Na da hab ich mir ja echt was eingebrockt…KAE TEMPEST zu rezensieren ist keine einfache Aufgabe denn KAE, macht nicht einfach Musik. KAE schreibt Bücher, Kurzgeschichten, Gedichte und Lyrik. Auf KAEs fünften Studioalbum „The Line Is A Curve“, welches via Fiction/Virgin Music erschienen ist, verliert sich KAE in einem Wort aus schnell aufeinander folgenden Worten die über Beats hinweg gerattert werden, die sich Mal irgendwo im electronica Bereich, dann wieder im Indie und auch gerne Mal im Hip-und Trip-Hop bewegen.
Leicht zu konsumierende Musik ist das nicht was KAE TEMPEST hier abliefert, aber das war auch bei den Alben davor meistens nicht der Fall. Hier bekommen die Hörenden keinen stumpfen Trap oder Gangster Rap sondern tiefgründigen, nachdenklichen und extrem persönlichen Sprechgesang zu hören, der gerne auch Mal zwei oder mehr Anläufe braucht um da anzukommen wo er ankommen soll.
Im Gegensatz zu den vorangegangenen Alben hat sich bei „The Line Is A Curve“ der Fokus ein Stück von allgemeinen gesellschaftlichen Themen weg bewegt und näher an KAE selbst herangerutscht. Seit dem Coming-out als nicht- binäre Person setzt KAE sich mit sehr persönlichen Fragen auseinander, über die es sich aber durchaus auch selbst einmal zu stellen anzubieten. Wer bin ich, was macht mich aus, was definiert mich, wer möchte ich sein und wo möchte ich hin, um mal nur einige der Fragen hier zu Papier zu bringen.
KAE TEMPEST macht das das natürlich deutlich virtuoser als ich mir das je zutrauen würde und dazu noch in wunderbarem britischem Englisch. Stellt euch vor ihr sitzt bei einem guten Poetry Slam Abend und während die Vortragenden reden, legt im Hintergrund jemand minimalistisch klingende Beats unter das Gesprochene. Etwas so klingt das dann. Für das neue Album hat KAE sich auch einige Künstler*innen an Bord geholt die für das ein oder andere Feature verantwortlich sind.
Dass „The Line Is A Curve“ ein sehr persönliches Album ist, wird auch klar, wenn man daran denkt, dass KAE selbst wieder auf dem Cover zu sehen ist. Dies war zuletzt beim ersten Album so. Insgesamt liefert KAE TEMPEST mit dem neuen Werk wieder Mal ein hervorragendes und immer noch außergewöhnliches Stück Hip-Hop ab, dass eigentlich nur schwer bis gar nicht wirklich in eine Schublade passt. Aber genau das ist ja auch gut so, denn darum geht es.
Wem die ersten Werke gefallen haben, sollte sich definitiv auch das neue zu Gemüte führen. Wie gesagt, man sollte sich Zeit für KAEs Musik nehmen und keine catchy Tanzflächenhits erwarten. Schaut bzw. Hört es euch selbst an, zweimal, dreimal, so oft ihr wollt. Bekommen könnt ihr die Platte HIER bei JPC.