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Musik trifft Literatur #9 – mit Zepp Oberpichler

"Und Musik ist so etwas wie ein Lebensmittel für mich. So wichtig wie Kaffee und Stulle."

by Christian
23/05/2021
in Interviews, Musik trifft Literatur
Musik trifft Literatur #9 - mit Zepp Oberpichler 1

Zepp Oberpichler ist ein Urgestein der Ruhrgebietsmusikszene, gefühlt schon immer dabei. Jimmy Keith and his Shocky Horrors, die Jeff Dahl Group, Schlaffke und Zepp, Freeway Cash sind nur ein paar Bands in denen der Duisburger seine Gitarre geschwungen hat bzw. schwingt. Auch wenn sich alle Bands oder Projekte vom Sound her teilweise stark unterscheiden, den Spirt des alten Rock ‘n’ Roll strahlen sie alle aus. Fast ebenso lange wie ich Zepp als Musiker kenne, verfolge ich auch sein literarisches Schaffen und auch hier wiederholt er sich bei den Geschichten nicht, sondern deckt auch hier verschiedene Genres ab. Obwohl: Musik und das Ruhrgebiet spielen immer eine Hauptrolle in seinen Büchern.

Warum dies so ist, wieso sich Duisburg zum Rock’n’Roll Sightseeing eignet und wieso er gerade in einer Zeit. in der der Einzelhandel selten regulär öffnen kann, den Plattenladen 33 1/3 übernommen hat, erzählt er in der neuen Ausgabe von Musik trifft Literatur.

Viel Spass dabei.

Schön dich bei “Musik trifft Literatur” auf Vinylkeks begrüßen zu dürfen. Seit kurzem bist du ja nicht nur Musiker und Autor, sondern auch noch Besitzer des Schallplatten Ladens 33 1/3. Erzähl mal wie es dazu kam mitten in der Pandemie einen Laden zu übernehmen…

Den Laden 33 1/3 Schallplatten kenne ich schon seit es ihn gibt. Das sind nunmehr über 35 Jahre. Ich fuhr also schon in den 80er Jahren mit meinem Bike namens “Silberpfeil” dort hin und verbrachte manche Stunde beim Lauschen bester Musik mit dem Wühlen in Regalen. Immer auf der Suche nach dem definitiven Plattenfund – den es natürlich nicht gibt, wie ich heute weiß. Aber immerhin kamen so die Scheiben der Flamin’ Groovies in meinen Besitz, von Flamingo, über Teenage Head, bis Shake some Action, um nur einige zu nennen. Hunderte Scheiben sollten in den darauffolgenden 35 Jahren in meinen Besitz über gehen. Vor drei, vier Jahren hörte ich Inhaber Mike zu einem Kunden die Bemerkung äußern: “Wer weiß ob ich ich dann noch da bin? Immer mache ich das auch nicht.” Das klingelte in meinen Ohren. Ich also zu Mike hin: “Hömma, wenn du planst in Rente zu gehen, sach ma Bescheid, hätte Interesse zu übernehmen.” Ja, ja, klar, Mike wollte dran denken, wenn es soweit wäre. Zwischendrin habe ich ihn immer wieder gepiesackt: “Du weißt ja, wen du ansprichst, wenn du in Rente willst, gelle?” Das wurde fast schon zu einer Begrüßungsformel zwischen uns. Schließlich aber im Mai 2020 rief mich Mike an und sagte: “Lass mal reden.” Seit 1. Januar 2021 bin ich nun stolzer Besitzer eines Plattenladens, den ich aufgrund der Pandemie noch nicht einen Tag regulär öffnen durfte. Aber egal, ich komme klar.

Welche Genres bietest du im Laden an? Hast du das Sortiment seit der Übernahme verändert?

