ACHTUNG! Der folgende Beitrag kann und wird Spoiler über die aktuelle Die Ärzte – Buffalo Bill in Rom-Tour beinhalten.
Was für eine Woche. Seit ich Fan der Die Ärzte bin, und das sind inzwischen viele Jahre, hatte ich den Wunsch, einmal mehrere Konzerte der selben Tour meiner Lieblingsband zu besuchen. Das hat jetzt endlich geklappt. Was ich dazu zu berichten habe, wie es war und wie die von mir besuchten Konzerte sich unterschieden haben, lest ihr in diesem Bericht über die Die Ärzte-Konzerte im Rudolph-Harbig-Stadion in Dresden und im Olympiastadion in München.
Dresden:
Jetzt ist es endlich soweit. Ich stehe mit Familie und Freunden in der Schlange, welche kleiner als angenommen ausfällt und warte auf Einlass in das schöne Rudolph-Harbig-Stadion in Dresden. Viel zu lange freue ich mich jetzt schon auf diesen Tag. Nach dem Konzert in Prag zur Miles & More Tour, 2 neuen Alben und einer abgesagten Tour war die Vorfreude in den letzten Tagen nicht mehr ertragbar. Jetzt ist es endlich soweit, die Tore werden geöffnet und die ersten Fans betreten nach der üblichen Sicherheits- und Ticketkontrolle das Stadion. Kurz darauf sind wir an der Reihe. Das Gefühl auf dem Rasen zu stehen, den ich sonst nur aus den Fußballliveübertragungen meiner Lieblingsmannschaft kenne, mit anderen Tausenden Verrückten, fühlt sich echt toll an. Nachdem wir uns also alle ein kühles Getränk und ich mir die eigens für die Tour aufgenommene Platte “Nummus Cecidit” (hier geht’s zur Review) gegönnt habe, machen wir uns auf in Richtung des ersten Wellenbrechers: Bändchen abholen. Und jetzt warten wir auf das Vorprogramm.
Nach circa 2 Stunden kommen 2/3 der Die Ärzte auf die Bühne in Form von Rod und Farin Urlaub um die erste Band Ruts DC anzukündigen und man merkt den beiden an, dass sie selbst große Freude daran haben Ruts DC als Vorband zu haben. Mir hat die Band tatsächlich vor diesem Tag wenig gesagt, das hat sich aber geändert. Die haben richtig Spaß gemacht! Kurz darauf kommen wieder 2/3 auf die Bühne bzw. 2,5/3 Ärzten denn neben Bela B und Farin Urlaub trägt selbiger einen Metalldetektor auf die Bühne. Was das sollte? Keine Ahnung. Hat bei mir aber für den ersten Lacher des Abends gesorgt. Zweite Vorband: Drangsal. Wie schon zu Ruts DC merkt man, dass das Publikum eine 2-jährige Durststrecke an Live-Konzerten hinter sich hat und so ist die Stimmung bereits beim Vorprogramm echt gut. Mir sagt Drangsal leider nicht zu also nutze ich die Zeit um mich Alt-Getränken zu entledigen und neue zu besorgen. Da kommt der einzige wirklich negative Punkt des Abends: endlos lange Schlangen an Toiletten und Essensständen. Für die Toilette darf man gut und gern 20 Minuten einplanen, für das beschaffen von Essen gilt leider das Gleiche. Fertig. Der Vorhang hängt. Jetzt geht’s los.
Nach einer Ohrenschmerzen verursachender Interpretation des Stückes “Also Sprach Zarathustra” ertönen die ersten Klänge von “Himmelblau” (welches Stück auch sonst) und bei mir macht sich mit jeder Sekunde mehr Gänsehaut breit. Aufgrund des laut mitsingenden Stadions weiß ich schon beim ersten Lied: Das wird heute gut! Dieses Gefühl wird noch verstärkt als nach “Himmelblau”, “Noise”, “Wir sind die Besten” und einer Ärzte-typischen Begrüßung die ersten Überraschungen in der Setlist auftauchen: “Meine Freunde” gefolgt von “Mr. Sexpistols”. Spätestens jetzt wird mir bewusst, dass ich morgen wohl heiser bin. Die erste Publikumsbeteiligung lässt auch nicht lange auf sich warten und so wurde den ganzen Abend auf den Zuruf von Fiasko mit einem händehochreißenden Gekreische geantwortet, auch in anderen Liedern wie z.B. bei “Wie es geht”. Generell muss ich sagen, dass ich Die Ärzte noch nie in einer solchen Spiellaune gesehen habe, was sich deutlich zum Ende des Konzertes gezeigt hat als Farin auf eigene Faust “Alleine in der Nacht” anspielte und ein ziemlich überraschter Bela B ganze Textpassagen vergaß. Andere mag das stören, ich fands geil. Denn so bekam ich einen meiner All-Time-Favorites zu hören. Absolutes Highlight des Abends war für mich als “Elektrobier” gespielt wurde mit Synthies und gekleidet in Warnwesten und mit Blinkerbrillen. Was für ein starker Auftakt für meine Ärzte-Woche, mal sehen was München kann.
