Friedlich, locker, sanft, beruhigend, aufmunternd, aber auch mitreißend. Alles Adjektive, mit welchen sich der neuste Langspieler des australischen Indie-Folk-Duos Hollow Coves beschreiben lässt. Als mich vor einigen Tagen das bläulich schimmernde Vinyl erreichte, dauerte es nicht lange, bis es zum ersten Mal auf meinem Plattenteller landete. Anfang März 2024 veröffentlicht Hollow Coves bereits Studioalbum Nummer zwei. Die Jungs stellen mit “Nothing to Lose” die heilende Wirkung der Simplizität in den Vordergrund und bringen die Kraft von Dankbarkeit und Wertschätzung musikalisch auf ein ganz neues Level.
Hollow Coves fackeln nicht lange rum und setzen das Thema dieser LP direkt in den Fokus. “Nothing to Lose” ist nicht nur der Titel des Albums, sondern auch namensgebend für den ersten Song. Ein auftreibendes und zugleich sehr ermutigendes Stück Musik, bei dem es insbesondere darum geht, all das loszulassen, was nicht zu kontrollieren ist und stolz auf das zu sein, was man bereits erreicht hat. “Good luck will come and go Some things you can’t control”, singt das australische Duo, unterstrichen von Akustikgitarren und aufheiternden Melodien.
Sanftmütig, aber inhaltlich ähnlich geht es weiter mit “Letting Go”, einer Hymne an die Freiheit und die heilende Kraft, mit der uns das zu Hause manchmal umgibt, um sich zu regenerieren und dann wieder von neuem anzufangen. Mir fällt direkt der stimmliche Unterschied auf. Matt Carins übernimmt hier den Hauptgesang und seine etwas höhere Stimme passt wunderbar zu dieser wohlig warmen Atmosphäre.
Auch bei den weiteren Songs merkt man, wie sehr sich das Duo inhaltlich und auch musikalisch mit ihrer Musik und dem Thema der Platte beschäftigt hat. Jeder Song fokussiert einen anderen Aspekt, aber im Zentrum bleibt die Wertschätzung für die kleinen Momente im Alltag und der Fokus auf die Schönheit, die uns überall umgibt in jedem Song erhalten. Besonders “Photographs” blieb mir dabei in Erinnerung.
Zu oft passiert es mir selbst, dass ich ein Foto mit dem Handy mache, um es dann nie wieder anzuschauen. Inmitten des digitalen Zeitalters, umgeben von Übersättigung und der Flüchtigkeit von Ereignissen und besonderen Momenten, übersehen wir schnell die Schönheit der kleinen Augenblicke. “Photographs” ist die Erinnerung daran, wie wichtig es ist, diese besonderen Momente aufzubewahren und ihnen den richtigen Rahmen zu geben beispielsweise in Form eines Fotoalbums.
Alles in allem ergänzen sich die Stimmen von Ryan Henderson und Matt Carins abwechselnd und erzeugen eine gelassene und sorglose Stimmung. Im Vordergrund stehen dabei instrumental ganz klar die Gitarren, welche ganz unterschiedlich eingesetzt werden. Oft werden die Songs, wie am Beispiel von “On the Way” oder “Be Alright” mit einem locker gezupftem Gitarrenriff und dem Gesang eingeleitet und erst nach und nach durch die weiteren Instrumente wie Klavier und Schlagzeug ergänzt. Aber auch anders herum zeigen die Jungs ihre musikalische Dynamik. So bricht der Song “Harder to Fake It” mit diesem Muster und zieht das Tempo ein wenig an, indem zunächst das Schlagzeug den Rhythmus und die Stimmung vorgibt, bevor Gitarre und Gesang mit einsteigen. All das schafft letztlich nicht nur die richtige Abwechslung, sondern macht auch Spaß beim Zuhören.
Simplizität, Dankbarkeit sowie das Bewahren und Wertschätzen besonderer Momente stehen sowohl inhaltlich als auch musikalisch über diesem Album. Neben einer sehr schnelllebigen Internetkultur, wo ein Trend den nächsten jagt, weiß man diese Langsamkeit und Stetigkeit gleich viel mehr zu schätzen. Hollow Coves hat es geschafft, mich für die Spieldauer von knapp 40 Minuten und noch darüber hinaus zu fesseln.
Worte zu finden, um zu beschreiben, was die Musik mit einem macht, ist manchmal gar nicht so einfach. Und wenn man dann mal meint, den richtigen Satz gefunden zu haben, dann ist und bleibt die Wahrnehmung immer subjektiv. Also belasse ich es dabei. “Nothing to Lose” ist musikalisch und inhaltlich ein grandioses Album, welches in meinen Augen seine Aufmerksamkeit voll und ganz verdient. Am besten klappt das übrigens mithilfe der Schallplatte, einem doch sehr langlebigem und beständigem Format. Wer das mal probieren möchte, findet die Platte im Webshop der Band oder auf JPC. Veröffentlicht wurde das Album via Nettwerk.
Viel Spaß beim Hören
Jan