Hut ab, liebe Sometimes Go. Ich dichte euch folgende Attribute bei: Korrigiert mich bitte bei Gelegenheit, sollte ich daneben liegen. Sometimes Go sind überzeugt von ihrer Sache, haben (deshalb) ein großes Durchhaltevermögen, sind dicke Freunde, arbeiten akribisch, arbeiten geduldig, sind absprachefähig und kompromissbereit. Ist der Typ jetzt unter die Profiler gegangen, oder was will der von uns? Keine Sorge, ich kläre gerne auf. Sometimes Go haben nach bereits zwei erschienenen EPs ihren ersten Longplayer “Mountains” nicht so aufnehmen können, wie man das für gewöhnlich als Band tut. Warum? Richtig! Corona! Studio zu viert? Is nich! Stattdessen laborierten die Jungs von zu Hause aus an “Mountains” herum. Jeder für sich, Diskussionen, Aufmunterungen, Schulter klopfen, gegenseitige Motivation, all die Dinge, die den Entstehungsprozess einer Platte normalerweise prägen, nur digital und in brüchigen Skype-Verbindungen. Ätzend und geradezu zum Heulen stell ich mir das vor. Und Sometimes Go? Die drehten den Spieß einfach rum und nutzten die schier unendliche Zeit in ihren Solo-Homerecording-Sessions für Tüfteleien an Gitarrensounds, kompositorischen Abläufen und eben für Diskussionen über die Ergebnisse. Natürlich lief unter diesen widrigen Bedingungen auch nicht immer alles erste Sahne und die Jungs fetzten sich auch mal. Und trotzdem, nach vier Monaten stand das Ergebnis, bzw. rotiert gerade eben in Form der von Midsummer Records releasten Scheibe auf meinem Plattenteller. Wow! Sometimes Go zeigen uns mit “Mountains”, wie man auch in schlechten Zeiten Gutes tun kann.
Aber was genau ist denn nun gut an “Mountains”? Gute Frage, liebe(r) LeserIn. Um dieser Frage etwas näher zu kommen, hilft es zunächst einmal zu beschreiben, womit wir es denn zu tun haben. Sometimes Go führen den Namen einer ihrer Heldenbands im Promo-Beipackzettel gleich zweimal an. Hot Water Music. Ha ja, passt schon, auch wenn die Herren aus Gainesville für gewöhnlich etwas direkter auf den Punkt kommen, als die Herren aus Gießen. Aber wie gesagt, letztere hatten ja auch alle Zeit der Welt und so entstanden elf, im direkten Vergleich eher ruhigere Post-Hardcore-Nummern, die mich positiv an die verträumten Momente von Cave In erinnern. In flotteren Momenten schimmern dann Bands wie Hell&Back, Samiam oder auch die ebenfalls als Vorbilder zitierten Jimmy Eat World durch. So, Stilrichtung ist nun ausreichend definiert. Bleibt aber noch zu betonen, dass Sometimes Go ein wahrhaft meisterhaftes Händchen für intelligente und gut durchdachte Gitarrenarbeit sowie für glasklare und punktgenaue mehrstimmige Gesänge haben. Das wiederum erfordert mehr als nur Zeit. Man bekommt den Eindruck, dass hier vier Leute zusammen musizieren, die sich menschlich und deshalb auch musikalisch blind verstehen. Und so versprüht “Mountains” trotz seiner textlichen, wie auch musikalischen Melancholie, die ja dem Stil getreu so sein muss, auch jede Menge positive Vibes.
Passend dazu erscheint die Platte auf knallig-pinkem Vinyl, ein Download-Code liegt bei. Das doppelt bedruckte Beiblatt enthält neben sämtlichen Texten und ein paar Linernotes auch ein paar Live-Fotos von Sometimes Go. Die wirken toll und bestärken das Verlangen in mir, die Band unbedingt mal sehen zu wollen. “Mountains” sagt mir dann, das wird schon werden! Bis dahin bleibt’s beim Hörvergnügen, welches ihr euch z.B. hier besorgen könnt.