München:
Eine Woche nach dem Dresden Konzert sollte man denken, dass man ja nicht mehr so aufgeregt ist, da man ja weiß was einen erwartet, oder? Pustekuchen. Spätestens als ich mit Freunden aus München (Danke, dass ich bei euch pennen durfte!) das Olympiastadion betrete, ist die positive Aufregung wieder da! Das Stadion sieht beeindruckend aus, wenn man die Treppen hinuntergeht. Überraschenderweise sieht es jedoch deutlich weniger besucht aus als in Dresden. Aber egal. Da wir dieses mal, anders als in Dresden, erst mit Beginn des Vorprogramms das Stadion betreten, hält sich meine Hoffnung auf einen guten Platz in Grenzen. Doch da kommt es uns zu gute, dass das Konzert nicht ganz so gut besucht wie in Dresden ist und so schaffen wir es in den zweiten Wellenbrecher, samt Bändchen. Hier freut sich das Fan- und Sammlerherz mal kurz als ich feststelle, dass die Bändchen dieses mal blau und nicht weiß sind. Vorband ist an diesem Abend die Antilopen-Gang. Die ersten Lieder haben wir leider verpasst, aber dass, was wir noch zu sehen bekommen, sagt mir sehr zu. Spätestens als Bela B für den Gastgesang zu dem Lied “Pizza” die Bühne betritt ist die Stimmung grandios. Ich werde Aufgrund dieses Auftritts dieses Jahr vermutlich noch ein Antilopen-Gang Konzert aufsuchen. Das hat Spaß gemacht!
Und jetzt ist es wieder soweit: Der Vorhang hängt und die schönste Version von “Also Sprach Zarathustra” malträtiert unsere Ohren. Dieses Intro gab es bereits auf der Miles & More Tour und ich höre sie jetzt zum dritten Mal, aber ich muss immer noch darüber lachen. Es folgt wieder “Himmelblau”, “Noise”, “Wir sind die besten” und eine Begrüßung bevor wiederum “Meine Freunde” und der erste Setlist-Neuling “Mein kleiner Liebling” gespielt werden. Da ist also direkt der Beweis: Die Ärzte Konzerte sind immer anders und das sollte sich dank der noch größeren Spiellust der 3 noch verstärken. Wer an dieser Stelle den genauen Unterscheid wissen möchte, dem verlinke ich am Ende des Beitrags noch die Setlist von Dresden und München.
Auch dieses mal lässt die Publikumsbeteiligung nicht lange auf sich warten und so wird, nach einer längeren kreativen Denkpause von Farin dieses Mal ein mit der Faust auf den Kopf schlagendes UH! als Antwort auf Fiasko verlangt. Hier wird langsam deutlich, dass das Publikum in Dresden etwas besser war, denn der Schlachtruf wird nur zögerlich ausgeführt, was sich aber im Laufe des Konzerts noch änderte.
Mein persönliches Highlight aus dem Konzert in Dresden wurde in München eindeutig noch getoppt. So spielte man dieses Mal wieder in Warnwesten und mit Blinkerbrille bekleidet und von Synthies begleitet nicht nur “Elektrobier” sondern sang auf diese Melodie noch alte Klassiker darunter waren: “Claudia hat ‘nen Schäferhund”, “Geschwisterliebe”, “Teenagerliebe”, “Helmut K.”, “BGS” und das “Schlaflied”. Verrückt. Mindestens bei den ersten beiden Titeln hätte ich alles dagegen gewettet, dass ich das jemals in irgendeiner Form Live zu hören bekomme. Die Spiellaune war in München noch größer als in Dresden sodass “Alleine in der Nacht” wieder gespielt wurde, dieses mal auch ohne Texthänger, dafür versuchte man sich an “Scheißtyp” was auf Wunsch von Bela B und Problemen mit dem Text im Refrain abgebrochen wurde. Außerdem spielte man spontan und auf Zuruf einzelner Zuschauer “Vollmilch”. Highlight für mich an diesem Abend war ein vom ganzen Stadion mit Handylichtern, Feuerzeugen und ähnlichem ausgeleuchteten “Mach die Augen zu”. Das war Gänsehaut pur und wird lange in meiner Erinnerung bleiben. Nach einer letzten Zugabe in Form vom “Schunder-Song” geht auch dieser Abend zu Ende und ich freue mich jetzt schon darauf, Die Ärzte dieses Jahr noch ein drittes Mal im Zuge ihrer Berlin-Tour auf dem Tempelhof zu sehen.
Fazit:
Jeder Die Ärzte Fan unter euch sollte zusehen, dass er es noch auf ein Konzert der 3 schafft auch wenn ich mir sicher bin, dass nach der diesjährigen Tour bestimmt eine Hallentour folgt. Die beiden Konzerte die ich besucht habe waren kurzweg einfach nur brutal gut in jeglicher Hinsicht. Die gespielten Lieder waren nicht nur die üblichen Hitgaranten, sondern man hat auch unbekanntere Titel gespielt wie bspw. “Besserwisserboy”. Einziges Manko für mich ist, dass man mir persönlich zu wenig Lieder der Alben “Hell” und “Dunkel” gespielt hat. Gerade da diese meiner Meinung nach Live super funktioniert haben. Für mich sind die 2 Konzerte in einer Woche eine Erfahrung die ich nicht mehr missen möchte und ich ringe doch stark mit mir nicht noch ein 4tes Konzert zu besuchen. Man merkt den Die Ärzte deutlich an wie viel Spaß sie momentan an sich haben und deswegen bin ich mir ziemlich sicher, dass wir uns in den nächsten Jahren noch über die ein oder andere Neuigkeit freuen dürfen.
P.S: Fiasko! UH!
Link Setlist München / Link Setlist Dresden