Das weißrussische Kollektiv Soyuz wurde bei uns in der Redaktion auch eher mit gemischten Gefühlen angenommen. Der eine teilte mit, aufgrund der Nähe zu Russland möchte er es nicht rezensieren (Anmerkung des Rezensenten: kann ich zwar weder dementieren noch bestätigen, aber eine Verbindung zu Russland habe ich nicht finden können – bis auf das Russland in Weißrussland), oder aber man hat sich gar nicht dafür interessiert. Streng genommen, kann ich es denen nicht verdenken, sich dafür nicht zu interessieren, bei all den Punkheads oder Rockern in unserer Redaktion. Hin und wieder muss man aber dann doch über seinen musikalischen Schatten springen. Habe ich dann auch mal wieder gemacht. Nach meiner anfänglichen Skepsis und den ersten Hörproben habe ich dann doch eine kleine Perle in meine Sammlung aufgenommen.
Das Trio Alex Chamuk (Gesang, Keyboard, Komposition), Mikita Arlou (Multiinstrumentalist) und Anton Nemahai (Schlagzeug) sind bereits seit 2018 die Band Soyuz. Beim Label Mr. Bongo sind sie erst seit kurzem und veröffentlichen nun auf diesem Label ihr drittes Album namens “Force Of The Wind”.
Ihr drittes Album ist stärker von der “Música popular Brasileira” der 70er Jahre beeinflusst und schlägt eine Brücke zum heutigen Weißrussland, oder auch Belarus. Alex erwähnte, dass er, als er das erste Mal mit der Musik in Berührung kam, sofort Feuer und Flamme für diese Art von Musik war. “Force Of The Wind” hat sowohl auf Russisch und auf Portugiesisch gesungene Lieder, als auch instrumentale Tracks. Eine breite Spanne zwischen akustisch und elektroakustisch ist auf dem Album zu hören. Neben Rhodes-Piano, Streicherarrangement, kontrolliertem Schlagzeug und Alex’ Gesang, hat man auch Platz für Gastauftritte auf dem Album gefunden. Mit dabei sind u.a. Kate NV, oder aber der Brasililianer Sessa, für dessen Album Alex auch ein paar Arrangements beisteuerte. Unterstützung erhält die Band auch von dem in New York lebenden türkischstämmigen Perkussionisten Cem Mısırlıoğlu, dem klassisch ausgebildeten Komponisten Simon Hanes, der bei den Streicherarrangements und der Leitung der Streicher half, und dem in den Niederlanden lebenden brasilianischen Multiinstrumentalisten Gabriel Milliet an den Flöten. “Force of the Wind” ist ein Rätsel, brasilianisch und doch nicht brasilianisch, altmodisch und doch zeitgenössisch, nicht synchron mit der modernen Kultur und doch absolut relevant und notwendig.
Das Album weiß zu begeistern. Und sicher muss man in der Laune sein dieses Album zu hören. Aber wenn man in der Laune ist, will man einfach mehr!
Zu erwerben ist das Album, welches in schwarzer und transparenter Version erhältlich ist, zum einen bei JPC und direkt bei der Band über Bandcamp.
Viel Spaß beim Hören und Entdecken!