Ich durfte Josh McKeown, dem Sänger der englischen Hardcore-Band Palm Reader, ein paar Fragen zum neuen Album “Sleepless” stellen (Hier die Review zum Album). Er spricht darüber, was er und seine Bandkollegen auf diesem Album bewusst anders gemacht haben, warum er nie Texte über Liebe geschrieben hat und über seinen Bezug zu Religion.
Was steht gerade auf eurem Plan? Womit seid Ihr beschäftigt?
Wir bereiten uns gerade auf die Shows vor, die wir bald spielen werden. Die Tracks von “Sleepless” live zu spielen ist eine aufregende und respekteinflößende Aufgabe. Wir haben total Lust darauf, dafür zu proben und Dinge auszuprobieren. Wir sind total glücklich darüber, dass die Welt sich wieder öffnet und können es kaum erwarten, tatsächlich endlich wieder live zu spielen!
Ihr habt vor einigen Wochen Euer viertes Album “Sleepless” veröffentlicht. Wie fühlt sich das an?
Es fühlt sich unglaublich an, dass es nun draußen ist und es klingt noch besser für uns, sagen zu können, dass es schon unser viertes Album ist. Wir haben so hart daran gearbeitet, ein Album zu machen, das einen großen Schritt für uns als Band bedeutet. Ich denke es ist ein Statement für die Entwicklung, die wir gemacht haben. Ich persönlich habe so viel mehr als jemals zuvor in diese Veröffentlichung gesteckt und deshalb ist jeder Aspekt dieses Albums besonders intensiv. Der Stress, die Ängste und schließlich dann das Hochgefühl hatten diesmal noch mehr Gewicht, weil ich soviel von mir in “Sleepless” gesteckt habe.
Inwiefern habt Ihr Euch mit “Sleepless” musikalisch weiterentwickelt?
Wir waren uns alle einig, dass wir den Hörer nicht mit unnötig viel Instrumentierung bombardieren wollten. Wir haben die Räume innerhalb der Songs genutzt und haben viel mehr an die Dynamik gedacht. Ich glaube, das hat wirklich geholfen, unseren Sound weiterzuentwickeln und ich hoffe, das trägt dazu bei, dass man unsere Musik noch besser genießen kann.
Lass uns über Eure Lyrics sprechen. Du hast Dich diesmal in andere Menschen hineinversetzt und nicht nur über deine eigenen Empfindungen und Erfahrungen geschrieben. Warum hast Du das gemacht und was ist das Wichtigste, was du dadurch gelernt hast?
Indem ich durch diesen Prozess gegangen bin, von einem viel weniger persönlichen Standpunkt aus zu schreiben, habe ich gelernt, die Sprache meiner eigenen Erfahrungen zu nutzen, um die Bilder von anderen zu malen. Durch diesen Prozess hatte ich das Gefühl, als Autor gewachsen zu sein und das bedeutet mir sehr viel.
In dem Song „Hold/Release“ geht es um Männer, die mit ihren Gefühlen nicht richtig umgehen können. Warum ist das ein wichtiges Thema für Dich?
Der Song basiert auf dem Gedanken des Stereotyps eines toxischen “starken und stillen” Mannes und dessen manchmal tragischen Ergebnissen. Aber weiter gefasst geht es auch um Sprachlosigkeit. Fakt ist, dass das Sprechen Menschen hilft, mit ihren Gefühlen klar zu kommen. Und viele wollen oder können das nicht. Ich glaube, dass viele Probleme dieser Welt von diesem simplen Fakt stammen. Darum ist es mir so wichtig.
In “A Bird And It’s Feathers” singst du zum ersten Mal über Liebe. Dabei ist es ja sicher das meist behandelte Thema in der Musik. Warum hat es so lange gedauert, bis Ihr darüber einen Song schreibt?
Dafür gibt es zwei Gründe. Der erste ist, wie du schon sagst, dass über Liebe schon so oft geschrieben wurde. Deshalb fand ich immer, es wäre zu einfach, zu naheliegend oder zu sehr Nummer sicher, darüber zu schreiben. Der zweite Grund ist, dass die Musik, die wir spielen, sich für mich nicht nach dem Thema Liebe angehört hat und ich habe immer versucht, in den Texten das Gefühl zu transportieren, das mir die Musik vermittelt.
Das Video für „A Bird And It’s Feathers“ habt Ihr in einer Kirche gedreht. Warum habt Ihr Euch dafür entschieden? Und was bedeutet Euch Religion?
Die St. Edmund’s Church in Rochdale, England, ist eine Kirche, die durch Freimaurer designt und gebaut wurde. Śie ist ein unglaublich faszinierendes Gebäude und wirklich einen Besuch wert. Die Kirche wird aber nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Eine Charity-Organisation kümmert sich darum und sie haben uns erlaubt, unseren Livestream dort zu drehen, von dem “A Bird And It’s Feathers” ein Teil war. Niemand von uns ist in irgendeiner Form religiös. Wir schätzen religiöse Ikonographie und die Architektur religiöser Gebäude aber, denn sie sind sehr schön anzusehen und flößen Ehrfurcht ein. Was im Namen Gottes getan wird, ist allerdings widerlich. Eine Botschaft der Hoffnung, besudelt durch korrupte und habgierige Männer.
Für alle, die Euch noch nicht live gesehen haben – Was können wir erwarten?
Wir werden auf unseren Shows etwas Besonderes bieten, wenn wir wieder touren dürfen. Das kann dann jeder sehen, der zu den Konzerten kommt. Da will ich noch nichts verraten.
Kommt Ihr auch nach Deutschland?
Wir würden am liebsten gleich morgen in Deutschland spielen. Glaub mir. Es ist eins unserer liebsten Orte für Liveshows weltweit.