Im Laden ist nahezu alles zu finden, was gut ist und gute Laune macht. Also: Blues, Jazz, Soul, Rock, Pop, Independant, Punk, Rock and Roll, Hard Rock, Electronic, Klassik, Soundtracks etc.pp. Am Sortiment habe ich bisher nichts geändert und werde das auch nicht. Viele Interessenten wissen, dass sie kaum eine größere Auswahl an Vinyl der 60er und 70er Jahre finden als bei uns. Wahrscheinlich gibt es im weiten Rund auch keinen Laden, der mehr Singles zu bieten hat. Wer also das Besondere sucht, der kommt zum Schallplattenladen 33 1/3 in Duisburg-Duissern. Und alle anderen Interessierten dürfen selbstverständlich auch kommen.

Klingt gut und trotz der Nähe zu Duisburg war ich leider noch nie da. Deshalb geh doch bitte noch ein wenig ins Detail:
Besteht das Sortiment nur aus Second Hand Platten oder führst du auch Neuware? CDs, Gimmicks, was gibt es sonst noch bei dir? Sind, falls wieder möglich, Instore Gigs geplant?

Natürlich gibt es auch einige CDs, aber nur wenige Tausend. Das Gros sind natürlich gut riechende Vinyl-Schallplatten in den für optimal befundenen Formaten 7-inch und 12-inch. 10-inch-Scheiben sind auch dabei. Wir haben einiges an Rock-Literatur wie Songbooks, Biographien, Autobiographien, Sammelbände etc. Es gibt CD-Boxen, audiophile Pressungen und natürlich auch Vinyl-Neuware. Wir sind einigen Vertriebsnetzen angeschlossen und können nahezu jeden lieferbaren Tonträger bestellen. Zusätzlich bieten wir auch einen Suchservice an: Du suchst eine bestimmte Platte? Wir besorgen sie. Manchmal geht es sehr schnell, manchmal dauert es länger – aber irgendwann finden wir die gesuchten Scheiben. Dann muss natürlich über den Preis befunden werden.
Sobald es wieder geht, veranstalten wir Shopgigs. Aufgrund meiner jahrzehntelangen Erfahrungen im Herumtingeln haben sich zahlreiche Kontakte zu Künstlern und Bands jeglicher Art ergeben. Viele haben bereits zugesagt im Laden spielen zu wollen. Also Corona, mach dich mal langsam vom Acker!

Inwieweit spiegelt das Sortiment auch deinen persönlichen Geschmack wieder? Deine Bands, deine Musik sind ja schon eher gitarrenorientiert… Weichen deine Hörgewohnheiten da stark ab?

Ich bin ja schon so lange dort Kunde, seit über 35 Jahren, siehe oben, dass ich gar nicht sagen kann, ob der Laden meinen Geschmack wiederspiegelt oder ob er ihn nicht eher sogar geprägt hat. Fakt ist: Ich fühle mich in diesem Laden einfach sehr wohl. Das war schon früher so, wenn ich zum shoppen reingeschneit bin. Manchmal nur für 10 Minuten, manchmal für drei Stunden, aber irgendeine Inspiration habe ich immer mitgenommen und meist natürlich auch Tonträger. Ja, meine musikalischen Vorlieben sind relativ stark gitarrenorientiert – logisch, ich bin ja Gitarrist. Aber ich höre auch gerne Pianomusik, Jazz, Electronic und ganz ausgewählt auch Klassik. Das lerne ich jetzt immer mehr zu schätzen – liegt vielleicht an meinem Alter. Aber, ganz ehrlich, gibt es etwas größeres als volle Pulle “Kick out the Jams”, “Riff Raff” oder “Sonic Reducer” zu hören, wenn man etwas Adrenalin braucht und tanzen will? Eben.

