Ich bin vor etwa einem Jahr auf die Facebook Seite Johnny Raw-100% antirassistischer Bandsupport aufmerksam geworden. Eine befreundete Band organisierte über diese Seite ein Konzert in Hamburg, lernten in diesem Zuge auch Macher Karsten kennen und waren voll des Lobes über den sympathischen Kerl, der so völlig uneigennützig vieles möglich machte. Ich hielt die Seite also im Blick.
Der scheiss Virus, der seit einigen Wochen vieles lahmlegt, trifft Musiker und Kulturschaffende sehr hart. Auftritte sind nicht möglich, Existenzen stehen auf dem Spiel. Aber nicht nur Bands und Musiker, die auf die Einnahmen der Konzerte angewiesen sind leiden, auch die Nachwuchsbands, die Hobbykapellen, die froh sind ein, zwei Konzerte im Monat zu spielen, die am Wochenende durch halb Deutschland reisen, die Herzblutbands trifft es hart. Von der BIldfläche verschwunden, keine Möglichkeit sich mal einem Publikum zu präsentieren. Von wem man nichts hört, der verschwindet aus der Wahrnehmung.
Deshalb war ich schwer angetan von Johnny Raws Idee den “kleinen” Bands eine Möglichkeit zum Interview zu geben. Jede Band, jede Musikerin, jeder Musiker war aufgerufen sich zu melden, um sich in einem Gespräch vorzustellen. DAS ist gelebte Solidarität.
Deshalb drehte ich ganz spontan die Idee um und bat Karsten um ein Interview, um meinerseits ihn und seine Seite zu supporten. Was Karsten so zu sagen hat lest ihr im folgenden. Ich würde mich freuen, wenn ihr ihm ein Like auf seiner Facebook Seite gebt. (https://www.facebook.com/johnnyrawsupport/)
Hallo Karsten,
Vielen Dank, dass du so spontan zugesagt hast dieses Interview zu machen. Stell dich doch mal vor und erkläre wer, was, wie sich hinter Johnny Raw verbirgt.
Moin Christian.
Ich bin Karsten und habe Johnny Raw als Projekt spontan Ende 2017 ins Leben gerufen.
Da ich vorher schon befreundete Bands wie Flexfitz (gibt es leider nicht mehr), Edgar Allan Pogen, Turbolenzen etc. supportet habe kam mir die Idee dies über Facebook als Seite zu machen.
Kaum war die Seite Online, kamen auch schon anfragen anderer Bands und Künstler. Das hat mich so beeindruckt, dass ich das dann als Plattform ausgebaut habe. Ich hätte nie gedacht, das es so durch die Decke geht.
Mir ist es wichtig, das Künstler gehört werden, die sich klar gegen Rassismus positionieren. Dies gilt auch für Veranstalter, Locations etc. die ich unterstütze. Zusätzlich habe ich auch bereits selbst (mit-)veranstaltet. Kurz gesagt: Ich möchte ein Pool für Künstler und Veranstalter abseits der Grauzone bieten.
Wie sieht der Support denn ganz konkret aus? Ist Johnny Raw “nur” die Plattform und die Bands connecten sich dann selbst? Oder hilfst du beim booken und netzwerken? Wie können wir uns das vorstellen?
Wenn Bands Auftrittsmöglichkeiten suchen, versuche ich mit einigen Veranstaltern, mit denen ich Kontakt bin, was zu organisieren und/oder verweise dort hin. Sollte es nicht klappen, Teil ich das auf meiner Seite. Ich habe ja einige Locations und Veranstalter in meiner Liste. Genauso funktioniert es auch anders rum oder wenn Bands andere Bands suchen.
Ich habe auch schon erlebt, dass Bands/Veranstalter die Plattform nutzen und dann direkt selbst kontaktieren. Es ist halt alles möglich.? Mittlerweile kontaktieren mich auch Bands aus anderen Ländern, ob ich dabei helfen könnte die Lücken in ihrer Deutschland-Tour zu füllen.
Dass sich das so rumspricht, hat mich total positiv überrascht.
Nun werden Konzerte aufgrund von Corona natürlich für alle Bands wegfallen. Was hast du dir überlegt wie man die Bands in dieser Zeit unterstützen kann? Zum einen wahrscheinlich die Interviews… Hast du sonst noch Pläne?
Das ist eine gute Frage.
Klar mit den Interviews zum einen, zum anderen versuche ich natürlich weiterhin deren Posts zu teilen, damit die Bands im Gespräch bleiben und ich unterstütze Lets stay United (letsstayunited.com), die mit Verkauf von Shirts, Beutel etc. Locations unterstützen, die auf Grund von Corona in Schieflage geraten.
Natürlich überlege ich auch ständig, wie man sonst helfen kann.
