Um Plagiatsvorwürfen gleich mal den Wind aus den Segeln zu nehmen: Ja, ich habe abgeschrieben!
Na ja, zumindest habe ich mich im Gegensatz zu meiner eigentlichen Herangehensweise intensiver mit dem Promozettel des neuen Albums von Marathonmann beschäftigt, denn diese doch recht eklatante Soundveränderung auf “Maniac” ist schon bemerkenswert. Und da möchte man einfach wissen: Wieso, weshalb, warum?
Der den Sound der Band bisher prägende (Post) Punk Rock ist nahezu verschwunden. Dort, wo früher Gitarren die Hauptarbeit geleistet haben, sind jetzt Synthesizer am Werk. Marathonmann begeben sich mit “Maniac” auf einen kompromisslosen Nostalgietrip zurück in die 80er und stoßen ihren Fans damit erstmal vor den Kopf.
Aber kann genau das nicht eine gute Band ausmachen?
Ich persönlich habe absoluten Respekt vor dem Mut, einfach das zu machen, was man für richtig hält, auch in dem Wissen, damit auch Fans verlieren zu können. Aber eben auch neue dazuzugewinnen! Und das schaffen Bands wie beispielsweise The Offspring eben nicht – man schaue sich nur das Publikum der aktuellen Konzerte an. You gotta keep ’em separated!
„Manche Sachen müssen weichen, dann können Dinge neu entstehen.“
Mehr Wahrheit gleich im Titeltrack geht nicht. Und nachdem der Song „Rücklauf“ ja bereits in der ersten Staffel von Dark Verwendung gefunden hat, könnte „Maniac“ nächstes Jahr ohne Probleme im Finale von Stranger Things laufen. Weiter geht´s mit dem Song „Feuer“, der noch mit klassischer Bandbesetzung Gitarre, Bass und Schlagzeug daherkommt und mit Synthies nur unterstützt wird. Ganz als ob uns die vier Münchener erst vorsichtig an den Soundwechsel gewöhnen wollen.
Der dann aber mit voller Härte zuschlägt, denn die drei Vorab-Singles „Auryn, „Diamant“ und „1985“ hauen allesamt voll in die Retro-Kerbe. Als Kinder der 80er erinnern sie sich liebevoll und immer ein bisschen melancholisch an die eigene Vergangenheit. Vor allem „Diamant“ wäre garantiert auch von Willem F. Dinklage in den „Norddeutschen Top Fofftein – Die Single- und LP-Klopfer der Woche“ im guten alten Radio gespielt worden. Und auch das Saxophonsolo in „Auryn“ erinnert genau an diese Zeit, in der Huey Lewis, Kenny Loggins und der Dirty Dancing Soundtrack rauf und runter gespielt wurden.
Hier stelle ich mir schon die Frage, wie die Hörer*innen auf jene Titel reagieren, die diese persönlichen Reminiszenzen eben nicht haben und erst in den 90ern oder gar später geboren wurden. Der Verfasser dieser Zeiten wurde zwischen 1985 und 1995 musikalisch geprägt, daher liebt er diese Zeit und die musikalischen Wurzeln, auf denen die 14 Stücke auf „Maniac“ basieren. Ich bin Fan.
Mit „Clock Tower“ beginnt für mich der zweite Teil des Albums: Die Synthesizer sind weiterhin präsent, die Songs aber härter. Die beiden Features von Lana (Kochkraft durch KMA, Alone in the Dark) und Maffai (Tie Fighter) sind wie das Salz in der Suppe, die beiden Songs gehen so etwas mehr in die Breite.
Nach mehrmaligem Hören dieser LP ist er dann noch irgendwie da, der Punkrock Vibe der früheren Veröffentlichungen. Zwar verpackt in einem lupenreinen 80er Sound, der allerdings nie cheesy und billig klingt, sondern absolut modern und zeitgemäß. Gute Songs sind eben gute Songs.
Das Label Redfield Records hat wunderbare Farben und Bundles zusammengestellt, die ihr euch am besten direkt dort im Shop besorgen könnt. Gönnt euch ein paar Runden und die LP “Maniac” von Marathonmann wird euch umhauen.