auf ihre Art versuchen, sich selbst zu entstauben.
Bei anderen Lieder ist der Ansatz das verstaubte und verkrustete Image der Volksmusik loszuwerden wirksamer. Vielleicht weil sie sich auch an den Grenzen des Genre bewegen und bisweilen diese Grenzen auch überschreiten. So ist “Ins Frei” von G.Rag & die Landlergschwister sozusagen ein Grenzgänger oder eher ein Bindeglied? Entscheidet selbst. Ich vermute, dass ich persönlich diese Platte in Gänze vermutlich nicht nochmal hören werde, einzelne Songs vielleicht schon. Erhalten könnt ihr die Platte übrigens u.a. via Bandcamp, oben verlinkt.