Schaut man sich so die Bands an, die sich so bei dir tummeln, fällt schon auf, dass der Punkrock/HC Anteil sehr groß ist. Liegt das daran, dass das deine favorisierte Musikrichtung ist oder ist dieser offen gezeigte Antifaschismus immer noch ein Merkmal dieser Subkulturen? Wie beurteilst du generell in diesem Zusammenhang Antirassismus in der Musikszene?
Ja, das liegt daran, dass dies die Musikrichtungen sind, die sich am ehesten bei mir melden. Ursprünglich sollte es auch in dem Bereich bleiben, doch da es mittlerweile auch genug klar positionierte Menschen im z.b. Rap, Metal etc. gibt, habe ich das dann Genreübergreifend gemacht.
Ich denke schon, das der Antifaschismus mittlerweile auch in anderen Subkulturen stetig wächst, jedoch noch nicht so verbreitet ist, wie eben im Punk und Hardcore. Vielleicht Täusche ich mich da auch, weil ich dort weniger bewandert bin, aber das ist mein Gefühl..
Wenn man sich so offen wie du gegen Rassismus und Faschismus ausspricht, dauert es in der Regel nicht lange , bis die braunen Idioten auf einen aufmerksam werden. Wie sieht es da bei dir aus? Schon schlechte Erfahrungen gemacht? Wenn ja, welche Konsequenzen hast du daraus gezogen?
Auf meiner Seite her bezogen ist es tatsächlich noch nicht so extrem bisher gewesen.
Vereinzelnd kamen mal einige Sprüche von solchen Spinnern, aber da geb ich nix drauf. Wahrscheinlich fehlt mir dafür aber noch die Reichweite.?
Natürlich hab ich kein Problem damit Gesicht zu zeigen, jedoch habe ich mir angewöhnt dies nicht im Netz zu machen.
Schon allein aus Sicherheitsgründen meiner Familie gegenüber. Sie halte ich sowieso komplett raus.
Nochmal zurück zu den Bandinterviews. Wie viele Bands haben sich denn gemeldet? Du hast dir ja Unterstützung gesucht zur Bewältigung der Interviews. Nach welchen Kriterien sucht ihr die Bands aus, oder wird jede Band befragt, die sich gemeldet hat? Gibt es Bands, bei denen du dich besonders freust, dass du sie interviewen kannst??
Das Angebot mit den Interviews kam richtig gut an. Ich glaube um die 40 Anfragen kamen bisher rein, allerdings nicht nur von Bands. Als Unterstützung hab ich mir Daniel von Dan Scary dazu geholt. Er hatte vor einigen Jahren ja selbst ein Fanzine gemacht und dadurch auch etwas Erfahrung damit (im Gegensatz zu mir). Bisher habe ich noch keine Anfrage ausgeschlagen, da sich echt coole und interessante Menschen gemeldet haben.
Was ich nicht interviewen würde sollte aber auch klar sein.
Über wen ich mich besonders freue, kann ich gar nicht sagen. Ganz klar die, die ich selbst gerne höre, aber es ist auch interessant mal Andere näher kennen zulernen, wo Mensch vielleicht sonst nicht den Bezug zu hat.
Welche Bands wären das denn? ( Also die du gerne hörst) Einerseits von der Johnny raw Community, aber auch darüber hinaus? Hast du einen Geheimtipp für uns? Welche Band von Johnny Raw sollten wir unbedingt hören?
Oha das ist eine Menge & recht bunt gemischt.
Von Johnny Raw: Edgar Allan Pogen, Minipax, der feine Herr Soundso, Freidenkeralarm, Antispielismus, Harbour Rebels, Graupause, The Dead End Kids, LAK, Show off Freaks, Sick of Society, der Chucky…
Allgemein: Popperklopper, VSK, Loikemie, Knochenfabrik, Chefdenker, und einiges mehr.
Hört gerne mal bei Edgar Allan Pogen (www.facebook.com/edgarallanpogen/) https://youtu.be/wH12HU-htl0),
Der Feine Herr Soundso (www.facebook.com/derfeineherrsoundso/, https://youtu.be/YtMWRsTHxQI) und Harbour Rebels (www.facebook.com/Harbour.Rebels/, https://youtu.be/1G56O9Euqqs) rein.
Aber eigentlich sollte man überall mal reinhören. Denn jede Band und jeder Künstler hat es verdient gehört zu werden & die Musikrichtungen sind auch stark unterschiedlich.
Karsten, vielen Dank, dass du mir /uns deine kleine Seite näher gebracht hast. Irgendwelche Botschaften oder KIrschkuchenrezepte, die du gerne noch mitteilen willst?
Ich danke dir, Christian, dass ich ein bisschen erzählen durfte. Unterstützt die kleinen Bands, Künstler und Freiräume. Lasst uns zusammenhalten und gemeinsam zeigen, dass menschenverachtende Ideologien nicht willkommen sind!
Zusammen durchbrechen wir jede Mauer!
LETS STAY UNITED AND FIGHT RACISM!