Es knistert. Ich muss nachsehen ob mein Kassettenspieler noch funktioniert aber das Band rollt, Boxen sind auch angeschlossen. Funksignale? Piepsen, dann eine Gitarre. “Hello, my name is Icarus…“. Gut, ein Lebenszeichen! Das grelle Neon-Orange vom Tape schimmert durch das kleine Sichtfenster und ich habe bereits einen Bleistift parat für den Fall dass ich aufspulen muss.
On Another Planet ist das Soloprojekt von Stefan Neugebauer, wie er mit bürgerlichem Namen heißt. “Icarus” ist seine inzwischen vierte Veröffentlichung, die er über sein eigenes Label Intersphere Records herausgebracht hat. Protagonist und Namensgeber der EP ist der Weisenjunge Icarus. Allein auf einer postapokalyptischen Erde zurückgelassen, mit der Hoffnung dass jemand seine Nachrichten hört die er Nacht für Nacht absetzt. Das durchweg passende Artwork dazu lieferte Wallace Smith, wenn vielleicht auch etwas optimistisch was die Hinterlassenschaften der Menscheit auf diesem Planeten angeht.
Mindestens genauso allein wie Icarus hat On Another Planet die Songs geschrieben, eingespielt, aufgenommen und abgemischt. Gemastert hat sie schlussendlich dann aber doch Citizen Tim. Entstanden ist dabei diese EP mit drei Songs die alle ein Hauch von eingängigem Indie-Pop, Punkrock und Liedermacher-Handwerk umweht. Der Lo-Fi Charakter passt perfekt zum Konzept und macht es irgendwie sympathisch dass der Titelsong und November Kid nicht wie aus einem Guss wirken. Als hätte man einfach komplett die Location gewechselt und dort aufgenommen.
Auf (A Girl named) Fin erhalten sowohl Icarus als auch On Another Planet dann doch mit Naima endlich Gesellschaft. Mit seinem eingängigen Refrain pendelt sich der Song irgendwo ein zwischen Matze Rossi, Philipp Poisel und einem gemeinsamen Mad Max-Filmabend. Für etwas mehr Endzeitfeeling kann man sich ja vielleicht auf die Suche nach seinem alten Walkman machen.
Stefan “On Another Planet” Neugebauer trifft mit seiner EP irgendwie den Nerv der Zeit. Waren wir nicht alle ein bisschen wie Icarus? Abgekapelst mit der Sehnsucht nach Gesellschaft, etwas Normalität und Socialmedia-Funkrufen die vermitteln sollen “Ich bin noch da”.
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