Mit dem Opener “Hülle” legen Kosmonovski schon mal gut los. Melodischer Song, den man sofort, und der nicht vorhandenen Textkenntnis zum Trotz, beim ersten Hören mitsingt; ein Song der sich im Ohr festsetzt. Ein tinitueskes Gitarrenriff mit ordentlich Tempo, aber genau so schnell, dass man beim Mitsingen, dem man sich nun mal nicht verwehren kann, nicht ins stolpern gerät. Stolpern tu ich dann doch kurz über eine Zeile. Ahhhh, hier haben sie also den Albumtitel her.
Die sieben Musiker (ja die Gesichter auf der Innenseite des Gatefoldcovers sehen alle ziemlich männlich aus) aus Rheine taten sich schon 2011 zusammen und das ist ja nun auch schon elf Jahre her. Und apropos Rheine, der Sound von Kosmonovski hat durchaus was von Muff Potter, vielleicht hier und da ein paar Nuancen poppiger. Wobei poppig auch das falsche Wort ist. Es melde sich, wer ein besseres findet.
Zurück zum Album: ein Album was in Ton und Wort zur Bewegung und Veränderung anregt – “geht ruhig schon mal vor”, weil ich nämlich keinen Bock mehr habe wie so n Lemming einfach weiter zu laufen, wenns eh nirgends hinführt, aber sieht schick aus und machen alle, also muss das ja schon so richtig sein.
Der zweite Song “Kaputt”, ich springe beim Hören immer wieder zwischen Selbst- und Gesellschaftsreflektion (und eigentlich passiert das nicht nur bei diesem Song), nimmt diesen Faden wieder auf. Das ganze Album sowieso ziemlich stringent, ich suche nach nem Ausreißer, werde aber nicht fündig.
Auch auf der B-Seite nicht. Die fängt direkt wieder mit “Plastik” eingängig an. Bei dem Songtitel lässt sich vielleicht am besten beschreiben, was alle Titel gemein haben. “Plastik” eh ein Ton gehört wurde, hat man eine Ahnung um was es gehen wird, welches Bild gleich aufgezeichnet wird. Dann gehts los und man findet sich in einem völlig anderen Szenario wieder. Wenn ich das Lied mit meiner Assoziation im Rücken dahingehend interpretieren will, dann bekomm ich das sicherlich irgendwie argumentativ so gedreht, wenn ich denn will. Aber dieses Fuck off der eigenen Erwartungshaltung, weil ein Song mehr ist als er zu sein scheint, gefällt mir ausgesprochen gut.
Und somit ist es vielleicht auch ganz gut, dass die Texte nirgends auf dem Cover und auch auf keinem Einleger zu finden sind, zumal sie verständlich sind. Andererseits, ich will Texte lesen! Aber so sind auf der Rückseite nur die Tracks und Credits zu lesen und ein Dank an alle Unterstützer*innen. Alles ziemlich schlicht gehalten und ziemlich passend.
Falls ihr auf den typischen Portalen nach dem 180g schweren schwarzem Vinyl sucht, dann bekommt ihr unter anderem klassische Symphonien oder DVDs “Tatort Duisburg – Schimanski ermittelt” vorgeschlagen. Die Platte “geht ruhig schon mal vor” der Kosmonovski bekommt ihr ab dem 29. April nämlich ausschließlich übers Label Disentertainment oder ThisCharmingManRecords. Lohnt sich.