Wow, das nenn ich mal ein globales Projekt. Von Norwegen (Arne Kjelsrud Mathisen und Frode Stromstad von I Was A King) über Athens/Georgia bis nach Portland/Oregon (Peter Buck und Scott McCaughey von R.E.M. und Minus 5) verteilt sich das Personal von The No Ones. Speziell den letztgenannten Ort verbinde ich bisher hauptsächlich mit harter und/oder düsterer Musik. Mag am schlechten Wetter liegen, womit Norwegen ja auch nicht gerade geizt. Poison Idea, The Wipers, The Estranged… alles geile Bands, aber zum Lachen gehen die eher in den Keller. Umso erfrischender, dass The No Ones mit ihrem eher fröhlich gestimmten, jedoch trotzdem mit Tiefgang gesegneten Gitarrenpop, da einen kleinen Gegenpol schaffen.
Doch nageln wir die Protagonisten nicht allzu sehr auf ihre Wohnorte fest, die für das gemeinsame Musizieren kaum weiter auseinander liegen könnten. Viel interessanter ist doch zum Beispiel, dass speziell mit den zwei US-Amerikanern zwei echte Schwergewichte mit am Start sind. Als Mitglieder von R.E.M. gehörten sie wohl DER Indierockband überhaupt an. Und das ist auf dem zweiten Longplayer der The No Ones, “My Best Evil Friend”, auch kaum zu überhören. Daneben fühle ich mich klar an Oasis, The Libertines und Mando Diao erinnert, um ein paar weitere Schwergewichte in den Ring zu werfen.
Ihr seht schon, The No Ones legen wert auf möglichst fettes Gitarrenriffing innerhalb dessen, was die Popmusik erlaubt. Und eben jenes muss natürlich auch ordentlich in Szene gesetzt werden. Ich tippe mal auf ‘ne Fender Stratocaster samt dem dazu passenden Fender Twin Reverb, eine Kombi wie geschaffen für diese Musik. Glasklar und kernig der Sound also. Das sticht sofort ins Ohr und fällt direkt als großer Pluspunkt ins Gewicht. Ein weiterer Pluspunkt: Die Band setzt auf die Stärke des Songs und nicht auf die Stärke der jeweiligen Eigenleistung. The No Ones agieren als Mannschaft, nicht als ein Haufen von Einzelindividuen. Das hat nach meiner bescheidenen Meinung einst auch R.E.M. zu dem gemacht, was sie waren. Zumindest musikalisch.
A propos Songs: davon liefern uns The No Ones auf “My Best Evil Friend” gleich satte 18 Stück. Besonders hervorheben mag ich dabei eigentlich keinen. Vielmehr hält die Band die qualitative Messlatte hoch bis zum Ende. Dass 18 Songs sich natürlich nur schwer auf einer Langrille tummeln können, ist auch klar. Deshalb haben sich Band und das verantwortliche Label Yep Roc Records für eine originelle Lösung entschieden. Zwei Platten, zwei Farben. Einmal orange, einmal pink und überhaupt ist das Gesamtprodukt recht farbig geworden. Tolle Fotocollage, die das Gatefold ummantelt. Ich steh ja auf so was. Da gibt es immer was zu entdecken. Zum Beispiel Paul McCartney. Warum der aber ein “best” und/oder ein “evil” Freund der The No Ones sein könnte, weiß ich nicht so recht. “Best” vielleicht schon. Schließlich steht auch er mit seinem musikalischen Schaffen eindeutig Pate für den Sound des Quartetts, ebenso wie weitere, in der Collage vertretene Künstler*Innen.
Auch die Innenseite des Gatefold gefällt mir gut. Songtitel und Credits in Form von Zeitungsartikeln. Noch so ein Stilmittel, mit dem man mich ködern kann. An sich müssen mich The No Ones aber mit gar nichts ködern. Ihre Musik alleine reicht mir schon. Diese ist z.B. bei JPC zu haben.