Das Island im Winter ein recht dunkler Ort zu sein scheint, ist nichts Neues. Das Island spätestens nach der letzten EM im Weltfußball angekommen ist, wissen wir auch – zumindest die, die sich für das runde Leder interessieren. Das Island aber auch extrem gute musikalische Ausnahmetalente hervorbringt, weiß sicher auch jede*r, der*die sich mit Musik auseinander setzt. Schon vor vielen vielen Jahren bin ich hier und da mit Musik von Künstler*Innen aus dem hohen Norden in Berührung gekommen und habe ihre Musik genossen. Und sie hat eben meinen musikalischen Horizont geprägt und auch erweitert. Sigúr Ros, Björk, Ólafúr Arnalds, FM Belfast, Retro Stefson, Sólstafir, … um mal einige Beispiele zu nennen. Sicher, sind das vllt die mehr oder weniger bekannteren Acts. Aber Island hat noch mehr zu bieten. Auch folkig-souliges, wie den Künstler Júniús Meyvant, mit bürgerlichem Namen Unnar Gísli Sigurmundsson, der sich seit 2015 einen Namen als Solo – Singer-Songwriter macht.
Sein Album “Guru”, herausgekommen Ende 2022 auf Record Records, ist sein bereits drittes Studioalbum und besticht durch authentisches Songwriting, eine eingängige Mischung aus Indie, Soul und Folk, sowie einem unverkennbaren Einfluss aus psychedelisch angehauchtem Rock der 70er. Liegt aber wohl auch daran, dass Künstler, wie die Rolling Stones ihn in besonderer Art und Weise geprägt haben. Nun, die 70er fallen wahrlich nicht in meine Zeit rein, bin ich doch ein Kind der 80er. Aber ich hörte schon viel Musik aus der Zeit und aufwärts, bis hoch zur heutigen Musik, und kann schon behaupten, dass sich Júniús Meyvant nicht zu verstecken braucht.
Beginne ich doch einfach mal mit der Rolle rückwärts. Von hinten wird das Feld aufgeräumt. “Undravera” ist tatsächlich mein Lieblingssong dieses Albums, denn es klingt zum einen nicht nur wegen der isländischen Sprache so anders, aber auch, weil es nicht so typisch einheitlich klingt, wie die restlichen Songs auf dem Album. Vorgetragen wird der Song von einem Männerchor, der mir echt Gänsehaut bereitet hat. Und automatisch musste ich, zum Leidwesen meiner Nachbarn, den Lautstärkeregler aber sowas von hochdrehen. Getragen wird das Album im Wesentlichen von souligen Titeln. Zwischendurch gibt es mit “High Heels” aber auch einen Country – Song. Sicher ein Knaller bei seinen isländischen Landsfrauen und -männern. Auf Island wird meines Wissens nach den USA am ehesten Country-Musik gehört.
Produziert und eingespielt hat Júniús Meyvant das Album auf den Westmänner-Inseln, mit musikalischer Unterstützung seiner kleinen Bandbesetzung. Wenn ich in meiner Rezension doch oft von ihm alleine schreibe, so macht er zwar viel alleine, wird aber auch von einer Band im Hintergrund unterstützt.
Ein schönes Detail bietet uns die Seite D auf der zweiten LP. Hier ist ein Etching zu sehen, was eher so aussieht, als hätte man einen Pinsel in einen Farbeimer gesteckt, den Pinsel mit Farbe aufsaugen lassen, um dann den Pinsel in der Luft über die vierte Seite zu halten.
Erwerben könnt ihr das Album direkt bei Record Records (kleiner Tipp: hört doch auch in die weiteren labeleigenen Produktionen rein) und ebenfalls bei JPC.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!