„Braucht es noch eine neue Stoner-Band,…?“ fragt der Promozettel gleich ganz oben. Seriously? Ich verstehe die Frage allenfalls als rhetorisch, auch wenn ich dem Genre, bzw. so einigen Vertreterinnen gerne eine gewisse Monotonie nachsagen möchte.
Nicht nur, dass die drei Dortmunder von Last Bølt Ceremony diese Frage für sich selbst logischerweise mit „Ja“ beantwortet haben. Bands wie Last Bølt Ceremony sind erst recht willkommen, um dem Stoner den Staub wegzublasen. Klar, da sind eindeutige Anzeichen für eine Stoner-Band vorhanden, beispielsweise im schleppenden „Blinded By The Night“, der astrein an den Gitarrenstil von Josh Homme, v.a. zu dessen Kyuss-Zeit, erinnern lässt. Geil dazu aber dann der Venom-mäßig produzierte Düstergesang und auf dem Beschleunigungsstreifen zum Ende des Songs hin werden Black Sabbath locker abgehängt.
Ansonsten aber und wie schon angedeutet, bringen Last Bølt Ceremony einen ganz schön frischen Wüstenwind auf und anhand von Songs wie dem locker-schrabbeligen „Come On“ hätte ich niemals auch nur im Traum dran gedacht, Last Bølt Ceremony in die Wüste zu schicken. Zu schrammelig, fast schon ’77 Punk-mäßig die Gitarre, zu leichtfüßig der ganze Song und mit den Chören als i-Tüpfelchen für mich eher The Charlatans und Supergrass, denn Slo Burn und Fu Manchu.
Aber ok, lassen wir Last Bølt Ceremony eben ihre Kategorisierung und ja, auch „Spy Ballon“ hat ein paar schlagkräftige Argumente dafür vorzuweisen. Unter diesen Vorzeichen sind Last Bølt Ceremony wie gesagt, geradezu herzerfrischend, mögen womöglich aber an knallharten Stoner-Puristen scheitern. Mir dagegen gefällt diese Kombi aus tieftönig-groovender Schwerfälligkeit und purer Partylaune wie im besten Song auf „Neuzeit“, in „Mississippi Hippie“.
„I Don’t Care“ dann und Moment mal, das Intro kenn‘ ich doch. Gute Queens Of The Stone Age-Adaption und doch geht der Song straighter voran, ist weniger psychedelisch. Na ja, waren halt auch mal Punkrocker, der Thomas an der Gitarre und am Mikro, der Frank am Bass und den Backing Vocals und der Daniel an den Drums und am Samplepad. Ob daher wohl auch der deutsche Plattentitel „Neuzeit“ herrühren mag, wo doch eigentlich nur auf Englisch gesungen wird? Würde für mich jedenfalls plausibel klingen: das musikalische Umdenken, der Aufbruch in eine neue musikalische Zeit.
Diese wäre dann gleich doppelt gelungen, möchte ich doch noch ein drittes und letztes Mal betonen, dass ich die Last Bølt Ceremony-Version von Stoner Rock aufgrund ihrer Stilvielfalt sehr begrüße. Und das Ganze dann bei gerade einmal acht Songs. Noch ein letztes Beispiel gefällig? Gerne. Das finale „Riot“ startet recht schleppend, ehe es dann aber in druckvolle Stooges-Chords umschwenkt und final die Gitarrenlines übereinanderschichtet. Starkes Ende eines starken Debütalbums, welches bereits am 29.11.2024 auf Paranoia Productions das Licht der Welt erblickte und z.B. bei jpc erhältlich ist.
Auch das Artwork finde ich sehr gelungen, greift die schwebende Astronautinnenkuh doch das Augenzwinkern und die im wahrsten Sinne des Wortes Leichtigkeit des Stoner Rocks von Last Bølt Ceremony auf. Soll doch die Welt da hinten explodieren. „Neuzeit“ haben wir noch mitgenommen, auf clear oder transparent red Vinyl.