Ich sitze in einem klimatisierten Raum im Süden von Sardinien. Es ist halb zwei und die Mittagssonne drückt erbarmungslos ihre Hitze hinunter. Der Blick auf den hellblauen Pool, der von ein wenig Grün und Mauern umgeben ist, kühlt nicht ab und der Weg zum kühlen Nass scheint viel zu weit. Zeit für Siesta oder eben einen kurzen Trip mit Philipp Van Endert und seinem neuen Album “Moon Balloon”.
So schweben durch diese Mittagszeit sehr coole Jazzmelodien, die sich mal als perfekte Untermalung eignen, ein anderes Mal sich selbstbewusst in den Vordergrund spielen. Irgendwie geht einem dabei das Herz auf; die sacht durch den Raum schwebenden Melodien oder das optische Wohlfühlprogramm Sardiniens, es spiet keine Rolle. Gut, dass ich das “Moon Ballon” vor der Abfahrt noch auf der großen Maschine zu Hause hören konnte, denn ein wenig fehlt mir das Körperliche und die Tiefe des Werkes vor Ort.
Ein paar Worte zum Meister selbst, Philipp Van Endert ist studierter Jazz-Gitarrist und hat bereits zahlreiche Veröffentlichungen in seiner Diskografie. Er pendelt bei seinen Tourneen und Aufnahmen zwischen Amerika und Europa. Der Düsseldorfer, der “Das Wichtigste ist authentisch zu bleiben” seinen Schülern mit auf den Weg gibt, hat zusammen mit dem Filmorchester Babelsberg ein faszinierendes Album geschaffen, dass mich neben Jazz und Klassik durch die vielen Streicher-Arrangements an Filmmusik erinnert. Der mehrfach ausgezeichnete Gitarrist Philipp Van Endert spielte und produzierte mit »Moon Balloon« das größte und komplexeste Musikprojekt, dass er, nach eigener Aussage, in seiner bisherigen Musikkarriere aufnehmen konnte. Die Aussage Philipp Van Enderts, unterstreicht für mich diese epische Grundtiefe und die symphonische Herangehensweise an das Album – und trotzdem hat “Moon Balloon” diese zurückhaltende, gleichmäßig fließende Energie, die man sich als Hörer nicht entziehen kann.
Bei “Moon Balloon” handelt es sich größtenteils um eigene Kompositionen, die Peter Hinderthür arrangiert hat. Die Live-Performance in den Filmstudios Babelsberg wurden dirigiert von Jörg Achim Keller (BBC Concert Orchestra, Metropole Orkest, HR BigBand, WDR BigBand u.a.). Zusätzliche Gäste sind Christian Kappe (Flügelhorn) und André Nendza (Bass).
Ein tolles instrumentales Sommeralbum, was zum Träumen einlädt und das durchaus das Zeug zu einem imaginären Film hat – Emotionen und Kopfkino garantiert. Darauf einen eisgekühlten Cocktail. Das Album hat sechs Tracks und eine Spielzeit von etwa 37 Minuten. Handwerklich auf höchstem Niveau und toller Tiefe, ist “Moon Balloon” ein Werk, um seine Anlage mal richtig auszufahren und sich den Klängen hinzugeben.
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