Der Herr Götz, der ist doch eigentlich hauptberuflich Drummer bei Deutschlands geilster Punkrockband, den Beatsteaks. Und nebenberuflich betreibt er schon seit einer ganzen Weile das feine Label Tomatenplatten. Oder macht der das jetzt doch eher hauptberuflich und trommelt nur noch so nebenher? Beim Output von Tomatenplatten und vorausgesetzt, der Herr Götz macht das alleine, kann man erahnen, dass das Label jedenfalls ne Menge Zeit in Anspruch nimmt. Wie dem auch sei und egal, wo der Herr Götz inzwischen seinen beruflichen Schwerpunkt setzen mag: geht er mit den Beatsteaks für gewöhnlich doch eher geradlinig voran, so veröffentlicht er auf Tomatenplatten dagegen mehr schrulliges Zeug. Geil ist beides!
Neuester Geniestreich gefällig? Das kleinste Orchester der Schweiz, das Lo Fat Orchestra aus Schaffhausen, veröffentlicht am 15.09. diesen Jahres seine neue 7″ mit dem titelgebenden Song “All I Want” sowie den beiden Nummern “All I Got” und “Dead Man” in Kooperation mit dem Herr Götz. Unser einer kommt schon jetzt in den Genuss der drei Kleinode und kann euch vorab freudig davon berichten.
Bewaffnet mit Keys und Gesang (Christoph Schmid), Bass (Dominic Rubli) und Drums (Daniel Zimmermann) baut das Trio im Titeltrack eine verträumte und doch punktgenaue Atmosphäre auf, wie sie zu einer bierseligen Aftershowparty bei Schummerlicht passen könnte. Der treibende Beat hält uns am Tanzen, die wabernde Melodie lässt uns schon schwanken. Da braucht es dann auch nicht mehr als den einzeilig vorgetragenen Wunsch als inhaltliches Statement. Und ja, du supi Song. Ich liebe dich doch. Ich fühle mich sehr angenehm an die genialen Australier Total Control, aber auch an die (fast) noch genialeren Schweizer Kollegen von S.G.A.T.V. erinnert.
Weiter geht es dann mit “All I Got” und was soll ich sagen? Ja, auch in dich kann ich mich verlieben, auch wenn du dich mir etwas ruppiger und direkter vorstellst. Du kommst schnell zum Punkt und sagst, was du willst. Das musst du auch, schließlich hast du nicht so viel Zeit wie dein Vorgänger übrig. Und fast ist es schon schade, dass du dich so schnell verabschiedest, wo wir uns doch gerade erst kennengelernt haben.
Am besten also, wir kommen schnellstmöglich zu einem symbolischen Abschluss, sprich, wir wenden die Platte und schauen, was wir hier noch zu hören bekommen. “Dead Man” will seinem Titel mal so gar nicht alle Ehre machen. Noch mehr Verträumtheit als am Anfang, der Song passt damit am besten zum Katerfrühstück am nächsten Morgen. Und auch wenn man in solchen Momenten manchmal oder meistens die ganze Welt hassen will, vor allem aber ihren Alkohol: auch in “Dead Man” kann ich mich verlieben.
Drei Songs, dreimal verliebt also. Ich kann und will mich für keinen davon entscheiden müssen und lebe am liebsten polyamor. Oder ist das nun doch die ultimative Treue, da es sich um eine Scheibe handelt? Eine Scheibe, die auch optisch nicht mit Reizen geizt. Schöner Siebdruck in Herzchenform auf stabilem Pappschuber. Das ist weitaus mehr, als sonst so für gewöhnlich in eine 7″ investiert wird. Dazu ein Inlay auf dickem Papier. Das wirkt nobel und das ist es auch. Downloadcode für unterwegs, die Platte auf 300 Stück limitiert. Ich geb euch einen wirklich gut gemeinten Rat, ganz im Stillen und unter uns: seit verdammt nochmal auf Zack, wenn ihr euch euer Exemplar sichern wollt! Am besten bei Tomatenplatten, oder aber auch beim Lo Fat Orchestra selbst.