Für mich in Erscheinung getreten bist du in den 1990er Jahren durch deine Schreibe beim Plastic Bomb Fanzine, wo du auch mit Jimmy Keith and his Shocky Horrors eine Platte veröffentlicht hast. Irgendwie bist du und deine Bands dort immer aufgefallen, passtest nicht so recht in dieses – zu diesem Zeitpunkt- sehr deutschpunklastige Umfeld. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Dem Plastic Bomb bin ich seit Heft 1 verbunden. Das lag seinerzeit natürlich daran, dass unser alter Kumpel Swen Bock das Ding mit dem Micha gegründet hat. Und wer hat Swen zum Punk gebracht? Richtig, Jimmy Keith & his Shocky Horros. Kein Witz. Ohne Jimmy Keith kein Plastic Bomb – oder zumindest nicht in der Form. Klingt komisch, ist aber so. Ich selber habe zwar auch Deutschpunk gehört, bin aber deutlich von der Insel beeinflusst. Klar, Male, Fehlfarben, die Hosen bis Kreuzzug, Abwärts mit Comic Krieg und Ich seh die Schiffe, Molotov Soda mit keine Träume, Daily Terror mit Jeder stirbt für sich allein, EA80, Östro 430, Hansaplast, Hass, Normahl, Schließmuskel – da gab es tolle Bands mit großartigen Platten. In dieser Zeit der 80er und 90er Jahre habe ich auch viele Konzerte mit Deutschpunkbands gesehen und mit einigen haben wir immer wieder gemeinsam Auftritte gehabt. Aber ich bin kein klassischer Deutschpunk-Fan. Ich komme ja eher vom Pub-Rock und frühen Punk-Rock, also Dave Edmunds, Inmates, Dr. Feelgood, Pirates, Count Bishops, Radio Stars und dann natürlich Saints, Damned und aus den USA die Dead Boys, Ramones, Jeff Dahl etc.pp. Und schließlich ist da ja noch meine große Liebe zu Bands wie The Who, Slade, MC5, Kinks und ja, natürlich Beatles und Beach Boys. Zurück zum Plastic Bomb, dafür habe ich ja auch viele Jahre geschrieben, Zepps Country Corner hieß meine Doppelseite.

Und hattest du vorher schon Schreib-Erfahrungen gesammelt? Schreiben als Ausdrucksform, wann hast du das für dich entdeckt?

Ich habe schon in der Schule an der Schülerzeitung mitgeschrieben. In der fünften oder sechsten Klasse hatte ich mal ein Heft geschrieben, über unseren Schullandheimaufenthalt. Auflage 1. Ich habe sogar Fotos reingemalt mit Unterzeile, so nach dem Motto: Hier sehen wir unseren Lehrer Herr XY, wie er sich gerade Kaffee über die Hose kippt. Dann habe ich schon bei Tom Tonks erstem Heft, der “Rockzeitung” mitgeschrieben. Das Ding hatte immerhin eine Auflage von 25 Stück oder so, MannesMann sei Dank. Mit Songs und Gedichten habe ich so ab 12 oder 13 angefangen, dann kamen Kurzgeschichten und mit 15 habe ich dann mit Tom an unseren ersten Roman geschrieben, aus dem dann später “Die Stones sind wir selber” geworden ist. So ging das immer weiter.

Deine Romane haben eigentlich immer einen Musik und/oder einen Ruhrpott Bezug. Wie wichtig ist dir, dass diese Aspekte Einzug in deine Geschichten halten? Kannst du dir vorstellen ein ganz anderes Setting in einer ganz anderen Region zu verfassen?

Dass ich mich mit der Region in der ich lebe sehr verbunden fühle, ist kein Geheimnis. Ich habe mich schon sehr früh im lokalen und regionalen Raum engagiert. So habe ich recht viele kleine Veranstaltungen durchgeführt, Konzerte, Lesungen, Poetry-Slams etc. Und Musik ist so etwas wie ein Lebensmittel für mich. So wichtig wie Kaffee und Stulle. Ohne kann ich nicht leben. Punkt. Oder wie Nietzsche einst meinte: “Ohne Musik wäre das leben ein Irrtum.” Dem ist auch nichts hinzuzufügen. Allerdings habe ich auch Texte geschrieben, die nicht primär etwas mit Musik oder dem Ruhrgebiet zu tun haben. Zwei neue Bücher sind auch schon fertig, da spreche ich aber noch mit dem Verlag. Bisher sind die noch nicht herausgekommen. Nix Ruhrgebiet, nix Musik, Erotik.

