In unserer Reihe Vinylkeks4Nepal lassen wir die Bands und Unterstützer:innen der beiden Benefiz-Vinyl-Sampler “Help4Nepal Vol.1″ (gibt’s hier zu kaufen) und “Help4Nepal Vol.2 – United We Stand” zu Wort kommen. Die Sampler waren zunächst als Nebenprojekt des The Madness Pogo Festivals entstanden. Zwischenzeitlich wurde daraus ein eigenständiges Projekt: Das Child8Project. In Kooperation mit STELP e.V. Stuttgart wird mit dem Erlös der Sampler Geld für den Bau einer Schule und ein Wassersystem in Kathmandu/Nepal gesammelt. Detailliertere Informationen zu dem Projekt findet ihr außerdem hier im Interview mit Sascha, einem der Hauptinitiatoren.
Diesmal dabei ist SWAG BOY ALEX, ein Musikprojekt hinter dem sich Alex Schwers verbirgt, welcher sich wiederum verantwortlich zeigt als Veranstalter u.a. für die Festivals Ruhrpott Rodeo und dem Punk im Pott. Außerdem ist Alex auch Schlagzeuger und hat seine Stöcke u.a. bei Slime, Hass und Eisenpimmel geschwungen, um nur mal die bekanntesten Namen zu nennen.
Here we go:
Moin Alex, schön, dass du dem Interview zugesagt hast. Wo erreiche ich dich denn gerade? Bei deinem letzten Instagram-Post bist du in einem Wohnwagen zu sehen…
Ich fahre grad mit dem Wohnmobil durch Deutschland und drehe ein Roadmovie. Ganz low budget … nur mit Handy und ein paar GoPros. Viele tolle Gäste besuchen mich zum Quatschen und Musizieren.
Im Moment bin ich in Coburg.
Das klingt ja interessant. Kannst du da schon etwas mehr dazu erzählen? Welche Intention steckt dahinter?
Als wir das Ruhrpott Rodeo 2020 absagen mussten haben wir ziemlich spontan einen Livestream gemacht.
Das kam gut an und war auch wichtig für unsere Crew, damit nicht alle in ein Loch fallen am Festivalwochenende.
Das mit den Livestreams ist aber irgendwie mittlerweile so inflationär, deshalb fahre ich jetzt mit dem Wohnmobil zu den Bands hin und drehe diesen kleinen Roadmovie.
Wer alles dabei ist verrate ich noch nicht, nur so viel, man würde im Leben nicht damit rechnen 🙂
Oha, das macht aber neugierig. Ruhrpott Rodeo war 2020 abgesagt, die Energie hast du stattdessen in dein Solo Projekt Swag Boy Alex gesteckt. War das Album sowieso für den Zeitraum geplant, oder ist es ein Corona verschuldetes Album?
An der Platte hatte ich schon länger gebastelt aber der VÖ stand völlig in den Sternen.
Als das mit Corona dann los ging, hab ich mich direkt da reingestürzt und das fertig gemacht.
Es hat mich ein Stück weit auch davor bewahrt in ein Loch zu fallen. Es war ja auf einmal alles abgesagt, alle Festivals, die Slime Tour die gerade los ging usw..
Bei den Aufnahmen hattest du Unterstützung von vielen Gastmusikern. Nun sind Konzerte langsam wieder möglich, planst du Konzerte mit einer “richtigen” Band zu spielen? Wird Swag Boy Alex live irgendwie und irgendwo stattfinden?
Es ging bei der Platte nicht darum möglichst viele Musiker zu „sammeln“, ich brauchte einfach ein paar gute Typen die das mit mir zusammen einspielen und hab dann gute Freunde gefragt mit denen ich in den letzten Jahren schon in der ein oder anderen Band zusammen gespielt habe, oder die mir eh regelmäßig über den Weg laufen.
Am Ende war ich total happy, so tolle Leute wie Claus Luer, Nika von Divakollektiv, Bela B, Dee Dammers von U.D.O., Vika Yermolyeva, Highko von den Adicts und einige mehr auf meiner Platte vereint zu haben.
Ob ich jemals damit auftreten werde, weiß ich noch nicht.
Es gibt tatsächlich Konzertanfragen, aber ich müsste mir erst mal ‘ne Liveband suchen.
Nach dem VÖ der Platte hatte ich allerdings so ne Art Kreativschub und hab’ jetzt direkt schon wieder ‘nen Haufen Songs für die nächste Platte…
Für den Help4Nepal Vinyl Sampler hast du das Lied “Keine Macht kaputt was euch kaputt macht für Niemand” ausgesucht. Warum fiel die Wahl auf diesen Song?
Keine Ahnung, war Intuition 🙂
Die Probleme, die es in Nepal gibt, waren dir vorher schon bekannt? Oder bist du erst durch die Help4Nepal Aktion darauf aufmerksam gemacht worden?
Ja, ich war vorher grob im Bilde … kenne mich aber nicht im Detail aus.
Meine Keks Kollegin Nathalie beleuchtet in ihrer Interview Reihe “MusInclusion” die Situation für behinderte Menschen in der Musikszene und dort insbesondere die Gegebenheiten in Konzertlocations.
Was ich in den Interviews bisher rauslesen konnte ist, dass es teilweise schwierig bis unmöglich ist, an Konzerten teilzunehmen.
Was sind die Schwierigkeiten aus Veranstalter Sicht? Wie versuchst du und dein Team das Thema Inklusion bei Konzerten und Festivals anzugehen
Das Thema ist megawichtig und interessant!
