Dem Vinyl-keks sei dank haben sich inzwischen eine ganze Reihe Jazzalben in meinem Plattenregal angesammelt, darunter auch eine menge skandinavisches, vorwiegend norwegischer Jazzplatten. Jazz im weitesten Sinne. Und jedes mal bin ich erstaunt, was denn da wieder für eine Sammlung an Tönen arrangiert wurde. So auch dieses mal, dabei sollte ich inzwischen wissen, dass mit allem zu rechnen ist, wenn die Nadel aufsetzt. Meine Lernkurve entspricht in diesem Fall wohl ehr einer Geraden. Aber ich begebe mich gerne auf diese Überraschungsvollen Geräuschpfade.
Was da von und auf “Solstein” zu hören ist hat mit klassischem Jazz natürlich wenig gemein. Die Musik ist disruptiv und hat eine große Portion progressives Instrumental im Gepäck. Schon im ersten Track “Intervention” tanzen Schlagzeug und E-Gitarre miteinander, mal enger, mal loser, aber immer wieder zu einander findent und immer umringt von Synthies, E-Piano und Bass. Am Instrumentenkasten ändert sich auch im verlauf des Albums nichts. Der Titel “Intersectional” (der Begriff wird eigentlich im Zusammenhang mit Mehrfachdiskriminierung gebraucht) mutmaße ich an dieser Stelle, soll auf die Überschneidung der verschiedenen Genre verweisen und in diesem Sinne trifft es vollkommen zu. Ob er hier auch, dem eigentlichen Wortsinn entsprechende, politisch gedacht ist, ist mir nicht bekannt.
Der letzte Song der A-Seite “The Night Owl” breitet einen Klangteppich aus, die töne schweben sanft durch den Raum, auch hier: der Titel passt.
Seitenwechsel, “Siriusly” ist der Song, der von seinem Aufbau, dem ineinander Fügen der verschiedenen Motive, den Tempowechseln Jazz ist und dabei progressiv und disruptiv bleibt.
Wer jetzt aufgrund des häufig gefallenen Wortes JAZZ angst hat, dass es anstrengend werden könnte, dem*der kann ich beruhigen. Das Album eignete sich sowohl zum intensiven hören, bei dem immer wieder neue Nuancen zu entdecken sind, als auch als untermalende Hintergrundmusik.
Noch ein paar Worte zur Band: Solstein, dahinter verbirgt sich eine Norwegisch, amerikanische Collaboration bestehend aus Jacob Holm-Lupo (Bass, Gitarre, Keyboard, Synthese) und Keith Carlock (Schlagzeug), den Initiatoren des Projekts. Dazu gehören außerdem noch Stian Larsen (Gitarre), Brynjar Dambo (Keyboard, Synthies), Bill Bressler (Keyboards, Synthies), Martin Windstad (Percusion)und Ina Aurelia (Banking Vocals).
Erschienen ist das Selftiteld Album “Solstein” am 7.Juli als schwarzes Vinyl bei Is It Jazz? Records. Erwerben könnt ihr es unter anderem hier.