Nach Prog-Rock (Lumsk) ist vor Prog-Rock. Wenn man schon in Prog-Laune ist, sollte man diese auch nutzen und gleich zur Tat schreiten. Hier liegt das Debütalbum des Wobbler-Musikers Lars Fredrik Frøislie auf dem Plattenspieler. Eigentlich könnte es auch ein Wobbler-Album (Links zu den besprochenen Wobbler-Alben: Hinterland, Rites At Dawn, Afterglow, Dwellers Of The Deep) sein, wäre die Pandemie nicht dazwischen gegrätscht. Also macht Mann, was man(n) tun muss: Man bastelt sich ein paar Songs zurecht, alle zwischen sechseinhalb und knapp siebzehn (!) Minuten und lässt diese einfach über sein Alter Ego laufen. Ist ja nichts verwerfliches. „Hey, ich hab Langeweile. Ich spiele jetzt auf meinen Instrumenten ein paar Töne und knalle 2023 einfach mal ein Album raus.“ Und wisst ihr, was der Witz an dem Album ist? Vieles, was ihr darauf hören werdet, ist improvisiert oder ein One-Take mit Spielfehlern oder reißenden Klaviersaiten, usw.
Was uns außerdem erwartet, ist Musik von analogen Keyboards, wie Cembalo, Mellotron, MiniMoog, Yamaha CP70B und die Hammond-Orgel. Oder einfach: der gute alte 70er Jahre Prog-Rock-Wahnsinn.
Die 4 vorgetragenen Stücke bieten uns je eine Geschichte. In „Rytter av dommedag“ geht es um Ragnarök, wenn König Rakne in seinem großen Grabhügel außerhalb von Romerike erwacht und zusammen mit den alten Göttern richtiges Unheil anrichtet.
In „Et sted under himmelhvelvet“ geht es zum Teil darum, an einen Ort zu reisen und das Gefühl zu haben, schon einmal dort gewesen zu sein – nur um herauszufinden, dass man Vorfahren hatte, die vor langer Zeit dort lebten.
Das dritte Lied „Jærtegn“ beginnt mit einem rasenden Pferdewagen, der durch den Wald rast. Der Wagen kippt zur gleichen Zeit um, als es eine Sonnenfinsternis gibt, und die Reiter werden zu ewigen Wanderern im dunklen Wald, die für uns nur ab und zu wie Nordlichter sichtbar sind, während sie vergeblich ihre Arme nach der Sonne ausstrecken, in der Hoffnung, den Weg nach Hause zu finden. Und zu guter letzt Nummer vier: „Naturens Katedral“ ist eine Beschreibung der norwegischen Berge im Winter, wo die Kälte bitter ist und Schneestürme und Lawinen herrschen. Es ist auch eine Suche nach vergangenen Zeiten, als das Leben draußen in der Wildnis noch einfacher war.
Also im Grunde wie so eine Sage, die man sich vorstellen kann, wenn es um Trolle, Hexen, oder ähnliche Mythen geht. Diese sind auch als Einzelbild auf dem Frontcover zu sehen. Im Cover bzw. jetzt auf dem Plattenspieler liegt die schwarze Vinyl-Variante. Eine zweite, in schickem zweifach-blau, gibt es auch noch.
Lars hat aber nicht alles alleine komponiert und hat alleine musiziert. Hilfe hatte er von Nikolai Hængsle, der sogenannte Bassistengott! Und zwar spielte er auf „Fire Fortellinger“ Rickenbacker 4003, Fender Precision Bass, Fender Jazz Bass und eine Fender Telecaster.
Lars Fredrik Frøislie hat neben den bereits oben genannten analogen Keyboards auch noch ein Händchen für Gesang, Schlagzeug und Becken, Hohner Clavinet D6, William de Blaise – Spinett, Arp Pro Soloist, Arp Axxe, Solina String Ensemble, Tremoloa, Rhodes mkII, Wurlitzer 200, Blockflöte.
Erwerben könnt ihr das Album sowohl bei Karisma Records, über die Bandcamp-Seite und sogar bei JPC. Bei JPC scheint es sogar noch eine grüne Vinyl-Variante zu geben.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!