Eine kleine Vorgeschichte dazu: in der Regel bekomme ich sämtliche Platten des norwegischen Labels Karisma Records und Dark Essence Records geschickt. Das meiste interessiert mich nicht großartig oder wird von mir nicht rezensiert, weil ich im besten Fall schon andere Sachen rezensiere und das Label auch nicht ewig warten lassen möchte. Nun hatte sich bei uns unsere neue Kollegin Arnika entschieden unter anderem diese Platte rezensieren zu wollen. Habe ich ihr natürlich geschickt. Nach einer Weile hatten wir dann eine Interviewanfrage eines ehemaligen Schreiberkollegen und bei Arnika kam natürlich die Frage auf, ob sie das Album, welches nun vor mir liegt, rezensieren soll oder eben nicht. Sie entschied sich dann für das Interview und ich habe ihr diese und eine weitere Platte dafür abgenommen. “Fremmede Toner” von Lumsk fand ich vorher schon spannend und da war es für mich klar, dass ich dazu ein paar Worte schreiben würde.
“Fremmede Toner” ist nach sechzehn Jahren und dem Album “Det vilde Kor” das mittlerweile vierte Album und das erste, das nicht auf dem Label Tabu Recordings erscheint, sondern beim bereits genannten Dark Essence Records.
“Fremmede Toner”, was “Fremde Töne” heißt, ist eine eher eigenwillige Produktion, die einiges an Vorarbeit und vielleicht auch Recherche verlangte, denn der norwegische Autor André Berke hat einige Gedichte bekannter Autoren aus allen Ecken der Welt übersetzt (u.a. Goethe, Niezsche, Swinburne) und in dem Band „Fremmede Toner“ auf Norwegisch veröffentlicht. Lumsk nehmen diese Ausgabe als Grundlage für ihr Album und interpretieren diese neu und mit den Originaltexten. Sängerin Mari Klingen trägt die Stücke auf Norwegisch, Englisch und Deutsch vor.
Wer des Norwegischen mächtig ist und die Songauswahl studiert hat, dem wird aufgefallen sein, dass Seite A und B eine Songauswahl auf Norwegisch beinhaltet und Seite C und D dann auf Englisch und Deutsch vorgetragen werden.
Was die norwegischen Übersetzungen, oder die norwegischen Darbietungen betrifft, sind diese sehr gelungen. Die Stücke sind nicht nur träumerisch, sondern auch gespickt mit rockigen Passagen. Die Texte werden passend zur Musik gut in Szene gesetzt. Akustische Gitarre, Geige und das Klavier sind dem Schlagzeug und härteren Gitarrenriffs ebenbürtig. Die englischen Texte sind auch noch in Ordnung, merkt man aber hier schon ein paar Schwächen an. Vielleicht liegt es einfach auch an der sprachlichen Barriere, oder dem fehlenden englischen Sprachschatz, was ich eigentlich bezweifle, können Norweger*Innen doch recht gut Englisch. Es fehlt mir an der gewissen Stimmung, die auf der ersten Platte wunderbar rüberkam. Schlimmer geht aber immer, und zwar mit der deutschen Darbietung. Okay, fairerweise muss man dazu sagen, würden wir die Texte andersherum auf Norwegisch trällern, klänge es wohl genauso schräg und absurd, wie es jetzt hier bei den Gesangseinlagen auf Deutsch herüberkommt. Man hört ja recht schnell aus einer Vielzahl an Sprachen heraus, ob es Deutsch ist, klar, aber man versteht leider auch nicht alles, auch wenn man sich noch so sehr anstrengt. Ich kann die Texte auch mitlesen, die auf dem Innencover des Gatefold abgedruckt wurden. Aber ich bin faul – will ich als Hörer nicht.
Jedenfalls kommt das, was sie zunächst auf Seite A/B dargeboten haben, mit der englischen und deutschen Sprache nicht besonders zu Geltung. Es war sicher eine reizvolle Aufgabe solch ein Projekt in die Hand zu nehmen, aber eventuell auch eine Nummer too much. Und da Progrock und Folk Metal noch das instrumentale Konstrukt bilden, ist es umso schräger.
Mir liegt übrigens die limitierte Auflage mit einer türkis- und einer goldfarbenen Vinyl vor. Diese ist bei JPC, aber auch direkt bei Dark Essence Records zu erwerben.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken.