Hurra! Endlich wieder was Feines von Hound Gawd! Records. Zumindest steht das Berliner Label erfahrungsgemäß für absolute Spitzenqualität und warum soll es dieses Mal anders sein? Ausgerechnet dieses Mal? Eher unwahrscheinlich, denn mit The Cutthroat Brothers And Mike Watt haben wir es auch nicht mit irgendwem zu tun. Die drei Musiker sind nicht nur etabliert, sondern haben zu Teilen in ihrem Dasein als solche geradezu legendäre Beiträge zur Rockgeschichte geleistet.
Donny Paycheck an den Drums war Gründungsmitglied der Speed-Punker Zeke und damit auch beteiligt an deren besten Zeiten. Mike Watt war mit Bands wie den Minutemen oder fIREHOSE nicht nur musikalischer Wegbereiter, sondern wird auch von den ganz Großen wie zum Beispiel den Foo Fighters oder den Red Hot Chili Peppers verehrt. Sein Mitwirken bei den Stooges oder bei Porno For Pyros klingt da fast schon wie eine beiläufige Randnotiz. Jason Cutthroat mag da im Vergleich sicherlich derjenige mit am wenigsten Orden an der Brust sein. Doch schauen wir mal, was da noch für ihn kommen mag. Ach ja, und Jack Endino als Produzent und Gastmusiker ist auch noch mit dabei. Hätte ich bei der ganzen Prominenz fast vergessen. Ich denke aber, der dürfte euch auch schon mal über den Weg gelaufen sein?
So, das Schaulaufen ist hiermit beendet; kümmern wir uns nun um “Devil In Berlin”. So heißt es nämlich, das neueste Werk der Cutthroat Brothers mit Unterstützung von Mike Watt. Klar, irgendwas mit Punk erwartet uns angesichts der beteiligten Akteure sicherlich. Aber wow, das hier ist irgendwie anders. Die entgegen ihrer sonstigen Verwendung geradezu unheimlich klingende Slide-Gitarre von Jason Cutthroat ist absolut stilbildend und einer der roten Fäden von “Devil In Berlin”. Watts Bassspiel gibt dem Ganzen ordentlich Schwung mit auf den Weg, ohne sich dabei groß in den Vordergrund zu spielen. Und Paychecks Drumming sorgt schlicht und ergreifend dafür, wofür gutes Drumming eben sorgen soll: für absolute Punktgenauigkeit und viel, viel Energie. Der dunkel gehaltene und gleichzeitig ähnlich wie die Slide-Gitarre getragen klingende Gesang Cutthroats bewegt sich irgendwo zwischen Eddie Spaghetti und dem Totengräber bei Last Man Standing, der immer schon diabolisch grinsend im Schaufenster steht, wenn Bruce Willis die Stadt betritt.
Überhaupt diabolisch. Dieses Wort gefällt mir irgendwie zur Umschreibung der Musik von The Cutthroat Brothers And Mike Watt. Teuflisch gut ist sie auf jeden Fall. Düster, mystisch, unheimlich, bluesig, Garage, Schmutz, Schweiß, Rock’n’Roll. The Cramps, Dwarves, Misfits, Roky Erickson, Tiger Army, all das auch. Und dann gibt es da noch Songs wie “Been Away”, die ein schier unglaubliches Hitpotenzial haben. “If You’re Going My Way, You Might Never Make It Home Tonight” wird da versprochen. Hab ich unter diesen Umständen auch nicht vor, liebe Cutthroat Brothers und lieber Mike Watt. Lieber lasse ich mich von euch mit in den Abgrund reißen. Hauptsache, ich kann noch ein bisschen mit euch rumhängen.
Hound Gawd! Records hat es also abermals geschafft. Ich bin wieder einmal und weiterhin großer Fan vom Label und seinem Output. Dieser wird in diesem Fall optisch unterstützt von Darstellerinnen der Berliner Burlesque-Truppe The Velvet Creepers und kommt deshalb mit schick gestalteter Innenhülle und Rückseite. Vorne drauf hätte man sich gerne etwas mehr Mühe geben können. Die in die Höhe gereckte Beelzebub-Maske hat so ein wenig was von schwäbisch-alemannischer Fastnacht. Ist aber auch der einzige Makel an einem sonst rundum gelungenen Kunstwerk. Dringende Kaufempfehlung, zum Beispiel hier:
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