In der zwanzigsten Ausgabe von Musik trifft Literatur bei Vinyl-keks.eu unterhalte ich mich mit Alex Gräbeldinger, weil der einen eigenen Wikipedia Eintrag hat. Check it.
Wenn ihr den gelesen habt, dann kann ich mir hier auch eine Einleitung sparen, denn dann wisst ihr ja wer das ist. Wobei dort unerwähnt bleibt, dass er im Moment bei der sehr guten HardcoreMehrschweinPunkrock-Kapelle Knigge + Krust das Schlagzeug bedient, dafür wird erwähnt, dass er neben seinen Büchern auch schon ein Theaterstück geschrieben hat. Dieses wird jedoch in unserem Gespräch wiederum gar nicht erwähnt.
Ihr merkt, es ist vertrackt. Genau wie Alex’ Texte , die einerseits sehr witzig sind, andererseits immer wieder die psychischen Probleme des Autors sehr genau, offen und ehrlich thematisieren. Genau diese Mischung ist es aber die Gräbeldingers Schreibe so reizvoll macht, denn er skizziert den Wahnsinn der Welt, der sich auf seine Seele legt, wie kein anderer.
Nach einer sehr unterhaltsamen Lesung im Oberhausener Druckluft im vergangenen Jahr vereinbarten wir ein Interview, welches wir nun endlich am Anfang des Jahres führten
Viel Spaß dabei!
Durch deine Kolumne im Ox Fanzine habe ich deine Texte kennen gelernt und war jetzt echt erstaunt, dass du schon seit dem Jahr 2000 dabei bist. Ein Blick zurück: Wie kam es dazu, wie bist du beim Ox gelandet?
Beim Ox landete ich über ein Praktikum – pünktlich zur Jahrtausendwende. Nachdem ich Mitte der Neunziger die Realschule hinter mich gebracht hatte, entwickelte ich eine ziemlich nervige Orientierungskrise. Umständlicherweise verspürte ich den Wunsch, etwas machen zu wollen, das mich auch tatsächlich interessieren würde. „Irgendwas mit Medien“ stimmte mich nicht zufrieden, „irgendwas mit Punkrock“ schon eher. Und so endete ich schließlich als Praktikant beim Ox-Fanzine. Seitdem sind zwei, drei Tage vergangen. Und da mir der Absprung bis heute nicht gelungen ist, zähle ich meine damalige Entscheidung einfach mal zu den besseren in meinem Leben.
Hast du erst durchs Ox angefangen zu schreiben oder war das schon vorher Bestandteil deines Alltags?
In der Grundschule begann ich damit, Liebesbriefe zu schreiben. Dadurch konnte ich meine Schüchternheit kompensieren. Schriftlich war ich mutiger. Es fiel mir leichter, mich mitzuteilen. Im Prinzip ist das auch heute noch einer der Gründe, warum ich schreibe.
Du machst beim Ox eigentlich auch nur deine Kolumne; Interviews oder Besprechungen liest man von dir eher nicht. Das journalistische Schreiben reizt dich nicht?
Aktuell veröffentliche ich im Ox nur meine Kolumne. Doch in den Anfangstagen bestanden meine Texte fast ausschließlich aus Rezensionen und Interviews. Das war ein gutes Schreibtraining. Bis ich mich an meinen ersten persönlichen Text traute, mussten sechs Jahre vergehen.
Als ich dich auf ein Interview ansprach, wirktest du froh, dass es schriftlich ablaufen wird. Hättest du ein mündliches Interview gar nicht gegeben, weil du Sorge hattest, dich nicht so leicht ausdrücken zu können?
Beim Schreiben fühle ich mich auf jeden Fall wohler, da ich schon immer eher zurückhaltend war. So zurückhaltend, dass bei mir irgendwann eine soziale Phobie diagnostiziert wurde. Aus heutiger Sicht empfinde ich meine Schüchternheit jedoch immer seltener als ein Handicap, sondern als einen Wesenszug, mit dem ich gut leben kann. Zumal es mir gelingt, ausgelassene Unterhaltungen zu führen, sobald mir Menschen vertraut sind. Oder wenn ich mir Mut angetrunken habe, was ich allerdings meistens bereue. Daher bin ich eigentlich ganz zufrieden damit, nüchtern eher schüchtern zu sein und auch mal die Klappe halten zu können. Der Vorteil beim Schreiben ist, dass ich den Quatsch, den ich von mir gebe, sowohl besser kontrollieren als auch gezielter einsetzen kann.