Du machst auch einen Podcast über das Ruhrgebiet bzw. über seine Bewohner. Magst du ein bisschen was dazu erzählen?

Podcast ist ein tolles Medium. Nachdem ich in der Vergangenheit immer mal wieder als Talkgast in unterschiedlichen Radiosendungen zugegen war und mir das ziemlichen Spaß gemacht hatte, fragte ich mich, wie so etwas irgendwie anders aufzuziehen wäre. Et voilà, die Idee des Podcastes war geboren. Das Thema “Ruhrgebiet” lag auch auf der Hand und so kam es zum “Ruhrpodcast” (www.ruhrpodcast.de). Für die einzelnen Folgen lade ich mir gerne Leute aus den Bereichen Kultur, Stadtentwicklung, Start-Up etc.pp. ein und plaudere mit ihnen meist so 30 bis 40 Minuten pro Folge zu unterschiedlichen Themen, die aber immer irgendeinen Bezug zum Ruhrgebiet haben. Wir versuchen jede Woche eine Folge zu senden, sparen aber die Schulferien aus. So kommen wir auf rund 45 Folgen im Jahr. Großer Spaß.

Es sind also die Menschen, die das Ruhrgebiet prägen und die dich besonders interessieren. Einer davon ist sicher auch Lucky Ruhnau, der das Cover deines letzten Buches ziert. Bestimmt nicht jedem – mir übrigens vorher auch nicht- ein Begriff. Kläre doch bitte auf.

Lucky Ruhnau war zu seiner besten Zeit ein wirklich guter Drummer und auch ein ansonsten lustiger Zeitgenosse. Er hat mit mir mal in der Who-Coverband “Substitute” gespielt. Er war also Keith Moon und ich Pete Townshend. Wir haben ein paar großartige Gigs gespielt, dann war irgendwann Feierabend. Lucky war auch der beste Pastasoßen-Magier westlich des Urals – immer schön mit allerlei Seafood. Leider hat ihn vor einigen Jahren eine heimtückische Krankheit erwischt und er tritt nunmehr kaum noch in Erscheinung. Wie gesagt, vor einigen Jahren noch war er ein echter Knaller und lustig war es auch immer mit ihm. Ich wünsche ihm nur das Beste.

In “Galgenvögel liegen tiefer” huldigst du dem Wilden Westen, dessen Musik du mit Freeway Cash in Form von Country schon lange zelebrierst. Country ist in unseren Gefilden erst seit den American Recordings von Johnny Cash salonfähig geworden. Waren diese Aufnahmen auch für dich der Einstieg ins Country Genre oder hörst du das schon länger? Und wie sieht es beim Lesen aus: Bist du selbst mit Western Groschenromanen aufgewachsen?

Also Country höre ich tatsächlich seit frühen Kindertagen. Meine Mutter war im Bertelsmann-Musikclub und bekam alle paar Monate Schallplatten zugeschickt. Das waren in der Regel Sampler mit allerlei Nulpen drauf. Hin und wieder waren aber auch echte Glanzlicher zu entdecken: Patsy Cline zum Beispiel oder Brenda Lee. Natürlich auch Bruce Low oder Truck Stop. Neben Elvis, der übrigens auch ein gutes Country-Album herausgebracht hat, hatte ich dann schnell ein Doppelalbum von Henry John Deutschendorf, einigen besser bekannt als John Denver. Johnny Cash trat auch schon früh in mein Leben: Live at San Quentin war mein Erweckungserlebnis und das war sicher zehn Jahre vor den American Recordings, mit denen aber deutlich der Damm brach. Was die Groschenromane betrifft, ich war ein großer Fan von Lassiter und habe im Alter zwischen 12 bis 16 bestimmt 200 Hefte davon gelesen. Besonders mochte ich die Taschenbücher, großer Spaß. G.F. Unger habe ich natürlich auch gelesen, denen fehlte aber der Punch von Lassiter. Und gegen Karl May hatte ich auch nichts einzuwenden.

