Nach dem wunderbaren “This is Pop” aus 2022 legt Shitney Beers mit “Amity Island” noch eine Schippe drauf – soviel sei schon mal verraten. Mittlerweile zu einer vollen Band gewachsen, präsentieren sich die Songs auf diesem Album noch facetten -und ideenreicher als auf den vorherigen Platten.
Wo im Intro noch einmal tief durchgeatmet wird und fast nur Banjo und Stimme die Musik machen, scheppert es im folgenden “Maya Hawke”, einer vertonten Liebeserklärung an eben jene Schauspielerin, umso mehr. Es kracht an den richtigen Stellen – eine aufdringlich eingängige Synthiemelodie, eine treibende Rhythmusgruppe und eine Gitarre, die den Song mit selbstbewusstem Soli veredelt.
“Lachrymal Glands” klopft anschließend den “Rotz” des Vorgängers ab und geht es ruhiger an. Statt dreckiger Gitarrensoli gibt es hier wunderbare Streicherarrangements und eine dezent aufspielende Band, die dem Song eine angenheme Eingängigkeit verleihen.
Das Opening von “N4N” versprüht fast Bluesrock-Vibes. Die Leadgitarre dominiert direkt mit einer sehr geschmackvollen Figur und wird dabei von einem krachenden Schlagzeug flankiert. Ab und an setzt der Song kurz ab, um dann mit voller Wucht, Orgeln und Gitarrensoli zu einem lauten Ende zu kommen. Das hat man vielleicht so nicht erwartet – macht aber unglaublich Spaß. “Dawn Girl” und “Simp” kommen im feinsten lo-fi Gewand aus den Boxen und lassen ein Gefühl von Grunge und Garage aufblitzen. Direkt und schnörkellos – Kuhglocke inklusive. Dass mit “Done” und dem Feature von Brockhoff dann noch einer der schönsten Piano-Balladen des Jahres mit auf der Platte ist, wundert dann auch fast nicht mehr.
Shitney Beers hat mit “Amitiy Island” keine Platte aus einem Guss abgeliefert. Was man als planlos auslegen könnte, ist eher das Gegenteil. Die Band spielt ihre Stärken in verschiedene Richtungen aus und verrennt sich kein einziges mal. Bleibt zu hoffen, dass Shitney Beers neben den unzähligen Support-Slots für etablierte Künstler eine ebenso erfolgreiche Headliner Tour im Frühjahr 2025 spielt. Die Qualität der Platte verlangt danach. Nochmal ein dickes Highlight zum Ende des Jahres.