Na und wenn dann tatsächlich mal eine Band aus meiner Geburtsstadt Reutlingen kommt, dann ist es doch fast schon eine Frage der Ehre, dass ich diese auch mit einem Review beglücke. Zumindest hoffe ich inbrünstig, dass dem Stoner Rock/Doom-Trio Rulaman, samt dem für den Release von dessen neuestem Werk „Death Whistle“ (VÖ 11.04.) verantwortlichen Label Tonzonen Records, die folgenden Zeilen gefallen werden. Ich jedenfalls habe beim Hörgenuss keinerlei Grund zur Beanstandung!
Gemäß seines Titels bricht der Opener und Namensgeber des Albums dunkel und bedrohlich über uns herein. Abgrundtief gestimmte Instrumente, düsteres Riffing bei gnadenlos zur Musik passendem Sound – der Hallo-Wach-Effekt ist Rulaman bestens gelungen und ich muss fast schon automatisch an die musikalische Verwandtschaft Doggod aus dem Nachbarstädtchen Tübingen denken.
Doch Rulaman können auch anders und der Beweis dafür lässt nicht lange auf sich warten. „Simple Offerings“ kommt mit bluesiger Note und im direkten Vergleich zum Vorgänger geradezu unbeschwert daher. „Valley Pt. II“ dampft und stampft vor sich hin. Bestens geeignet, um sich die Matte zu schütteln. So wie’s der „echte“ Rulaman beim Hören dieser Klänge wohl auch getan hätte. Echt ist der urzeitliche Häuptlingssohn von der Schwäbischen Alb allerdings nicht, sondern lediglich der Phantasie von David Friedrich Reinland in dessen gleichnamigem Roman entsprungen. Passender hätte eine Stoner Rock-Band vom Fuße der Schwäbischen Alb sich jedenfalls kaum benennen können. Und nochmal kurz zurück zum eben angesprochenen Song: dieser überzeugt durch sein kontrastreiches Programm aus schwerem Riffing und tollen Chorharmonien und bildet damit in etwa die Schnittmenge aus den zwei ersten Songs. Mal hören, was die B-Seite bringt…
„Goblin Liver King“ bietet zunächst wieder schwere Hausmannskost. Ein tieftöniges Monster – und dass, liebe Rulaman, obwohl ihr uns doch schon mit der A-Seite wachgerüttelt habt. Dann „We Can’t Be“ und kurz tut sich mir die Frage auf, ist das denn noch die selbe Band? „I believe in nothing“ säuselt Sänger/Gitarrist Felix Berns da in den ersten Zeilen. So geht’s mir jetzt auch. Gottverdammt, sind die vielseitig. Dieser Song hier besticht durch seine leichtfüßigen Bassläufe, die Orgel (beides Joel Büttner), die mehrstimmigen Vocals und die cleanen Gitarren und ist mit diesem Gesamtpaket weit weg vom schwermütigen Wüstenrock. Coole Nummer! By the way und damit auch der seine hochverdiente Erwähnung bekommt: die Drums bedient Nils Kunze.
„Run Your River Dry“ wirkt dann abermals wie die Quintessenz aus den beiden vorherigen Songs, lässt mich aber dank den sägenden Gitarren an das Projekt Two von Trent Reznor und Rob Halford denken. Übersetzt heißt das so viel wie, dass Rulaman ihrem breiten Soundspektrum hier noch so ein klein wenig Industrial beimengen. Irre. Und irre vielseitig eben – und das bei nur sechs Songs.
Dazu dann noch die rundum gelungene Optik des Spektakels. Allen vorweg die superhübsche Platte. Grün trifft rot und beide verschmelzen ineinander. Ganz so wie die angesprochenen Stilmittel es in der Musik von Rulaman tun. Nobles Bildmaterial, sämtliche Texte und ein geradezu erfrischendes Coverartwork runden die Sache ab. Eine Schande ist das, dass dieses Teil auf nur 300 Exemplare limitiert ist. Ranhalten Leute und gleich mal bei Tonzonen Records kucken!