Ich verstehe Inklusion als die Lebenswelt aller Personengruppen. Es ist ein dynamischer Prozess, der nie fertig bearbeitet ist. Barrierefreie Toiletten, Rollipodeste (mit Personal) und teilweise Bodenschutz sind seit Jahren Standard beim Ruhrpott Rodeo.
Im technischen und organisatorischen Bereich (Stichwort „Barrierefreiheit“) haben wir aber durchaus noch Nachholbedarf. Die Schwierigkeiten aus Veranstalter-Sicht sind zum Beispiel eine teilweise nicht ausreichende Sensibilisierung aller Mitarbeiter und Gewerke.
Barrierefreiheit wird oft auf Rollstuhlfahrer*innen begrenzt, dabei geht das Thema weit darüber hinaus, bis hin zu blinden oder gehörlosen Menschen. Die Umsetzung auf einem unwegsamen Gelände ist teilweise sehr aufwändig.
Zum Beispiel sind Konzepte für eine bestmögliche Inklusive beim Festival oft anfällig für Regen.
Wir haben dazu vor kurzem eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen die folgende
Themen bearbeitet:
-Sensibilisierung des gesamten Teams vor Ort (was im Falle des Ruhrpott Rodeos ca.
300 Personen sind)
-Ansprechpartner*in für Barrierefreiheit vor Ort mit einem Team, welche
Hilfestellung leisten können, um organisatorische Maßnahmen umzusetzen (z.B. Begleitpersonen, Gebärdensprache, Infotafel mit Brailleschrift)
-Betroffene Personen an der Planung beteiligen
-Nicht nur für Rollifahrer*innen, sondern auch für seh- oder höreingeschränkte Personen Lösungen suchen
(Bessere Kommunikation im Vorfeld der Veranstaltung)
– Für die Betroffenen Plätze auf dem Campingplatz in Nähe des Infields (kurze
Wege) anbieten, um zu gewährleisten, sich selbstbestimmt zu bewegen (zumindest in Teilen, weil das für das gesamte Gelände kaum umsetzbar ist)
-Gastrobereich angemessen gestalten.
Unser Ziel: ALLE selbstbestimmend mittendrin … das wäre geil …
Möglicherweise kriegen wir das nicht perfekt hin, aber wir möchten es versuchen.
Ich habe selbst jahrelang in der Betreuung körperbehinderter Menschen gearbeitet und bin da sehr sensibel, da ich viele Probleme selbst miterlebt habe.
Auch wenn es letztendlich nur wenige Anfragen gibt ist es eine Pflicht und Selbstverständlichkeit das Maximum an Inklusion für ein Festival anzubieten. Aber es ist natürlich auch klar, dass sich das am Ende auf den Eintrittspreis auswirkt … die Gemeinschaft hat hat da eine gemeinsame Verantwortung.
Für kleine Clubs gestaltet sich das teilweise sehr schwierig denke ich. Viele werden einen kompletten Umbau hin zur behindertengerechten Location nicht finanzieren können und entsprechende Auflagen würden das Ende des Clubs bedeuten.
Ich denke sensibles, hilfsbereites und flexibles Personal ist in diesen Fällen unentbehrlich.
Du hast einen weit gefächerten Musikgeschmack und in der Zeit der Pandemie bestimmt viele neue Bands kennengelernt. Welche Bands, welche Musiker*In hast du in letzter Zeit neu entdeckt, die wir uns auf keinen Fall entgehen lassen sollten…
Sei so nett, mach uns zum Schluss die Setlist eines kleinen Mixtapes, nur mit Bands die du in den letzten Corona Monaten entdeckst hast. Genre ist dabei vollkommen schnuppe..
Ja, ich entdecke tatsächlich permanent neue Musik. Das Genre spielt dabei überhaupt keine Rolle.
Aus irgendeinem Grunde bin ich letztens wieder bei der „New Wave of British
Heavy Metal“ gelandet und hab die erste Platte der TYGERS OF PAN TANG entdeckt. Mega gut, Metal mit riesigem Punkrock Einschlag … ähnlich wie die ersten beiden Iron Maiden Platten mit Paul Di ´Anno.
Außerdem stehe ich gerade total auf kanadische Indie Popmusik. Kanadier haben einfach ein Händchen für etwas schräge, süße Songs. BORN RUFFIANS will ich da mal empfehlen.
Und ob du es glaubst oder nicht, ich war nie der große NOFX Fan und hab die erst Anfang diesen Jahres für mich entdeckt. Ich hab die bestimmt schon 20 mal live gesehen und selbst veranstaltet, aber es
war nie so richtig mein Ding … bis vor kurzem.
Hier mal mein Mixtape mit Songs die ich in letzter Zeit entdeckt habe und die
mich gekickt haben:
TYGERS OF PAN TANG – Euthanasia
BORN RUFFIANS – Needle
NOFX – Six Years On Dope
DAGOBERT – Jäger
PETER ERSKINE & RITA MARCOTULLI – For Jupiter
VULFPECK – Dean Town
PAUL MC CARTNEY – Long Tailed Winter Bird
THE LIMIT – These Days
MESSED UP – Greetings from Grodno
GRETA VAN FLEET – Man Of Age
WEEZER – All My Favorite Songs
BRACKET – Forget
ROLLING STONES – Anybody Seen My Baby
BTS – Butter
JEFF LYNNE – Lift Me Up
MEN I TRUST – Norton Commander
SPACE CHASER – Metro Massacre
THE CHATS – Smoko