“We’re always singin’ and complaining about the system. Complaining is very easy for everyone – but it’s about doin’ something, not complaining”
(Kyaw Kyaw, Rebel Riot, Quelle: YouTube)
Und weil diese Worte aus dem Mund von Sänger und Gitarrist von Rebel Riot stammen (während eines kurzen Interviews über das von der Band in ihrem Heimatland Myanmar ins Leben gerufene Projekt Common Street (ein lokaler Ableger der in den 80ern in Amerika gegründeten Food Not Bombs-Bewegung), dürfte unserer (der Besten!) Vinyl-Keks-Leserschaft klar sein: Hier geht es um weit mehr, als um eine Band.
“Sie haben die Macht, sie haben die Waffen, sie töten Menschen auf der Straße: wir müssen sie bekämpfen. Wir wussten nicht, wie man kämpft, aber wir konnten Musik machen. Also gründeten wir die Band.”
(Kyaw Kyaw, Quelle: www.punkethics.com)
Und das passierte dann 2007 in der Hauptstadt Yangon, während der so genannten Safran-Revolution, bei der viele Menschen gegen Unterdrückung und Korruption des dort herrschenden Militärsystems auf den Straßen gekämpft hatten. Inspiriert von eben diesen Rebellen, entstand der Name Rebel Riot.
Mit dieser Kassette hat das Ludwigsburger Tape-Label Running Out Of Tape Records mal wieder ein Juwel zutage gefördert, das (und jetzt wird’s schmalzig…) seinen wahren Glanz erst dann entfaltet, wenn man alle Seiten in unterschiedlichem Licht betrachtet hat. Als ich das knallrote Tape das erste mal in den Recorder geschmissen hab, habe ich direkt wieder ausgemacht – aber nur, weil ich glücklicherweise so aufmerksam war relativ schnell zu checken, dass das keine Kassette ist, die beiläufig zum Spülmaschine ausräumen laufen sollte.
Bei “One Day” handelt es sich um das vierte und neueste, 2021 releaste Album der Band, das Running Out Of Tape Records im Mai auf mein Lieblingsmedium gebannt hat.
Wenn Kyaw Kyaw der Meinung ist, das Schweigen Gewalt gleichkommt, ist das Tape pure Liebe und Frieden: Inspiriert vom britischen Punk der späten 70er schreit er in den 12 Songs gegen Völkermord (“Genocide”, imposanter Opener des Tapes), die Ausbeutung von Frauen und Kindern in der Textilindustrie (“Punk Against Sweatshops”), für “Women At The Front” (“Brave women have been marching on the front battle, we will never give up”, mein klarer Favorit auf der A-Seite!) und Freiheit (“Freedom”). Einen “A.C.A.B.” Song gibt’s natürlich auch (was wohl der Vater des Sängers, selbst Polizist, davon hält…). Mit “Let’s Fight”, wo auch der Klimawandel abgehandelt wird, haben Rebel Riot dann wohl auch das letzte dringliche Thema auf dieses kleine, rote Prachtstück gepackt.
Musikalisch handelt es sich um astreinen, fett klingenden Streetpunk, irgendwo zwischen GBH, Discharge und The Exploited, der sich aber durch den Wechsel zwischen kraftvollem Growling und kreischendem Screaming vom Gewohnten abhebt und dessen kämpferischer Charakter auch durch die choralen Shouts (auch außerhalb der Refrains) unterstrichen wird. Platz für unerwartete Spielereien wie Klangschalen und Mantra gibt’s auch (Intro von „My Buddha Is Punk“ – den gleichnamigen Dokumentarfilm über Kyaw Kyaw von 2016 könnt ihr übrigens hier anschauen. )
Leute, mehr bekommt ihr nicht für sechseinhalb Euro, und zwar im Shop von ROOT Records!
In diesem Sinne, Become Buddhist, Stay Rebel oder so, Oi!