Wir schreiben den 1. Januar 2023, 13:00 Uhr MEZ. Es gibt Frühstück. Nach einem gemütlichen Silvesterabend mit Freunden wollen wir auch den ersten Tag des Jahres ruhig angehen lassen. Stress und Hektik werden schon noch von alleine kommen, da macht man sich doch unnötig was vor, wenn man an die heilende Kraft der neuen Jahreszahl hofft. Unwissentlich und trotzdem passend wie Arsch auf Eimer legen wir “Middle Hideout”, das Debütalbum (VÖ 3.02.2023) der Reveries auf. Arsch auf Eimer deshalb, weil das Quintett aus Köln mit seinen gleichermaßen entspannten, als auch atmosphärischen Indiepop-Klängen den idealen Soundtrack für die erste Mahlzeit des Jahres liefert.
“Schöne Hintergrundmusik” wird am Tisch kommentiert. Ich stimme dem zwar bei, will es aber später noch genauer wissen. Funktioniert das Album auch wenn es im Mittelpunkt steht, oder taugt es tatsächlich nur als Backgroundbeschallung? Die Antwort tendiert in Richtung “Mittelpunkt”. Allerdings muss es sich gewissen Härtetests unterziehen, da der Funke nicht so ganz direkt zünden will. Was letztlich aber für “Middle Hideout” spricht, ist der Umstand, dass es als Gesamtwerk absolut stimmig klingt und die elf Songs sich gegenseitig ergänzen, ja sogar bedingen. Einzelne Songs als Höhepunkte herauszupicken fällt schwer und würde dem Konzept der Platte auch nicht gerecht werden. Vielmehr sind die elf Freunde/Songs als Team ganz groß. Diese Fußball-Metaphorik finde ich ausnahmsweise doch ganz nett, während gerade “Routine”, Song 2 auf Seite B, läuft.
Und da haben wir ihn doch, den Ausnahmespieler, der das gute Team “Middle Hideout” zu einem noch besseren macht. Aua, jetzt aber Schluss mit Fußball. “Routine” mit seinem nach Banjo klingenden mega eingängigen Leitmotiv nimmt im Vergleich ein bisschen mehr Fahrt auf, rockt mehr, rollt mehr, stellt den Rest der Platte aber dennoch nicht in den Schatten. Wie gesagt: das Gesamtwerk ist die große Stärke der Reveries. “Middle Hideout” eignet sich als Platte für diverse Vorhaben – auch dann, wenn es NUR um die Platte geht.
Neues Jahr und schon wieder muss man von Defiziten sprechen. Aber keine Sorge, nur von den eigenen. Beim Hören der Reveries wird mir nämlich bewusst, wie defizitär doch meine Fachkenntnis in Sachen Indiepop ist. Und so fällt es mir hier auch wirklich schwer, sachdienliche Hinweise für euch, werte Leserinnen und Leser, zu benennen, anhand welcher ihr euch ein konkreteres Bild über die Reveries machen könntet. Ganz vorsichtig wage ich den Vergleich zu den ruhigeren Sachen von Eels und hoffe, dass Max Altmeyer (Vocals, Guitars, Keys und Percussion), Michael Roehrig (Guitars), David Schweikart (Bass, Saxophone), Paul Uedingslohmann (Drums, Percussion) und Dominik Ehrl (Guitars, Keys, Bass) damit auch einigermaßen d’accord sind. Ganz toll dagegen – und dazu kann ich auch getrost gut stehen – finde ich den Umstand, dass die Reveries beim Entstehungsprozess von “Middle Hideout” nahezu alles selbst gemacht haben. DIY ist doch immer am schönsten und ich habe den Eindruck, die fünf mögen sich auch richtig gerne! Sowieso super! Wer sonst noch beteiligt war, erfahrt ihr beim Lesen der rudimentär gehaltenen Linernotes auf der bedruckten Innenhülle.
Dazu solltet ihr die Platte jedoch kaufen (spicken auf dem Foto unten gilt nich!) und das könnt ihr auch getrost tun. Die Reveries bieten euch tolle Musik für die ruhigen Momente, für die Phasen der Erholung und Entspannung – und auch 2023 habe ich die Befürchtung, dass diese Momente Gold wert sein werden. Golden dann vor allem, wenn sie von den Reveries begleitet werden! Kauft die Platte am besten direkt bei der Band, oder beim verantwortlichen Label Hithome.