Seit genau 30 Jahren sind Los Fastidios aus dem italienischen Verona jetzt in Sachen Streetpunk, Ska und Skinhead-Reggae unterwegs. Zum Jubiläum kommt das passend betitelte mittlerweile elfte Album der Truppe um Sänger (und einzig verbliebenem Ur-Fastidio) Enrico. Erschienen ist “XXX – The Number of the Beat” auf dem bandeigenen Label KOB Records.
Nachdem die ansonsten quasi dauertourende Band die Corona-Zwangspause im vergangenen Jahr genutzt hat, um alte Klassiker im neuen Gewand für das Minialbum “From Lockdown to the world” einzuspielen, gibt es jetzt wieder 14 brandneue Hits. Und dieser Begriff ist hier bewusst gewählt.
Es ist schon erstaunlich, mit welcher Schlagzahl und vor allem auf welch hohem Niveau Los Fastidios seit Jahren eine tolle Platte nach der anderen raushauen. Dabei schaffen sie es, sich gleichzeitig im Sound treu zu bleiben und sich dennoch immer etwas weiterzuentwicklen. Nicht nur die Produktion der Fastidios-Alben wird gefühlt immer tighter und druckvoller, auch die Auflockerung des Signature-Sounds durch Mod-, Soul- und Rock’n’Roll-Einflüsse steigert das Hörvergnügen noch einmal mehr.
Schön ist auch, dass Enricos Ehefrau Elisa, die die Band schon lange als Bookerin und Merchandiserin begleitet, stärker als je zuvor mit Backing Vocals und einem komplett selbst gesungenen Stück (“Beverley”) präsent ist. Das alles macht “XXX – The Number of the Beat” gemeinsam mit den beiden Vorgängern “Joy Joy Joy” (2019) und “The Sound of Revolution” (2017) zu einem meiner persönlichen Lieblingsalben der Band.
Wer Los Fastidios kennt und mag, weiß aber natürlich, dass die Musik bei den Italiener:innen nur die halbe Miete ist. Enricos Texte sind es, die die Band schon immer wohltuend von den stumpferen Combos aus dem Oi!/Streetpunk-Kosmos abgesetzt haben. Der Kampf gegen Unterdrückung, das Einstehen für Menschen- und Tierrechte, die persönliche Freiheit, das Leben in der Subkultur und immer wieder eine ganz klare Kante gegen Rassismus – das sind die Themen, für die Los Fastidios seit 30 Jahren stehen und die auch auf dem neuen Album allgegenwärtig sind.
Gesungen wird dabei wie üblich auf Englisch, Italienisch (diesmal leider nur bei zwei Stücken) und sogar auf Französisch. Wer unbedingt Anpsieltipps braucht, sollte mal in “Back in ’79”, “These Boots”, das oben verlinkte “Take a Stand” oder den schönen Closer “Tu Lo Sai” reinhören. Eigentlich sollte man das Album aber lieber am Stück genießen – dazu passt ein guter italienischer Rotwein ebenso wie das klassische Dosenbier.
Die LP kommt in klassischem schwarzen Vinyl, mit Textblatt und schönem Comiccover von Andrea THE AND Sartori. Bestellen könnt ihr sie natürlich am besten direkt bei KOB Records.