Musik trifft Literatur #9 - mit Zepp Oberpichler 2

Deine Musiksozialisation lässt sich hier herauslesen, aber wie sieht’s beim Lesen aus? Wer hat dich zu welcher Zeit geprägt, was liest du immer wieder gerne, Lieblinge, Hassobjekte..?

Ich habe immer alles gelesen, was mir vor die Augen kam, Comics: Die alten Batman, Phantom, Asterix, Tim und Struppi etc. Dann kamen irgendwann Schwermetall und U-Comix dazu, da war ich so 14 oder 15 und mit dem Alter änderten sich dann auch die Bücher. Da ist zunächst Charles Bukowski zu nennen, dann natürlich Arthur Rimbaud und die ganze Riege der französischen Lyriker. Symbolismus, Expressionismus, Surrealismus – das hat mich alles sehr interessiert. Wichtig war für mich der Laden 2001 in Essen, wo ich zahlreiche Bücher fand. Die wichtigsten Veröffentlichungen waren neben den Büchern der oben genannten Helden auch solche wie: ACID, herausgegeben von Rolf Dieter Brinkmann oder auch “Das Surrealistische Gedicht” herausgegeben von Heribert Becker und anderen, das es nur bei 2001 gab. Dieses Buch fand ich alleine schon toll, weil es aussah wie ein kleiner Mauerstein.

“Hassobjekte” wie du sagst, kenne ich nicht. Wenn mir ein Buch nicht nach 100 Seiten gefällt, lege ich es weg und nehme es dem Buch auch
nicht übel. Natürlich gibt es zahlreiche Texte, die mich enttäuscht haben, das neue Buch von Pete Townshend ist da aktuell zu nennen.

Ich bin immer wieder erstaunt, dass Lyrik doch für viele GesprächspartnerInnen hier als großer Einfluss genannt wird. Ist Lyrik für dich eher als Musiker und Textschreiber oder als Autor eine Inspirationsquelle? Kann man das überhaupt so genau trennen?

Lyrik ist hochkonzentrierter Text auf kleinstem Raum. Das macht es so spannend. Die Interpretationsmöglichkeiten sind häufig sehr vielfältig. Lyrik lässt mich in Gedanken fliegen – und das meine ich jetzt tatsächlich doppeldeutig. Lyrik inspiriert mich immer wieder selber kreativ zu werden. Gedichte haben oftmals einen innewohnenden Beat, der sich schnell beim Lesen einstellt und der mich dann zur Gitarre greifen lässt – et voilà, ein neuer Song wird geboren. So gesehen ist Lyrik für mich eher als Songwriter Inspirationsquelle. Wenn ich an einem Roman arbeite, wird der eher nicht durch Lyrik inspiriert. Einzelne Textpassagen können so vielleicht angestoßen werden.

Romane hast du ja schon in der Schublade, wie sieht die Planung für eine neue Platte aus?

Tatsächlich arbeite ich an einem neuen Soloalbum und mit meiner Punkband Kupferwerk Gold wollten wir längst im Studio sein, was allerdings durch diese Seuche verhindert wurde. Es gab auch Pläne, mit Jeff Dahl ins Studio zu gehen, aber auch hier: Pandemie. Es gestaltet sich momentan alles ein bisschen anders als sonst.

