Am 08. Mai erschien das erste Video von Sebastian Madsen auf seinem Instagram Kanals unter dem Motto #einbisschenseeleamsonntag. Die folgenden Sonntage folgten weitere seiner Interpretationen von Klassikern in schlichtem schwarz weiß. Das hat mir gut gefallen und für das kurz darauf angekündigte Soloalbum hätte es mir persönlich vollkommen ausgereicht, wenn er diese Coverversionen seiner Lieblingslieder auf Vinyl gepresst hätte.
Tja, Sebastian Madsen hätte es so einfach haben können. Stattdessen gibst es zehn neue Songs und auch diese laufen als Album vereint unter dem Titel „Ein bisschen Seele“. Und zehn neue, zehn eigenen Songs zu Scheiben hat sich gelohnt. Dennoch hoffe ich ja nach wie vor, dass es auch die Coversongs mal als Album gibt. Wenigstens auf so ner Streamingplattform und nicht nur auf YouTube und Instagram. Dann ist ewig der Bildschirm an und zack ist der Akku leer. Und eigentlich will man ja Energie sparen und nein ich habe nicht gegengerechnet wie der CO2-Fußabdruck von Vinylproduktion vs. Streaming vs. YouTube ist. Ich könnte auch noch das persönliche Seelenbefinden, mental-health und Bildschirmzeit und Handygedaddel und so in die Waagschale werfen. Man Sebastian, bring den Kram einfach auf Platte Raus!!! Bitte! So schuldigen, dass musste ich einfach mal loswerden.
Jetzt aber zu „Ein bisschen Seele“ das Solo-Debüt, als ich davon las waren meine zeitgleichen Gedanken: „Warum das denn?“ und „Na endlich!“. Was für eine Erwartungshaltung. Also Platte direkt gehört, als sie ankam. Allerdings hatte ich zu dem Zeitpunkt so abgrundtief schlechte Laune, dass ich die darauf folgende Review auf keine Fall veröffentlichen konnte. Viel zu gefühliges Kladderadatsch. Niemand hätte nach diesem Lesen jemals freiwillig diese Platte gehört und das wäre wirklich schade, weil ich „Ein bisschen Seele“ sehr mag.
Also hier die zweite Fassung, ohne ein bisschen Gefühlsgesabbel kommt auch diese nicht aus. Aber schließlich messen wir Musik oder Kunst im Allgemeinen ja auch immer an der Art und Weise und der Intensität mit der sie uns berührt. Zugegeben diese Messlatte ist immer sehr persönlich, nie neutral und neigt zu Schwankungen, aber sie ist wahrhafter es es Verkaufszahlen sein können und sollten, finde ich.
Der Opener, der Titeltrack „Ein bisschen Seele“, habt ihr vielleicht schon als Singelauskopplung gehört, zeigt direkt wo es musikalisch langgeht. Poppigen Soul mit deepen Texten. Die Melodie beschwört, es doch alles nicht so schwer zu nehmen, vielleicht auch sich selbst nicht so erst zu nehmen. Zugleich erkennt man sich im Text wieder. Ein wenig verloren, wer ist das nicht ab und zu und wenn dann „einen Beat, der zusammenschweißt“ mit dieser Erkenntnis direkt als musikalische Medizin verabreicht wird, dann ist das schon mal ein ordentlicher Anfang für eine Platte.
Die anderen beiden Singles, die poppigsten Songs des Albums, „Sei nur Du selbst“ feat. Drangsal und “Immer nur am Handy“ sind euch bestimmt schon begegnet. Dann muss ich wohl nichts mehr dazu sagen.
Der beste Song des Albums ist in jedem Fall „die Einsamkeit“. Das Klavier, schwarz tropfende Töne und diese Stimme. Ein Song, der ihr eine perfekte Bühne bietet. Der darauf folgende Song „Immer wenn die Nacht“ klingt, wie eine versöhnliche, tröstende Antwort auf die Dunkelheit der „Einsamkeit“.
Und falls ihr das Album jetzt nicht direkt auf Vinyl oder Tape holt, sondern erstmal streamst, dann stellt bitte nicht auf Zufallswiedergabe. Denn ich könnte mir vorstellen, dass ein Lied wie „das Gewitter“ erstmal ein „häääää, was soll den das jetzt für nen Album sein“ hervorrufen könnte. Aber wenn darauf „Als bei uns Sommer war“ folgt, dann stimmt der Stimmungsbogen.
Und auf der B-Seite ist man ja schließlich auch schon angekommen in diesem unerwarteten Seelen-Sound. Wobei ja jedem klar sein musste, dass hier nicht der Indie-Punk-Pop von Madsen zu hören ist. Und mit diesem Pop-Soul schafft sich Sebastian Madsen einen wunderbaren Raum, um sein Können unter Beweis zu stellen und erwähnte ich die Stimme?!
„Ein bisschen Seele“, ein sehr schönes, sehr ehrliches Stück Vinyl. Nichts für zynische Idioten, deren Fassade könnte beim Hören Einsturzgefährdet sein. Gerne mehr davon, gerne auch ein Coveralbum. Ach, dass Thema hatten wir ja schon.
So, wer noch nicht vorbestellt hat, Sebastian Madsens Solodebüt „Ein bisschen Seele“ kommt am 30. September, auf Isbessa raus. Gibt´s als Vinyl, Coloured Vinyl und als Tape in nem Gatefold (Also das Tape natürlich nicht). Innendrin Bild und Credits und, freu ich mich ja immer sehr drüber, auf der Innenhülle stehen weiß auf schwarz die Texte. Wobei das in diesem Falle gar nicht nötig ist, zu klar ist der Gesang. Spätestens mit dem dritten hören kann man eh alles mitsingen.
Vorbestellen könnt ihr das Album unter anderem hier.