“Guten Tag meine Damen und Herren, sind Sie bereit für ein bisschen Lärm?” Acht lange Monate hat es gedauert, bis ich die Gewissheit habe, dass ich auch 2023 voraussichtlich wieder eine Top 3 mit den besten Alben des Jahres benennen kann. Der Grundstein dafür scheint zumindest gelegt, nachdem ich erfahren habe, dass Madsen endlich Album Nummer 9 Namens “Hollywood” herausbringen und diesmal quasi auch noch im DIY Verfahren, denn sie haben extra und endlich dafür ihre eigenes Label Goodbye Logik Records gegründet.
Anfangs war ich recht skeptisch, was uns wohl mit dem neuen Longplayer erwartet. Das mitten in der Corona Zeit produzierte 2020er Punkrock Konzept Album “Na gut dann nicht” hat es seinerzeit in meine Top3 geschafft. Die Latte hängt also schon nicht niedrig, auch wenn es kein typisches Madsen Album war. 2022 veröffentlichte Sebastian Madsen dann sein erstes Soloalbum “Ein bisschen Seele“, welches nach Soul klingen sollte, für mich jedoch eher in Richtung ZDF Fernsehgarten Schlager ging, sorry Sebastian. Spätestens durch die Vorab Veröffentlichungen “Ein bisschen Lärm, Hollywood, Heirate mich und Brücken” war jedoch klar, dass “Hollywood” am 2018er Album “Lichtjahre” nahtlos anknüpft. Selbstverständlich haben sich Madsen seit ihrem nach sich selbst betitelten 2005er Debüt Album weiterentwickelt und sind reifer geworden, aber letztlich bekommt man genau das, was man positiv von einer Band erwartet, die nun auch seit fast zwei Jahrzehnten im Rock’n’Roll-Zirkus unterwegs. Bereits der Opener “Ein bisschen Lärm” nimmt einen mit und ist für der stärkste seit “Wo es beginnt” 2012. Mit “Brücken” geht es dann eindrucksvoll weiter, beginnt der Song doch sehr ruhig um dann nach vier Zeilen richtig Gas zu geben. So überrascht wurde ich zuletzt bei “The Pretender” der Foo Fighters. Das Video dazu lohnt sich übrigens auch zu schauen. Ok, mit Lied Nummer 3 “Das beste von mir” geht es dann doch in Richtung Schlager, aber nun gut, nach fast 20 Jahren darf das zwischendurch auch passieren und “Willi” macht direkt danach alles wieder gut. “Heirate mich” dagegen fällt wieder etwas ab, wäre da nicht das überragende Video, aber das sieht man auf der Platte nun mal nicht. Zum Mitwippen taugt es aber allemal. Leider gibt es auf der Seite nichts überraschendes oder herausragendes mehr, was es zu erwähnen gibt. Solide Songs mit eingängigen Refrains zum mitsingen jedoch wie man es von Madsen kennt. Wobei das melancholische “Wir haben immer noch die Sonne” die Platte noch sehr gelungen abrundet und Madsen uns sogar noch beweisen, dass sie auch progressiv können, wenn sie wollen. Respekt.
Das schwarze Vinyl (ebenso erhältlich in Curacao) kommt in einem Gatefoldcover daher. Das Innersleeve liefert die Texte zum Nachlesen und Mitsingen mit. Leider ist es nicht gefüttert.
In letzter Zeit habe ich mich regelmäßig über die gestiegenen Preise von Vinyl aufregt und das natürlich völlig zurecht, denn für eine Reissue, auch wenn es Doppelvinyl ist, ist mehr als frech und bei solchen Preisen vergeht zumindest mir nicht nur die Lust auf Vinyl sondern auf Musik generell. Da mag ich nicht mal mehr streamen. Jetzt kommt das große ABER: Madsen veröffentlichen ihr Vinyl in verschiedenen Versionen und selbst die handsignierten oder farbigen limitierten Editionen kosten keine € 26,-. Es geht doch!
Wer “Hollywood” käuflich erwerben möchte und ich bin mir sicher, dass ihr es wollt, weil es sich einfach lohnt und ihr Bock drauf habt, kann es versandkostenfrei hier bestellen. Wir sehen uns auf der Tour.