Deine Texte sind mitunter sehr persönlich, gerade in Bezug auf deine psychische Gesundheit sehr offen. Gab es einen Auslöser dafür, mit dieser Art Texte an die Öffentlichkeit zu gehen?
Ich empfinde es als Erleichterung, damit offen umzugehen. Etwas verbergen zu müssen, wäre anstrengender. Außerdem erschaffe ich mir durch das Schreiben oftmals einen neuen Blickwinkel auf etwas. Ich versuche meinem Leid Humor abzugewinnen, um damit besser umgehen zu können. Eine solche Herangehensweise ist für mich die beste Medizin.
Schreiben als Therapie also. Meine Frage zielte aber auch in die Richtung, ob dir schnell klar war, diese Therapieform in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Es ging/geht dir nicht nur ums Schreiben an sich, du hast schon Sendungsbewusstsein, oder? Wie wichtig ist dir, dass die Öffentlichkeit dran teilnimmt?
Da zum Glück nicht jeder Satz, den ich mir aufschreibe, an die Öffentlichkeit gelangt, steht für mich die Selbstreflexion an erster Stelle. Doch sobald ich mich dazu entschieden habe, mein Tagebuch nicht mehr länger hinter einem Vorhängeschloss zu verstecken, geht damit auch ein Sendungsbewusstsein einher. Das Ausloten und Überwinden von Scham gehören für mich ebenso zum Schreiben wie der Wunsch, aus meinem Gedankenwirrwarr etwas Vorzeigbares zurechtzubiegen. Zuerst die Innenschau, danach der Seelenstriptease. Das alles sind Bestandteile der Therapie.
Ist es auch der zeitliche Abstand zwischen Aufschreiben und Veröffentlichen? Im letzten Ox waren deine Tagebucheinträge zwei Jahre alt …
Auf jeden Fall. Je mehr Zeit vergeht, desto größer die Chance, dass aus einer Tragödie noch eine Komödie wird. Und da ich kein Reporter bin, sondern bloß Tagebuch schreibe, schlafe ich gerne noch mal drüber, bevor ich daraus etwas veröffentliche.
Fast schon eine anachronistische Herangehensweise, denn heutzutage (sic!) wird ja alles im Internet (aka Neuland) scheinbar ungefiltert rausgehauen. Kommentiert, bewertet und schon wieder vergessen … Du erwähntest auf der Lesung, dass du deine Texte nicht auf sozialen Netzwerken präsentieren könntest. Weil es zu direkt wäre? Oder sogar aus Furcht vor direkten Reaktionen?
Doch, es kommt schon immer mal wieder vor, dass ich in sozialen Netzwerken mitmische. Es ist bloß deutlich weniger geworden. Als ich noch aktiver war, motivierten mich die unmittelbaren Reaktionen. Ist ja auch logisch, da sofort das Belohnungssystem im Hirn anspringt, sobald dir jemand wohlwollende Emojis hinterlässt. Ebenso wie es logisch ist, dass es für eher schlechte Stimmung sorgt, wenn dir im Internet jemand ans Bein pinkelt. Jedoch möchte ich weder von Kritik noch von Zuspruch allzu sehr abhängig werden. Zumindest nicht in dem Ausmaß, wie es soziale Netzwerke ermöglichen. Deswegen nutze ich Social Media als Absender aktuell nur noch in kleinen Dosen. Ich möchte auch dann Motivation zum Schreiben haben, wenn es vorerst niemand zu sehen bekommt.
Du sagtest, du schreibst “bloß Tagebuch”. Gibt es trotzdem literarische Vorbilder oder prägende Einflüsse beim Schreiben?
Meine Lieblingsautorin ist Stefanie Sargnagel. Die finde ich super. Und innerhalb der Ox-Belegschaft waren es Tom Tonk und Tom van Laak, die mich einst dazu inspirierten, auch selbst Kolumnen veröffentlichen zu wollen. Unabhängig davon bin ich der Meinung, dass es keine atemberaubenden Abenteuer braucht, um darüber schreiben zu können. Schreibstil und Stimmung sind mir wichtiger. Ich mag Texte über die Banalität des Alltags. Außerdem bevorzuge ich Erzählungen aus der Ich-Perspektive, weil dadurch mehr Nähe entsteht.