Was aber in Pandemie Zeiten bisher immer geht, ist Spazierengehen und dabei Sightseeing. Welche Orte im Ruhrgebiet kannst du empfehlen, die Musikhistorie erzählen? Denn der Rock n Roll wurde ja, wie wir seit deinem letzten Buch wissen, im Pott erfunden…

Rock and Roll Sightseeing ist in Duisburg an jeder Ecke möglich. Genau wie Liverpool, liegt Duisburg ja am Wasser und zwar am größten Binnenhafen der Welt. Der Rhein spielt hier eine ziemlich große Rolle und dort wo die Ruhr in den Rhein fließ, da beginnt der Stadtteil Ruhrort. In Ruhrort gab es nicht nur die ein oder andere Kneipe, dort spielte auch der erste Schimanski, wie wir alle wissen. Ruhrort war immer ein guter Ort für Livemusik, entweder auf dem Marktplatz, in einer der zahlreichen Kneipen, später in der Punkeria oder in der Kirche gegenüber von Haniel. Aktuell gibt es dort noch “Zum Hübi” und das “Cafe Rheinblick”. Legendär war in den 50er und 60er Jahren der Laden “Tante Olga”, in dem leicht bekleidete Animierdamen zum Trinken aufforderten und ständig irgendwelche Rock and Roll und Beatbands spielten. Da wäre man gerne dabei gewesen. Unweit von Ruhrort dann die östliche Altstadt, Nähe Rathaus, hier gab es in den 70er und 80er Jahren das vielbesungene “Eschhaus”. Das war ein quasi autonomes Jugendheim mit viel Livemusik. Da haben Anfang der 80er sogar mal BAP gespielt, ansonsten viel Blues und Punk. Wieder einige Straßen weiter befindet sich in Duissern der beste Plattenladenladen der Welt, das “33 1/3 Schallplatten” hier findet man seit über 35 Jahren alles was angesagt war und ist. Wieder ein paarMeter weiter gab es in den 70er, 80er und 90er Jahren die Fabrik auf der Grabenstraße. Ein Ort mit wahrlich historischer Livetradition. Ich war bestimmt über 100 mal dort. Zehn mal habe ich bestimmt selber dort gespielt. Auf der Grabenstraße gab es auch das “Garageland”, hier kaufte man in den 80er und 90er Jahren alles was Punk, Grunge und Garage hergaben. Wieder einige Meter weiter im schönen Wedau gelegen der “Saalbau”. Was dort so alles los war, darüber berichtete Oppa Wallusch ganz gern. Über die Bahnschienen rüber geht es dann nach Bissingheim, wo Oppa Wallusch den Rock and Roll erfunden hat. Aber das ist eine ganz eigene Geschichte, nachzulesen in “Chuck Berry over Bissingheim”. Und jetzt habe ich über 40 weitere Stadtteile von Duisburg noch gar nicht benannt. Du siehst, Duisburg war mal ein gutes Pflaster für Livemusik.

Zum Abschluss noch den ultimativen Tipp vom Plattendealer: Welche Band, welche Platte, Musikerin sollten wir uns anhören? Was flash dich im Moment?

Oh ha, das könnte jetzt ein längerer Absatz werden. Es gibt so viel gute Musik da draußen. Da muss man sich schon selbst ein Bild machen. Aber, um einen kurzen Einblick zu geben: Die Klassiker der Beatles, Who, Stones, Beach Boys und Kinks sollte ja eh jeder im Schrank und auf dem Plattenteller haben. Hinsichtlich Punkrock bin ich ein großer Freund der Damned und der Saints. Da sollte man auf jeden Fall mal ein Ohr riskieren. Gerne genommen im Hause Oberpichler sind auch die ersten Alben der Wipers, da hat es mir besonders “Over the Edge” angetan. Spitze ist natürlich auch das Soloalbum vom Wipers Mastermind Greg Sage “Straight Ahead”. Über Johnny Cash, Elvis und die Everly Brothers muss ich nicht extra sprechen, oder? Das liegt aktuell auf meinem Plattenteller: Can – Flow Motion.

Und das gleiche auch gerne bei Literatur : Aktuellen (Geheim)-Tipp?

Und das lese ich derzeit: Roger Willemsen – Der Knacks. Ist zwar schon ein paar Jährchen alt, kann aber was. Hab ich was vergessen? Bestimmt.

 

 

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