Damals, im Jahre 1980, Jazz war für mich noch ein Fremdwort, wie es bei den meisten Ungeborenen und auch einigen Lebenden damals wie heute noch der Fall ist, spielte das Pharaoh Sanders Quartet in der Hamburger Fabrik. Das Label Jazzline hat in Zusammenarbeit mit dem NDR Kultur im Frühjahr diesen Jahres nun die Aufnahmen von damals als Vinyl herausgebracht. Dieses Konzert war 1980 Teil des New Jazz Festivals, einem Aufeinandertreffen von europäischen und US-amerikanischen Musiker*innen. Zugleich ist es ein Zeitdokument, was eine damals neue Phase der Jazzmusik abbildet, deren Einflüsse auch rund 40 Jahre später noch wirken. Und es ist ein Nachruf an den 2022 verstorbenen Pharao Sanders.
Das Pharaoh Sanders Quartet besteht neben Sanders am Tenorsaxophon aus John Hicks am Klavier, Curtis Lundy am Bass und Iris Muhammad am Schlagzeug.
Ganze fünf Songs sind auf zwei Vinyl verteilt. Generation Radio und Streaming verdreht die Augen bei Songlängen von bis zu 20:28 Minuten. Aber es braucht Zeit, Instrumente müssen zueinander finden, Melodien sich aufbauen, sich verlieren und wieder finden, wachsen, verspielt interagieren. Und hierbei muss erwähnt werden, dass das ursprünglich 33 Minutenlange Stück “The Creator Has A Masterplan” für das Konzert auf 8:37 gekürzt wurde. Schade eigentlich.
Was in den 80er noch ungewöhnlich neu und frei klang, ist heute das, was die meisten wohl mit klassischen Jazz verbinden. Was ehemals avantgardistisch gewesen ist, ist heute längst konventionell. Das im Hinterkopf zu haben, schadet sicherlich nicht beim Hören von “Live at The Fabrik Hamburg 1980” des Pharaoh Sanders Quartet. Ganz im Gegenteil, das aus diesem Konzert ein Stück klassischer, zeitloser Musik geworden ist, ist eigentlich Aussage genug, ist es doch bezeichnend für die Qualität und das Können der Musiker*innen.
Also Freund*innen der leichten Radiomusik und der Streamingdienste, nehmt euch mal die Zeit für dieses Vinyl. Wie schon erwähnt zwei Platten, jeweils 180g schwer, in dem dafür bewährten Gatefold. Auf der Innenseite könnt ihr in deutscher und englischer Sprache noch einige Fakts zum Konzert und dem Pharaoh Sanders Quartet nachlesen. Erwerben könnt ihr es unter anderem hier.