Hast du ein Schreibritual? Also immer zu einer bestimmten Tageszeit, hörst du dabei Musik, an einem bestimmten Ort?
In den Anfangstagen schrieb ich überwiegend nachts. Oftmals alkoholisiert, was nicht nur klischeehaft und pseudo-romantisch war, sondern auch häufig in Verzweiflung endete. Zumal ich mich immer erst an meinen Bürostuhl kettete, sobald sich ein Abgabetermin näherte. Irgendwann habe ich begriffen, dass eine solche Herangehensweise nicht nur für wiederkehrende Kopfschmerzen sorgt, sondern über kurz oder lang in eine Sackgasse führt. Heutzutage verfasse ich nur noch kurze Tagebucheinträge, dafür aber stetig, wann immer mir etwas durch den Kopf geht, unabhängig von Ort und Tageszeit. Die Qualität spielt dabei zunächst einmal keine Rolle. Erst für die Aufbereitung einer neuen Kolumne werte ich mein Tagebuch entsprechend aus. Von Musik fühle ich mich dabei aber eher abgelenkt. Dafür höre ich Musik zu bewusst, um mich von ihr beim Schreiben berieseln lassen zu können.
Du hast erzählt wie das Schreiben eine Therapieform für dich wurde. Hatte Musik, sowohl als aktiver Musiker als auch als Hörer, diesen Effekt nicht?
Doch, auch. Zwar würde ich mich selbst nicht als Musiker bezeichnen, aber immerhin trage ich als Schlagzeuger zur Musik bei. Und das sogar als Taktgeber – bloß für den Fall, dass meine Bescheidenheit zu nerven begonnen haben sollte. Zudem betrachte ich das Schlagzeugspielen als meine Lieblingssportart. Sport soll ja angeblich gesund für Körper und Geist sein. Und ein bisschen herumzutrommeln verlangt mir weniger Überwindung ab als ein Besuch im Fitnessstudio. Ich kann mich körperlich verausgaben und nebenbei entsteht Musik. Daher empfinde ich Musik neben Tagebuchschreiben und Pizzaessen als eine weitere gute Therapieform. Sowohl mitwirkend als auch einfach nur hörend.
Aber das Bedürfnis, dich aktiv an Songtexten zu beteiligen, hattest du bisher nicht? Bei Knigge + Krust reicht ja bereits ein Satz pro Song…
Das stimmt, im Falle von Knigge + Krust verhält es sich ähnlich wie bei Scooter. Jedoch bin ich in meinen Bands primär für den Beat zuständig. Hier genieße ich es, weniger im Fokus zu stehen. Und da ich selbst nicht singe, möchte ich niemandem meine Worte in den Mund legen. Das Trommeln verschafft mir einen Ausgleich zum Schreiben.
Wie ist die Geschichte hinter Knigge + Krust? Wie kamt ihr auf die Idee, die Texte so zu reduzieren? Ich kenne vor allem Michis Bands bisher ganz gut und dort waren die Texte schon sehr präsent und wichtig. Erzähl doch mal.
Ich denke, Michi, Bica und ich betrachten Knigge + Krust als eine willkommene Abwechslung zu unseren anderen Bands. Die Idee, die Textmenge auf ein Minimum zu reduzieren, entstand aus einer Mischung aus Not und Unbekümmertheit. Als wir Anfang 2019 erstmals probten, brauchten wir Text für Bicas und Michis Wechselgesang. Da wir uns einig waren, das Rad nicht neu erfinden zu wollen, entstand als erster Song „Wir bewegen uns im Kreis“. Obwohl uns die Textzeile im ersten Moment nur als spontaner Platzhalter diente, stellten wir fest, dass der Song bereits fertig ist und nichts weiter braucht. Getreu dem Motto: less is more. Und so führten wir diese intuitive, möglichst unverkopfte Herangehensweise bewusst fort. Bei Knigge + Krust liegt der Fokus auf kompakte Songs mit wenig Text, dafür aber mit umso mehr Power und Ohrwurmcharakter.
