In meiner Vergangenheit gab es eine kurze Phase, in der ich neoklassische Musik sehr mochte und regelrecht hörend verschlungen habe. Da gab es durchaus interessante Musiker, wie Ólafur Arnalds, Nils Frahm (sowohl als Solomusiker, als auch im Duo), Lubomyr Melnyk (einer der schnellsten Pianisten, den ich je irgendwo zu Gesicht bekommen habe) und noch so viele anderes. Jeden einzelnen zu benennen, würde den Rahmen sprengen. So. Jeden einzelnen? Jaja, keine Frau dabei. Ich war auch nie richtig in der Materie und Neoklassik ist nicht mein Steckenpferd. Ich wusste nie, welche Künstler*Innen in dem Bereich kann man sich beruhigt anhören und welche getrost weglassen. Nun, 2023, komme ich irgendwie und endlich an ein Hania Rani – Album. Ich habe schon vor ein paar Jahren einige Vorschusslorbeeren von ihr gelesen, hatte mich aber nie an eine Vinyl rangetraut, weil die weder meine Frau, noch ich, öfter hören würden – dachte ich jedenfalls! Ich nutzte einen Moment, an dem wir gerne ruhige Musk hören, wenn es die Umstände erlauben. Und zwar das Frühstück. Der wichtigste Start in den Tag! Und dabei ließ ich “Ghosts” von Hania Rani laufen. Meine Frau deutet meist an, wenn die Musik entweder richtig schlecht, zu laut oder gut ist. In dem Fall gefiel ihr, was sie hörte. “Ghosts” erschien Ende des letzten Jahres auf Gondwana Records.
Hania Rani debütierte in 2020 und hat bereits einige Alben aufgenommen, darunter auch Soundtracks. Solche Musik bietet sich einfach auch an um in Filmen, Serien, Dokus integriert zu werden.
“Ghosts” ist irgendwie als Kollaborationsalbum zu sehen, denn gelegentlich ist Bassist und Moog-Spieler Ziemowit Klimek zu hören, der bereits auf “Home” dabei war. Patrick Watson haucht dem ätherischen “Dancing with Ghosts” unheimliches Leben ein, und Duncan Bellamy vom Portico Quartet steuert wichtige Loops zu “Don’t Break My Heart” und zum ruhigen “Thin Line” bei. “Whispering House” – geschrieben und aufgenommen mit ihrem Freund Ólafur Arnalds – versprüht ebenso einen friedvollen Zauber wie das leicht barocke “Nostalgia”, während “The Boat” die Atmosphäre von Nils Frahms „Music For Animals“ heraufbeschwört und “Komeda” durchaus nach Pink Floyd klingt.
Geschrieben hat Hania Rani die Texte in der Schweiz, wo sie auch noch parallel an dem Soundtrack für einen Dokufilm des Künstlers Alberto Giacometti arbeitete. Der Soundtrack “On Giacometti” kam ebenfalls in 2023 bei Gondwana Records heraus.
Die Vorschusslorbeeren von vor ein paar Jahren sind meiner Meinung berechtigt. Eine begnadete Künstlerin auf ihrem Gebiet. Und wer sich nicht sattsehen und satthören kann, der*den seien diverse YouTube -Videos von Hania Rani ans Herz gelegt. Erst da zeigt sich, wie beruhigend das Überfliegen und Tippen der Finger auf Klavier-Tasten sein kann.
Wer das Album erwerben möchte, erledigt dies gerne bei Gondwana Records über Bandcamp.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!