“Living the dream in Ost-Berlin”: The Toten Crackhuren im Kofferraum sind back und sie haben “Gefühle” im Gepäck. Mit Album Nummer Vier geht die Truppe um Luise Fuckface (auch of Lulu & die Einhornfarm-Fame) den auf dem Vorgänger “Bitchlifecrisis” eingeschlagenen Weg konsequent weiter. Dabei haben sie den Pop-Appeal ihres knalligen Elektropunks – samt NDW-Gedächtnis-Synthies – noch einmal deutlich nach oben geschraubt.
Das gilt vor allem für “Zurück in der Gosse” – ein Instant-Hit, der trotzig das Leben in der Plattenbausiedlung zelebriert. Das eingangs zitierte “Living the dream” haut textlich in die gleiche Kerbe: “Viel Spaß noch in euren hippen gentrifizierten Vierteln, ich häng lieber mit den Asis und Tauben im Park ab”. Auch ansonsten kultivieren die Crackhuren weiter ihre bewährte Fickt-euch-Attitüde. Dabei geht es diesmal vor allem sexistischen Arschlöchern und misogynen Manspreadern ans Leder.
In “Bewerte mich” wird gegen die allgegenwärtige ungefragte Einkategorisierung weiblicher Körper und Verhaltensweisen gekeift. “Ich bin eine Schlampe” ist ein klares Statement zum Thema slut-shaming. Und “Bau mir nen Schrank” zerflext nicht nur zu fetten Beats Geschlechterklischees, sondern liefert mit “Ich hab gesagt du hältst die Fresse, wenn ich Springreiten gucke“ auch noch eine Zeile für die Ewigkeit.
Überhaupt bleiben sich die Crackhuren darin treu, ihre klaren Positionen lieber mit erhobenem Mittel- statt Zeigefinger zu vermitteln. Auf der anderen Seite endet die Emotionsklaviatur der Band eben nicht bei Zorn und Verachtung. Hier ist auch Platz für andere Gefühle (hint, hint) und so verletzlich wie zum Beispiel in “1000 kleine Ameisen” hat man Luise selten gehört. Wer diese Band immer noch auf “so ein paar Berliner Gören, die vulgär sind und rumschreien” reduziert, hat eben wirklich gar nichts kapiert.
Mit dem schlageresken “Punkrock hat mir mein Herz gebrochen” haben sich The T.C.H.I.K. dann noch ein echtes Highlight für den Schluss des Albums aufgehoben. Dass diese Abrechnung einer – ähäm –
Jugendkultur, die doch allzu häufig als Verein grauhaariger Ü-40-Dudes daherkommt, musikalisch eher in eine Silbereisen-Show als aufs Ruhrpott Rodeo passt, darf dabei durchaus als bewusstes Statement durchgehen. Da verliert die Protagonistin zwar ihre Unschuld beim Müllstation-Konzert, verzweifelt dann aber nach und nach am Mackertum dieser vermeintlich so aufgeklärten Szene. Merke: #punktoo’s not dead. Und auch wenn die Crackhuren ihren Feminismus weniger kämpferisch als zum Beispiel Deutsche Laichen servieren, sind beide Ansätze gleichermaßen wichtig und richtig.
Mit ihrem neuen Album sind The T.C.H.I.K. jetzt bei Bakraufarfita Records gelandet. Die LP-Version kommt in gefühlsecht-transparentem Magenta daher, einen Downloadcode gibt es auch. Bestellen könnt ihr diese exquisite Melange aus Plattenbauromantik, Panikattacken und Patriarchatsverkloppung hier oder auch direkt bei jpc.
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