Eine Platte in verschiedenen Versionen, eine fette Aufnahme und Produktion im Illegale Farben Studio, zwei Videos … Das scheint mittlerweile mehr als nur ein bisschen Abwechslung zu den anderen Bands zu werden. Was ist bei euch sonst noch so geplant, was ist überhaupt schon planbar?
Wenn du mir das so vor Augen führst, erscheint es mir trotz Corona-Pause tatsächlich nach einer guten Bilanz. Ich bin auf jeden Fall sehr froh darüber. Seit unseren ersten beiden Konzerten im November und mit Blick auf die Album-Veröffentlichung fühlt sich alles wieder realer an. Aktuell planen wir eine neuntägige Tour für Ende Mai. Ob sie durchführbar sein wird, bleibt natürlich abzuwarten.
Konzert und Lesung, beides kennst du gut. Wo sind für dich die Unterschiede, was ist gleich, was machst du vielleicht sogar lieber?
Während einer Lesung verspüre ich größeres Lampenfieber, weil ich mich weder hinter meiner Band noch hinter meinem Instrument verstecken kann. Ich präsentiere mich selbst, interagiere mit dem Publikum und trage Texte vor, die bewusst darauf ausgelegt sind, meine Scham zu überwinden. Während eines Konzertes bin ich entspannter, weil ich als Schlagzeuger weniger im Rampenlicht stehe. Grundsätzlich empfinde ich aber jeden Auftritt, egal ob Lesung oder Konzert, als eine Mutprobe. Zumal es Tage gibt, an denen ich es bereits als Mutprobe empfände, eine fremde Person nach der Uhrzeit zu fragen. Dennoch setze ich mich solchen Nervenkitzelsituationen bewusst aus. Auch deswegen, weil die anschließende Erleichterung umso größer ist, wenn ich einen Auftritt nicht bloß überstanden habe, sondern er mir auch gelungen ist.
Obwohl du ja schon länger Lesungen machst, hab ich dich erst letztes Jahr zum ersten Mal gesehen. Zugegeben, es war eine übersichtliche Anzahl an Gästen, trotzdem fiel auf, wie schnell die Grenze zwischen Vortragenden und Publikum fiel und z. B. Medikamententipps ausgetauscht wurden. Ist die Subkultur Punkrock ein Milieu, in dem psychische Probleme einfacher geäußert werden können, eher ernst genommen werden? Oder ist Punk in diesem Punkt einfach auch nur ein Spiegelbild der Gesellschaft?
Das meiste Verständnis begegnet mir von Personen, die selbst betroffen sind. Sowohl innerhalb als auch außerhalb der Punk-Szene. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen vor allem dann offen mit dem Thema umgehen, wenn ich auch selbst offen damit umgehe. Zwar ist das Thema kein Tabu mehr, doch in einer Gesellschaft, in der Belastbarkeit und Leistung als sexy gelten, weiterhin mit Scham behaftet. Deswegen ist es mir ein Anliegen, mich mit meinen Problemen nicht zu verstecken. Und umso angenehmer ist es, wenn es andere ebenso wenig tun.
Wie belastend war die ganze Corona-Situation für dich? Viele Schreibende haben ja die Mehrzeit zum Schreiben oder für Projekte genutzt, war das für dich auch möglich?
Zu Beginn empfand ich die Entschleunigung als angenehm. Ich war weniger abgelenkt und konnte die Zeit gut für mich nutzen. Unter anderem kümmerte ich mich um die Fertigstellung von „Ein Hörbuch namens Kotze“, für das zehn meiner Lieblingsmusikerinnen und Musiker Texte aus meinen Büchern eingelesen hatten. Im weiteren Verlauf kippte meine Stimmung aber zunehmend ins Depressive. Obwohl ich gerne viel Zeit mit mir selbst verbringe, fehlte mir irgendwann der Ausgleich. Denn wenn ich mich zu lange in einer Komfortzone bewege, möchte ich irgendwann überhaupt nicht mehr vor die Tür. Dann beginne ich zu grübeln und stehe mir früher oder später selbst im Weg. Deswegen blicke ich auf die vergangenen beiden Jahre mit gemischten Gefühlen zurück.
Was ist bei dir für die Zukunft geplant? Neues Buch eventuell?
Demnächst wird eine Neuauflage meiner früheren Bücher als Trilogie erscheinen. Ein 600-seitiger Sammelband inklusive Bonusmaterial unter dem Titel „Ein Poesiealbum namens Kotze“. Pläne darüber hinaus habe ich auch, damit lasse ich mir aber noch Zeit, weswegen es Unglück bringen würde, darüber schon jetzt zu sprechen.
Ich mag es, wenn meine Gesprächspartner*innen einen Einblick in ihre Musiksammlung geben. Wie sieht deine aus, Vinyl, CDs, oder gibt es nur noch Dateien? Welche Genres finden sich dort neben Punk und Hardcore?
Neben Punk und Hardcore gibt es bei mir nicht viel zu holen. Mehr Vinyl als CDs, wobei ich gestehen muss, dass meine Sammlung in Zeiten von Streaming und Audiofiles nur noch selten Zuwachs erfährt. Ich finde große Plattensammlungen beeindruckend und erachte den Kauf eines physischen Tonträgers als Wertschätzung gegenüber einer Band. Doch sollte ich morgen aufgrund eines UFO-Angriffs in einen Atomschutzbunker flüchten müssen, möchte ich den Koffer mit meinen Lieblingsgegenständen möglichst schnell packen können.
Welche Band oder welches Album oder welcher Song, etc. hat dich in diesem Jahr schon vom Hocker gehauen? Oder was sollte ich mir unbedingt mal anhören, hau mal paar Geheimtipps raus?
Geheimtipps habe ich vermutlich keine anzubieten. Allerdings mag ich das Solo-Album von Fritzi Ernst, die früher ein Teil von Schnipo Schranke war – eine Band, die ich trotz ihrer Auflösung bis heute sehr liebe. The toten Crackhuren im Kofferraum finde ich ebenfalls super. Außerdem Bad Cop Bad Cop, Direct Hit! und Pears. Das ist die Musik, mit der ich in den vergangenen Monaten die meiste Zeit verbracht habe.
Das gleiche Spiel wie bei der vorherigen Frage, aber nun will ich wissen, was hast du zuletzt gelesen, was dich gefesselt hat? Und liest du old-school auf Papier, oder durchaus auch als E-Book?
Okay, nun hast du mich zum Ende hin doch noch überführt. Denn nachdem ich vorhin behauptete, dass ich dazu imstande sein möchte, den Koffer mit meinen Lieblingsgegenständen möglichst schnell zu packen, bevorzuge ich im Falle von Büchern ausschließlich Papier. Mir gefällt der Gedanke, dass ein gedrucktes Buch ein in sich geschlossenes kleines Universum ist, das ich mir ins Regal stellen kann. Zugegebenermaßen lässt sich dieser Gedanke auch auf Tonträger übertragen. Warum es mir im Falle von Büchern dennoch wichtiger ist, mag damit zusammenhängen, dass ich ein Buch in aller Regel länger in den Händen halte als ein Schallplatten-Cover. Wahrscheinlich ist das aber bloß eine billige Ausrede, die ich mir soeben aus dem Hut gezaubert habe, um mein widersprüchliches Konsumverhalten zu begründen. Doch wie dem auch sei, dafür offenbare ich dir zum Abschluss nun den Inhalt meines Nachtschränkchens: aktuell befindet sich darin der Roman „Dicht“ von Stefanie Sargnagel, die NOFX-Biografie, ein Testdruck meines demnächst erscheinenden Buches „Ein Hörbuch namens Kotze“, eine Kurzgeschichtensammlung von Falk Fatal mit dem Titel „Wir spielen Blinde Kuh auf dem Minenfeld des Lebens“ und ein Alf-Sprüchebuch. Außerdem eine Packung Taschentücher, ein Nasenspray, eine E-Zigarette sowie eine Nintendo-Switch-Spielekonsole. Und nicht zu vergessen zwei Tüten Double-Dip-Brausepulver, einmal „Orange & Kirsch“ und einmal „Orange & Cola“ – letztere Sorte scheint übrigens neu zu sein, die gab es in meiner Kindheit nämlich noch nicht.